In die Antwort hineinleben

  • Warum mag ich „Geschenkorgien unter dem Weihnachtsbaum“?
  • Warum werde ich alle Jahre zum „Marsch fürs Läbe“ eingeladen?
  • Warum lese ich begeistert Teebeutelanhänger („Ein spirituelles Leben ist sensibel und feinfühlig“)?
  • Warum spende ich für Syrer im Libanon?
  • Warum nicht für die Sudanesen in Dabaab?
  • Warum klingt „Oh du Fröhliche“ so ernst?
  • Warum verstecken sich Krisen so gern in der Nestwärme?
  • Warum möchte ich bei „Krise als Chance“ widersprechen?
  • Warum ist Erinnerung selektiv und relativ?
  • Warum ist Ambiguitätstoleranz plötzlich überall ein Thema?
  • Warum will ich hier 12 meiner Fragen notieren?
  • Liegt unter dem Pflaster der Strand?
  • (…) und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, (…) Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.

    – Aus einem Brief von Rilke an Kappus

    Allen alles Gute zum neuen Jahr. Allmählich in die Antwort hineinleben. Wenn das kein guter Vorsatz ist.

    Bücher: Ein Geben und Nehmen

    Eine Unmenge Arbeit (…). Unendliche, pausenlose Erschöpfung. Ich kann an überhaupt nichts anderes mehr denken. Ich kämpfe mit der Zeit, und dabei wird mein Kopf leer. Andererseits arbeite ich gern, und dieses Tempo… das eigentlich etwas für ganz junge Autoren ist… reisst mich mit.

    – Imre Kertész in Letzte Einkehr

    Lese ich gerade, habe ich bekommen. Und auch Carambole, Gewäsch und Gewimmel, Die fliegenden Bücher, Das wahre Drama des begabten Kindes und Les Dents du Recoin. Seit dem ersten Tag meines Lesens verblüffen mich dessen Möglichkeiten.
    Verschenken werde ich Menschen am CERN, Taschenwelten, Wir sind die Deinen, Frauen und ihre Katzen und ein weiteres Dutzend.

    Wochenrückblick

    Vom Montag handelt mein letzter Eintrag, es ging um die Zukunft des Buchhandelsberufes. Dienstags fand das Treffen der Schweizerischen Kommission für Berufsentwicklung und Qualität im Buchhandel (kürzer: „B&Q Buchhandel“) statt. Unsere Schule war dieses Mal Gastgeberin und ich daher ein wenig erleichtert, als es vorbei war, obwohl’s gut war.
    Mittwochs reiste ich in der Herrgottsfrüh nach Zürich, um einen Tag lang die Prüfungen der Call Center Agents mitzuverfolgen. Einer meiner wichtigsten Termine dieses Schuljahr, denn ich lernte hier, wie man eine Prüfung abnehmen und bewerten kann, zu der es kein einziges Blatt Papier gibt. Die Gespräche werden aufgezeichnet. bewertet und archiviert wird diese Aufzeichnung. Wie das im Detail funktioniert muss ich wissen, um meinen Job als Prüfungsleiterin bei ersten Jahrgang der neuen Lehre gut zu machen. Noch bin ich daran, meine Erfahrungen dieses intensiven Tages auszuwerten. Aber ab Dezember werde ich die Anweisungen und Leitfäden verfassen können, die wir für unsere Prüfung brauchen werden, und liege somit im Zeitplan. Die ersten Abschlussprüfungen schweizweit für die Grundbildung Fachleute Kundendialog findet von Mai bis Juni 2014 statt. Es bleibt viel Arbeit, aber es ist mir jetzt klar, welche.
    Am Donnerstag hatte ich zahlreiche interne Sitzungen. Der Tag war zwar ergiebig, aber er erschien mir endlos. Freitags besuchte eine Verlagsvertreterin unsere Schule, was wieder etwas Power gab. Auch wenn sich dieser Beruf stark verändert, es sind immer noch zu 90% gelernte Buchhändlerinnen und Buchhändler, die ihn erfolgreich ausüben, es bleibt also eine Berufsperspektive für unsere Lernenden. Und es scheint inzwischen den allermeisten Branchenteilnehmern bewusst, dass die Vertreter, die die Verlage und deren Produktion aber eben auch eine Region sehr gut kennen, unentbehrlich sind. Samstag und Sonntag war ich in einem Stimmseminar. Die Stimme ist neben dem Computer und dem Handy mein wichtigstes Werkzeug. Es war höchste Zeit, ihr einmal zwei Tage volle Bedeutung beizumessen.
    Jetzt bin ich müde und geh früh zu Bett, morgen ist ein lauter Montag.

    Randnotiz: Zukunft Buchhandel

    Wir – die Buchhandelsbranchenvertreter der Schweiz – haben uns heute getroffen, um folgende Frage zu klären: „Braucht es in fünf Jahren noch Buchhändlerinnen und Buchhändler?“ Wie wollen wir planen? Womit können wir rechnen? Von Handlungskompetenzen bis Flächenrückbau in Quadratmetern kann man vieles diskutieren. Doch am Ende des Tages ist es eine Frage für die Kundschaft. #Kristallkugel

    Pegasus 113: Differenzen

    Ich kann mich ziemlich aufregen über den Buchhandel, Sie kennen das. Fehleinschätzung (Markt!), Fehlinterpretation (Kundenwunsch!), Fehlkalkulation (Einkauf!), Naivität (Prognosen!). Was haben wir einander in dieser Branche schon alles vorgeworfen.
    Harmonie wäre schön, aber Differenzen sind buchhändlerischer. Bücher entstehen nicht aus stillem Glück, jeder Titel ist ein Resultat langen Ringens um richtige Entscheidungen. Auch Leser entschliessen sich selten aus einem Gefühl völliger Zufriedenheit mit sich und der Welt für ein Buch. Es spricht sie an, weil sie etwas ergänzen, aufholen, weitergeben oder finden wollen, und sei es die eigene Meinung. Emotionen gehören zu unserem Geschäft.

    Der neue Pegasus ist da.