In der Grossbuchhandlung [2]

Ich mag Kunden und von den Hunderten, die ich schon bedient habe, sind mir nur sehr wenige im Gedächtnis geblieben, weil ich Schlechtes mit ihnen erlebt habe. Dafür viele, mit denen mich über lange Zeit eine gute Beziehung verband und viele, aus deren Wünschen und Ansprüchen ich nachhaltig gelernt habe.
Aber es ist schon interessant zu sehen, wie wenig sich am Kundenkontakt verändert, obwohl sich die Buchhandels-Landschaft so schnell wandelt.
Schon am ersten Tag hatte ich jemanden, der mir im Brustton der Überzeugung einen falschen Titel und falschen Autoren angegeben hat. Zuerst stand ich blöd da, weil ich selber nichts wusste und weil der Kunde absolut glaubwürdig klang. Ich konnte ihm erst am nächsten Tag weiter helfen, nachdem ich alle Leute im Kollegenkreis angesimst hatte, die sich im Thema auskennen.
Am selben Tag war auch ein Autor da, der bei der Kollegin unter falschem Namen sein eigenes Buch bestellt hat. Ich habe ihn erkannt, die Kollegin zum Glück nicht. Denn man kann die Contenance eindeutig besser wahren, wenn man nicht weiss, dass man nur getestet und das Buch nicht verkaufen wird.
Ich predige in der Schule immer, dass es möglich sei, jeden Kunden zufrieden ziehen zu lassen, auch wenn man das Gesuchte nicht bieten konnte. Bis jetzt ist mir das diese Woche gelungen. Allerdings nur knapp. Bei einem, der richtig wütend darüber war, dass er weder in der Buchhandlung noch in einem anderen Geschäft in der ganzen Shoppingmall eine CD kaufen konnte, habe ich beinahe aufgegeben. Entmutigt habe ich am Ende noch gefragt, was er denn so dringend gesucht hätte (obwohl mir die Frage angesichts meines Nicht-Angebots stupid vorkam). Und er meinte bissig: „Gleichstrom, Wechselstrom“. Ich verstand ihn und konnte ihn aufrichtig bedauern, weil ich selber schon länger gern in die Neue von good old AC/DC reingehört hätte. Wir verabschiedeten uns in Minne.

Ein Gedanke zu „In der Grossbuchhandlung [2]“

  1. Für mich ist es sehr spannend, durch deine Berichte nach Jahren wieder so nah am Buchhandel zu sein.
    Im gestrigen und recht hektischen Abendverkauf wurde ich bei Thalia kompetent, schnell und freundlich bedient. Man hat mir geglaubt, dass ich einen Comedia-Ausweis besitze, den ich im Moment nicht fand, und es wurden mir zwei wunderschöne Päckli gemacht. Die Buchhändlerinnen liessen eine Kundin, beladen mit vier Taschen, glücklich von dannen ziehen.

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