Von Rätseln und Ratten

Orte für Leseleidenschaften
Heute war unser Aktionstag zum Weltbuchtag, der eigentlich erst morgen stattfindet. Der UNO-Tag für das Buch – der „World Book and Copyright Day“ – steigt heuter zum elften Mal am 23. April. Warum? Weil die Katalanen die Initiative ergriffen haben und bei der UNO anfragten, ob man ihren Sankt-Georg-Tag, zu dem sie sich schon seit Ewigkeiten Bücher schenkten, nicht gleich weltweit erklären könnte? Völkerverbindend kommt hinzu, dass Cervantes und Shakespeare an eben diesem Tag 1616 das Zeitliche segneten und wir damit auch den Todestag von zwei gelinde gesagt namhaften Autoren begehen. Wozu? Weil Lesen und Schreiben genau so wichtig ist wie Nichtrauchen (31. Mai).
Ich habe die Lernenden des 2. Lehrjahres zu mehreren Aktionen motiviert verdonnert. Unter anderem zur Produktion eines Publikumswettbewerbes. Weil „meine“ Azubsi so gute Ideen hatten, hat die Buchlobby gleich eins, zwei, drei ihrer Rätsel als Karten gedruckt. Darauf bin ich stolz und es entschädigt eine Menge Ärger, welchen ich aus Gründen überbordenden Selbstmitleids nie verbloggt habe.
Und heute haben wir die Karten an 24 Verteilorten unters Volk gebracht. In Leseratten-T-Shirts sind wir durch Bern gezogen und haben für den Weltbuchtag geweibelt. Die Verteilaktion war freiwillig und deshalb haben lägst nicht alle mitgemacht. Aber lieber wenige, die wirklich lächeln, als viele, die schmollen.
Fotos von zwei pfiffigen Ratten im Kommentar. Und morgen, zum waschechten Weltbuchtag, gibt’s etwas über die Schaufenster. Die kann man auch ansehen, wenn die Buchhandlungen geschlossen sind und die Buchhändlerinnen Lindenstrasse gucken.

9 Gedanken zu „Von Rätseln und Ratten“

  1. Ich glaube, dass es sich hierbei um ein weit verbreitetes Vorurteil handelt 🙂
    (Rinaa z.B. findet es ziemlich leidenschaftslos, dass wir nicht heute Aktionstag hatten, weil heute ja eigentlich der Weltbuchtag wäre. Es ist aber in der Tat ziemlich schwierig, Sonntagsverkauf zu machen – Genehmigung, Sonntagsarbeit.)

  2. z.t. stimme ich rinaa zu, es hätte ja aber nicht unbedingt ein verkauf sein müssen.
    wir machen z.b. regelmässig (naja, ok, zweimal im jahr) eine literaturmatine, auch eine lesung oder sonstwas (es hätte sich sicher was finden lassen, ohne gleich grad das ganze geschäft öffnen zu müssen)

  3. Weisst du denn, Joerg, warum ihr das nicht gemacht habt? Ich hatte ein paar Feedbacks, die einfach besagt haben, dass es zu aufwändig sei, auch den Bibliotheken. Ich selber denke, dass letztes Jahr (Politik & Buch) sehr viel investiert wurde und die Branche einfach nicht die Kraft aufbringen konnte, noch einmal soviel zu machen, wenn sie für alles eine Genehmigung einholen und auch noch mit der Gewerkschaft hätte das Gespräch suchen müssen. Ich musste mich sogar mit der Gewerbepolizei in Verbindung setzen, um ein paar Lehringe ein paar Wettbewerbskarten verteilen zu lassen. Aufwand für Karten- und Schaufensteraktion: 113 E-Mails + um die 38 Stunden Fronarbeit. Ich hätte gerne mehr gehabt, aber ich wüsste nicht, wie ich das hätte anstellen sollen.

  4. leider bin ich nicht mehr so ganz gut informiert (aber unsere lehrlinge haben sich ins zeug gelegt=>schaufenster und karten verteilen)
    wieso mit der gewerkschafft das gespräch suchen? wegen sonntagsarbeit? oder koordination?

  5. Ja, wegen Sonntagsarbeit lohnt es sich, zuvor mit der comedia zu sprechen (kann man ja sehr gut mit ihnen!) und nicht erst, wenn das Personal sie angerufen hat.

  6. Mal im Ernst. Man hat in der Schweiz (im Verkauf) im Normafall 3 Sonntagsverkäufe in der Weihnachtszeit, dann kommt mal ein Welttag des Buches an einem Sonntag und vielleicht 1-2 Einsätze wegen einer Inventur (je nach Betrieb am Sa Abend oder So). Ist ja nicht wirklich viel Mehreinsatz von der Zeit her, kann man durchwegs verkraften und bekommt man ja auch gutgeschrieben; klar engagiert man sich hoffentlich auch sonst in der Freizeit und liest Bücher, aber ich denke dass sollte klar sein, mach ich auch, bilde mich weiter, Fachlektüre hauptsächlich in der Freizeit und so… Man hat also auch ein persönliches Interesse, eine gewisse Leidenschaft.
    Und wenn dann wirklich einer das Gefühl hat, er müsse wegen einem ausserordentlichen (fällt ja nicht immer auf einen Sonntag der Weltbuchtag) Sonntagsarbeit sich bei der Gewerkschafft zu beschweren…
    Dann fragt man sich, in was für einer Welt man lebt, ob Arbeit wirklich nur Broterwerb ohne Engagement ist und es den Leuten vielleicht nicht einfach zu gut geht. Aber die Leute beschweren sich vermutlich auch, wenn sie mal an einer Lesung dabei sein oder ein Buch lesen müssen.
    Geht es unserer Gesellschaft zu gut oder zu schlecht?

  7. Es ging mir um das Organisatorische (und Sonntagsarbeit gibt Organisation), weil ich eben denke, dass es daran gescheitert ist und nicht am Engagement. Wenn ich Arbeitslosenzahlen und Löhne in Buchhandel betrachte, halte ich die meisten Leute in der Schweizer Branche für ausgesprochen engagiert und nicht gerade arbeitsscheu. Du bist es doch auch und eure Lernenden haben sich sehr reingekniet!
    Allerdings gibt es Tage, da kann man sich durchaus über die Branche ärgern. Zum Beispiel heute, wenn ich plötzlich eines meiner Schaufensterbilder in einem Buchhandlungs-Blog entdecke – ziemlich einsam, so ganz ohne Quelle. Ein Glück, dass der Weltbuchtag auch der Welturheberrechtstag ist.

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