Tipp 3: IT-Potential

Die IT-Industrie ist für unser Land nicht nur deshalb so wichtig, weil der Sektor über 8 Prozent des BIP ausmacht und über 120’000 Personen beschäftigt (darunter Hunderte von Azubis, Anm. nja), sondern weil durch ihn die gesamte Wirtschaft, aber auch die öffentliche Hand von Grund auf trasformiert wird. Um die Bedeutung der Transformatoren (oder die Konsequenzen eines Mangels an solchen) angemessen darzustellen, enthält dieses Buch zehn Berichte aus und über IT-Unternehmen.

Das steht in der Einleitung des sehr aufschlussreichen neuen Titels von Xavier Comtesse: DARTFISH, LOGITECH, SWISSQUOTE UND CO. Diese Empfehlung gilt vor allem dem Herrn InVisible and Visible, der mich darum gebeten hat.
Und in diesem Zusammenhang möchte ich auch darauf hinweisen, dass Martin Rölls Beitrag aus dem Handbuch E-Learning zum Thema Einsatz von Weblogs jetzt online ist. Vielen Dank!

im Grunde erfinderisch 2

Im Mai hat mich die Redaktion vom „forum der rudolf steiner schule bern und ittigen“ auf dieses Weblog angesprochen. Daraus ist nun etwas geworden.
Den ersten Teil des Beitrags schrieb Bruno Vanoni, das Interview im zweiten Teil führte ich mit mir selber.
Ich fand es nicht ganz einfach, den Internet-skeptischen Leserinnen und Lesern das Bloggen und meine Einstellung zum Netz zu erklären, ohne zu heucheln. Und viele von ihnen kannten mich als Schülerin oder waren gar meine Lehrerinnen und Lehrer.
Umso mehr haben mich die guten Reaktionen gefreut. Vielen Dank dafür.
Hier der gescannte Beitrag als PDF.

Unterrichtsbeurteilung 2005

Heute was das Couvert mit der Unterrichtsbeurteilung bei mir im Briefkasten. Denn ausser mir und zwei anderen darf niemand die Daten sehen (an die Informatiker, die irgendwo irgendwas sichern, denkt wiedermal keiner).
Was mich im Vorfeld immer stört, ist die ewige Erklärung meiner Vorgesetzten, es handle sich nicht um eine Beurteilung meiner Person, nein, nein, es gehe rein um die Beurteilung meines Unterrichts. Es wird nicht wahrer, indem man es wiederholt.
Kinder und Jugendliche beurteilen in erster Linie die Lehrpersonen, nicht den Erfolg des Unterrichts, hab ich auch gemacht, finde ich auch nicht schlimm. Es ist an der Lehrperson, die Brücke zu schlagen zwischen Vertrauen und guter Wissensvermittlung, sie muss offen und freundlich sein und trotztdem konsequent Anforderungen an das Hirn stellen.
Folgende 13 Fragen haben 26 meiner Schülerinnen und Schüler im 1. Lehrjahr beantwortet. Ich unterrichte sie in einer Lektion pro Woche in Betriebs- und Verkaufskunde.
[Antwortmöglichkeit: immer | oft | selten | nie | kann ich nicht beurteilen]
1. Die Lehrperson ist gut auf den Unterricht vorbereitet.
2. Der Unterricht ist abwechslungsreich.
3. Die Lehrperson zeigt uns, wie wir lernen und die Aufgaben lösen sollen.
4. Die Lehrperson bezieht alle Lernenden in den Unterricht ein.
5. Im Unterricht gibt es Gelegenheit für Übungen und Fragen.
6. Die Proben der Lehrperson entsprechen dem angekündigten Inhalt.
7. Die Lehrperson sorgt für ein gutes Lernklima während des Unterrichts.
8. Die Lehrperson geht auf Anregungen der Lernenden ein.
9. Die Lehrperson macht einen motivierten Eindruck.
10. Die Lehrperson ist fair.
11. Die Lehrperson zeigt den Nutzen des Stoffs auf.
12. Die Anweisungen und Erklärungen der Lehrperson sind verständlich.
13. Wenn die Lehrperson zusätzliche Unterlagen austeilt, sind diese nützlich.
Kurz zusammengefasst sind die Rückmeldungen postitiv,“immer“ überwiegt bei weitem. Der einzige Knackpunkt, der mich bei sämtlichen ersten Lehrjahren meiner Schulkarriere begleitet, ist die „Verständlichkeit“ meiner Answeisungen und Erklärungen. Da sagen nur 10 „immer“ und 16 „oft“. Zu meiner Erleichterung sagt niemand „selten“, das hatte ich auch schon – vielleicht habe ich mich ja doch verbessert. Die ergänzenden Bemerkungen der Lerndenden sind dieses Jahr hilfreich und ich bin zuversichtlich, dass wir nützliche neue Abmachungen werden treffen können.
Eine Premiere habe ich bei dieser Befragung erlebt: Auf zwei Lernende wirke ich selten motiviert. Das steht im krassen Gegensatz zu den übrigen Antworten und den Antworten der Vorjahre.
Die schon fast philosophische Frage lautet: Woran erkennt man die Motivation einer Lehrerin? Und erkennen alle Menschen das gleiche Verhalten als „motiviert“? Es wird interessant, mit den beiden – die nebeneinander sitzen – dieser Frage nachzugehen.

Lebensläufe

Jeder macht eine Laufbahn, Karriereplanung oder Nichtplanung spielt keine Rolle, die eigene Biografie ist wie das Wasser, sie gräbt sich durch.
Ich bin mir zwar meiner Kindheit bewusst, aber meines Erwachsenenlebens kaum. Und denke ich an die Nachrufe, die ich so auf Beerdigungen höre, ist das ziemlich üblich. Die Pfarrer und Pfarrinnen reden über Kindheit und Jugend und dann kommt noch etwas Beruf und Charakter, in aller Regel sind die Prioritäten zu Gunsten der Jugendzeit unausgewogen.
So ist es bei mir schon zu Lebzeiten, ich bin mir meiner Laufbahn als Erwachsene nicht sonderlich bewusst. Heute Mittag zum Beispiel war ich erstaunt, wie sehr ich mich über die Afrikadebatte von Bush und Blair aufregen konnte, ich war noch nie in Afrika, ich kenne niemanden da und schrieb mich dennoch in Rage. Herzblut ist dick, die Themen, für welche ich es vergossen habe, vergesse ich nicht so leicht.
Ich habe vor 14 Jahren in der Münstergass-Buchhandlung die Abteilung DOCUDISP gegründet, die Entwicklungsprojekte mit Informationen beliefert. Auch wenn ich seit 2001 nicht mehr dort arbeite, lese ich immer noch alles zum Thema mit besonderer Aufmerksamkeit. Während ich mir die Gesichtszüge ehemaliger Freunde auch mit grösster Anstrengung kaum noch vorstellen kann, bleibt berufliches Engagement bei mir ganz selbstverständlich hängen. Und Bücher, die mich in dem Zusammenhang beeindruckt haben, lese ich wieder, auch die Fortsetzungen, denn es geht ja immer alles weiter.
Wie auch mein Lebenslauf. Ich war ein einziges Mal beim Berufsberater, am Ende der Schulzeit. Er empfahl mir nach Gespräch und Test einen Beruf, den ich verabscheute. Er war überzeugt, dass ich nicht Buchhändlerin werden sollte, nein, lesen könne ich so oder so. Viel geeigneter fand er Lehrerin.

im Grunde erfinderisch

Im Zusammenhang mit einer Anfrage meiner ehemaligen Schule, muss ich mir wieder einmal überlegen, welche Bedeutung Weblogs und Bloggen haben können. Klar, dass ich zuerst den Artikel von Lyssa heraushole.
Es ginge im Text darum zu erklären, was ich hier mache und warum. Das Thema dieser Ausgabe des Forums wird „im Grunde erfinderisch“ sein, was ganz gut passt.
Dieses Weblog zum Beispiel hat ein ehemaliger Steiner-Schüler angekickt, der seine internetskeptischen Kumpelz von ein paar Vorteilen überzeugen möchte, wohl wissend, dass dies ein langer Weg wird.
UPDATE 12. Mai:
Im gestrigen Stellenmarkt, einer „Bund“-Beilage, antwortet ein ehemaliger erfinderischer Steinerschüler auf die Frage, was ihm Erfolg bedeute:

Und zudem schenkt mir der Erfolg Freiheit zum Experimentieren. Ich wandle Geld ungern in Besitz um, ich verstehe es als Energie, etwas Neuese anzureissen, einem Traum ein Stück näher zu kommen.

Zum Glück hatte es ein Bild dabei und ich erkannte den so Erbauendes äussernden Künstler Matthias Winkler als den Mättu, der zwei Jahre über mir die Schul- und Werkbank drückte.
Und die hier gestaltet auch einer aus meiner Pultreihe, da habe ich sogar einen Zipper (black, Working Class) von. Ein Lieblingsstück.

mutiger Kindergarten

Wenn ich in einem Wort sagen müsste, was eine Lehrerin oder ein Lehrer sein sollen, würde ich sagen: mutig.
Das ist mir nicht heute eingefallen, das ist Jahre durchdacht und das Resultat vieler Erfahrungen. Denn Mut bedeutet, dass man die Angst kennt und Strategien zu ihrer Überwindung. Fleiss und Integrität braucht es, um mutig zu sein und Position zu beziehen vor motzenden oder hilflosen Lernenden, fordernden Ausbildungsverantwortlichen und Eltern und ausweichenden Schulleitungen.
Die mutigste Lehrperson, die ich im Moment kenne, unterrichtet im Kindergarten. Und was Erziehung im Kindergarten bedeutet, wie wichtig und wegweisend sie ist, hat Lila aus Israel schön aufgeschrieben und lesenswerte Kommentare geerntet.

Altgriechische Prägung

Wohlan, Sparta!
Altgriechisch ist nichts was ich kann und hat mich doch beeinflusst. Es gehörte zum meiner Schulzeit in der Rudolf-Steiner-Schule einfach zum Pflichtprogramm der 5. Klasse, kein Mensch hat es in Frage gestellt.
Freut euch Schüler! Freu dich Lehrer!
Das war, was wir am Anfang der Stunden gesagt haben (wie das in Altgriechisch ging, weiss ich leider nicht mehr, aber es schienen stehende Ausdrücke zu sein). Für mich war es ein hoch motivierendes Fach, in dem ich alles tun konnte, was ich mochte. Buchstaben malen, rezitieren, auswendig lernen. Es war meine Motivation für Metrik und die gehört zu meinem Alltag einfach dazu, wie für andere Leute Tonarten. Denn wie könnte ich leben, ohne den Hexameter in Berndeutsch zu erkennen und zu lieben? Wie könnte ich die Witze in Asterix verstehen? Zum Beispiel den Alexandriner aus Asterix und Keopatra , Seite 7, 4. Panel.

– Gibst Du Altgriechisch im Fächerkanon bayerischer Gymnasium langfristig eine Chance?
Ich fürchte nein. Wenn von Bildung immer mehr ein direkt wahrnehmbarer praktischer Nutzen erwartet wird, steht ein Fach, das im Endeffekt Grundlagen des lebenslangen Lernens vermittelt, auf verlorenem Posten.


Elend, aber wohl wahr. Kaltmamsell hats gesagt und mich aufs Thema gebracht. Dank nach VorspEISeplatte.