Mon questionnaire de Proust

(de choix)
Mes compositeurs préférés?
The Beatles, Johnny Cash, Vivaldi, Händel, Mozart. Mozart et le plus important. Il me donne toujours ce dont j’ai besoin. Une bonne humeur, l’espoir, d’indulgence, de la concentration.
Mes peintres favoris?
Giovanni Segantini, Caspar David Friedrich, Martin Fivian.

Mes poètes préferés?
Heinrich Heine, Anna Achmatowa, Mascha Kaléko, Lennon/McCartney, Stromae. Mais c’est une question à laquelle je devrais donner une réponse plus longue chaque jour.
La couleur que je préfère?
Vert olive, une couleur qui va bien pour les vêtements du quotidien et ne se salit pas vite.
La fleur que j’aime?
Le lys.
Source: Le questionnaire de Proust

Geniesse!

Ich kann diesen Imperativ nicht mehr hören und meide ihn inzwischen selbst da, wo er passen würde.
Geniess deine Schwangerschaft! Dein Baby! Deinen Garten! Deinen Sport! Deinen Erfolg! Deine Familie! Deine Velofahrt! Dein Shoppen! Deinen Berufseinstieg! Deinen Berufsausstieg! Dein Rentenalter! Dein neues Sofa! Deine Schulreise! Die Bergfahrt! Die Talfahrt! Den Frühling! Den Sommer! Dein Wochenende! Was, du hast es nicht genossen? Wie bedaurlich, wie unverständlich, wie selbstverschuldet.
Das ist nicht Versicherungswerbung, das ist inzwischen Alltag. So beginnen und enden E-Mails, so werden Anträge beantwortet. Nicht: „Ich wünsche euch eine schöne Exkursion und hoffe, dass ihr Neues entdeckt und gesund und munter zurück kommt.“ Nein. „Geniesst die Exkursion!!!“ Nicht: „Schöne Ferien euch dreien.“ Nein. „Geniess deine Männer!“ (Abgesehen davon, dass das schon fast nach Missbrauch klingt, ist mir auch die Umsetzung schleierhaft.)
Da dieses Weblog auch ein Reflexionstool ist, frage ich mich natürlich, warum mich gerade das so aufregt. Es gab eine Zeit, vor ungefähr 20 Jahren, da habe ich mich dem „Lustvoll“ verweigert. Damals musste alles und jedes „lustvoll“ sein, der Unterricht, die Arbeit, die Ehrenämter und sogar die Quartierpolitik. In der Sache habe ich dann wirklich einmal an einer Versammlung das Wort ergriffen. Es ist mir zwar entfallen was ich gesagt habe, aber andere erinnern mich immer mal wieder daran. Offenbar habe ich mich sehr enerviert und gefragt, was – verdammtnochmal – an Velowegen und Handläufen, an Kleinklassen, Heckenschneidregelungen und Bahnübergängen, an Taktandenlisten und Revisionsberichten lustvoll sein sollte? Und was schlecht daran sei, darin einfach eine schlichte Aufgabe zu sehen? Einen stinknormalen Beitrag zur Zivilgesellschaft, die sich dank dem vielleicht weiterentwickeln könnte?
Empfinde ich den Trend als Genussterror, weil ich selber nicht geniessen kann? Das wäre möglich. Aber micht dünkt, ich pflücke den Tag ganz gern. Es wirkt heute genussfeindlich, das Wort nicht inflationär zu benutzen. Ich geniesse es, wieder essen zu können, nachdem ich krank war. Ich geniesse es, weniger Kleider anziehen zu müssen, wenn es wärmer wird. Ich geniesse die Luft und die Aussicht, wenn ich in den Bergen bin. Ich geniesse am Sommer, lange draussen sitzen zu können und ich geniesse ein Glas Wein. Früher genoss ich es eindeutig, schnell zu fahren, ich liebte Gokartbahnen und meine Snowborads waren immer Raceboards mit harten Kanten.
Wenn heute die ganze Familie zusammen ist und alle zufrieden sind und miteinander auskommen, dann geniesse ich bestimmt nicht die Menschen, sondern den Augenblick. Und sicher nicht auf Geniessbefehl, sondern im Wissen darum, dass er flüchtig ist.

Bekenntnisse

Zum Schulanfang haben wir „Bekenntnisse: Was ich mag – was ich nicht mag“ von den neuen Azubis eingeholt. Umgekehrt wollten die Azubis auch welche von uns Lehrerinnen und Lehrern haben. Diese Bekenntnisse bleiben dann während des ersten Semesters im Gang aufgehängt. Sie führten wirklich zu vielen Gesprächen, zu lustigen, persönlichen und ernsthaften, jedenfalls unter den Lernenden. Als ich meine Bekenntnisse vor einem halben Jahr schrieb, habe ich (nur für mich) die Stichworte gelb markiert, von denen ich dachte, dass sie in irgendeiner Form kommentiert würden. Nun habe ich pink angestrichen, worauf ich auch wirklich angesprochen worden bin. Die Übereinstimmung ist mit 2% spärlich:
Bekenntnisse

What it is

Heute macht man ja gerne ein 68er-Bashing. Wie kommt das bei Ihnen an?
Würde ich nie tun. Ich bin immer noch ein Hippie – in meinem Herzen. Nicht, was meinen Lebensstil betrifft, diese Welt ist vergangen. Ich hänge diesem echt unschuldigen, aber überzeugenden Sinn für Klassenlosigkeit noch immer nach. Das war eine schöne Fiktion.
Quelle: Das Magazin von heute, bzw. der Autor Jonathan Lethem (Eltern Hippes, aufgewachsen in einer Kommune) über Heimat.
„What it is“ weiterlesen

Digital Pioneers?

Die Kaltmamsell hat auf uns „Digital Pioneers“ aufmerksam gemacht und schöne Beispiele aus der eigenen Vita eingeflochten. Lesenswert sind auch die Kommentare dort und vielleicht sogar das ausschlaggebende Buch. Ich finde sowieso, wir Pioniere hätten noch Potential. Wie immer liegt es an den Gründern, genügend über das Gegründete zu reflektieren, um das Gute gut, das Schlechte fern und das Unternehmen zeitgemäss zu halten. Das ist im babylonischen Netz jedoch eine Herausforderung und am eigenen Küchentisch ziemlich nutzlos – deswegen wird vergleichsweise selten (laut) von der Generation Print-und-Online übers Netz nachgedacht.
Ich habe vorhin in meinen Notizbüchern nachgeschaut, was ich in den Jahren vor dem Bloggen übers Netz geschrieben habe und nur dreieinhalb Stellen gefunden, wo etwas Entsprechendes vorkommt. Da alte Texte sowieso immer peinlich sind, kann ich sie ebenso hier vermerken:
„Digital Pioneers?“ weiterlesen

Liebe Schule!

Als ich auf der langen Reise (1978/1979 Schweiz-Indien-Schweiz per Dyane) war, fehlte ich natürlich in der Schule. Um zu vermeiden, dass ich ein Jahr wiederholen musste, kriegte ich während der Reise Aufgaben, welche meine Mutter mit meinen Lehrerinnen und Lehrern vereinbart hatte. Es war nicht viel, aber besonders wichtig schien es, „zusammengehängt schreiben“ und „Stäbchen häkeln“ zu lernen. Ein bisschen Rechnen, etwas Deutsch und ein wenig Gestalten gehörten auch dazu. Englisch lernte ich ja in Asien einigermassen und Französisch erliess man mir.
Rechnen war aus dem Leben gegriffen, denn mein Vater hatte kein Mathematikbuch dabei und erstellte die „Sätzlirechnungen“ aus dem Stegreif; ich erinnere mich an Fahrstrecken, Benzinverbrauch, Währungsumrechnung und Preisvergleiche auf den Bazaren. Auch Deutsch und Gestalten war nicht schwierig, ich hatte die Aufgabe, ein gefülltes Heft nach Hause zu bringen. Dafür brauchte ich nur in jedem Land (Italien, Jugoslawien, Griechenland, Türkei, Persien/Iran, Afghanistan, Pakistan und Indien) eine Zeichnung zu machen und eine Seite Text in Schnürchenschrift dazu zu schreiben. In Indien, das ja wirklich Stoff genug hergab, konnte ich noch zwei drei Gebiete vertiefen, hatte mein Soll damit erfüllt und auf der Rückreise sowieso keine Farben mehr (da verbraucht und verschenkt).
Meine Klassenkollegen schreiben mir ab und zu Briefe, welche vom Klassenlehrer postlagernd in irgend eine Stadt unserer Route geschickt wurden. Mich erwartete dann ein dickes Paket, denn wir waren in meiner Steinerschul-Klasse 40 Schülerinnen und Schüler. Den Briefen entnahm ich, dass sie dies als Hausaufgabe zu erledigen hatten, etwa die Hälfte der Klasse schrieb beinahe den identischen Text. Aber mir gefiel es ungemein, Post aus der Schweiz zu erhalten und ich schrieb gern zurück. Meine Mutter achtete dann darauf, dass ich Dinge schrieb, die einigermassen für die Steiner-Schule taugten. Radiergummis waren in der Schule verboten, und ich brauchte auch auf der Reise keinen.
Liebe Schule
„Liebe Schule!“ weiterlesen