Spuren

Mir rauben schlimme Ereignisse in Schulen den Schlaf. Sobald ich die Nachricht gelesen habe, kriege ich sie nicht mehr aus dem Kopf. Während Steinhäusers Tat hatte ich noch den News-Ticker laufen, es war grauenvoll und hat mich gelehrt, Online-News in Echtzeit zu meiden. Doch auch San Giuliano Di Puglia ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Meine italienischen Bekannten haben lange die Hände verworfen, denn sie kannten jemanden, der jemanden dort kannte in dieser kleinen dummen Stadt und – Mafiosi! – Kindermord durch Billigbauten, grauenhaft. Da wusste ich noch nichts von Beslan und verlor noch nicht die Nerven wegen Kollegen, die nicht einmal wissen (wollen), wo der Feuerlöscher steht und kopfschüttelnd zuschauen, wie ich neuen Berufsschülerinnen erkläre, welches Trennglas auf welchem Gang feuerfest ist.
Aber was täte ich? Würde ich richtig handeln, kühlen Kopf bewahren? Selbstlos retten?
Wäre ich einer der 31 chinesischen Lehrer gewesen, wären mir bei 352 Kinder im Schulhaus mindestens 11 zur Rettung zugefallen. Chancenlos.

5 Gedanken zu „Spuren“

  1. Furchtbar! Ich Huhn habe von den wahnsinns Regenfällen in China nichts mitgekriegt. Stattdessen habe ich diesen billigen und unnützen Film mit Jennifer Lopez im Kino geschaut. Die Zeit ist ungerecht verteilt.
    Auch mir rauben schlimmer Ereignisse in Schulen den Schlaf. Erinnerst du dich an den erschossenen Lehrer? Ich hatte später einmal mit der Tochter des Täters zu tun. Sie lebt jetzt unauffindbar für Verwandte und Bekannte. Gestern habe ich gerade an sie gedacht, als mir eine Lehrerin das Wort „Resilenz“ (?) zu erklären versuchte. Ein Kind sei resilent, wenn es trotz traumatischen Erlebnissen auf eine gute Bahn gerate. Anscheinend hat das dieses albanische Mädchen geschafft.

  2. Ja, grauenhaft. Ein Lehrer, der sich für ein Missbrauchsopfer einer grässlichen Familie einsetzte, von dieser ermordet wurde und doch noch eine Weile als Vielleicht-der-Täter in der Presse landete. Ich möchte nicht wissen, wie viele Therapiestunden seine Frau und seine Kinder brauch(t)en.
    Immerhin ist die Mutter des Mädchens die erste Frau in der Schweiz, die verurteilt wurde, weil sie den Missbrauch durch den Vater (immer noch frei?) duldete.

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