Monsun in Bern

Seit Wochen Gewitterstürme, Nieselregen, Himmelschwarz und Hagelkörner, dazwischen einen halben Tag Sonne und dann binnen fünf Minuten wieder Orkan. Bevor ich morgens die Wohnung verlasse, drappiere ich Frotteetücher unter den heiklen Stellen des Flachdaches, schliesse Balkonlamellen und Fenster und kratze Spinnenleichen und Oleanderblätter aus den Abläufen. Weil ich mir dann nicht mehr sicher bin, ob ich auch wirklich alles gut hinterlassen habe (Stadtneurotikerin halt), verbringe ich meine Mittagspause damit, zwischen Regenfäden auf verspätete Busse zu warten, damit ich noch einmal zu Hause überprüfen kann, ob auch alles in Ordnung ist. Die Bügelfalten sind ohnehin schon rausgewaschen, die Schuhe sind sowieso ruiniert, der Regenmantel hängt zentnerschwer und den Schirm hat der Wind zerstrört.
Die Busstation kann ich manchmal gar nicht mehr anpeilen, weil die Erde von Brünnen drumrum alle Kanäle versopft und sich das Wasser mindestens knöchelhoch staut. Bis ich über erhöhte Umwege die übernächsten Haltestelle erreiche, platzen bereits die Blasen an den Füssen. Und was am Hauptbahnhof – der anderen Grossbaustelle Berns – wartet, sind nicht Pfützen, sondern Teiche.

Gewitterzeit

[Doppelregenbogen. Vergrössern geht.]
Letzten Donnerstag haben der Chef und ich die Putzequippen des Schulhauses angebettelt, wenigstens die Jeans der Schülerinnen in ihrem Tumbler trockenen zu dürfen. Die Lernenden reisen ja von weit her an (Basel, Brig, Luzern..) und haben baubedingt einen längeren Fussmarsch zwischen Bahnhof und Schule zurückzulegen. Sie waren teilweise derart aufgeweicht, dass ein Trocknen der Kleider an ihrem Leib schon fast als fahrlässig bezeichnet werden musste.
Und nach dem Unwetter erzählte man sich von einer Deutschlehrerin, die die sekundenschnelle Verdunkelung vor der Klasse mit den Worten kommentiert hatte: „Immerhin verbringen Sie die letzten 10 Minuten Ihres Lebens mit etwas Sinnvollem.“
Es ist Zeit, sich auf Monsun einzurichten. Von der Schule zur Verfügung gestellte Kleidung und Garderoben wären eine saubere Lösung. Klimawandel: Ein weiteres Argument für Schuluniformen.

2 Gedanken zu „Monsun in Bern“

  1. Du hast schon viele Wasserschäden verhindert. Euer Hauswart sollte dir dankbar sein!
    In zwei Wochen sind wir weg vom Monsun im Mistral. Wir packen auf jeden Fall den Ventilator ein, bestimmt wird es heiss.
    Bis dahin, gutes Arbeiten in trockenen Kleidern!

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