25 Jahre Ehrenamtliches

Ich mag Ehrenamtliches, bei mir selber und bei anderen. Als Ehrenamtliche kann man sich ohne viel Vorlaufzeit in alles einmischen – ja, man wird geradezu darum gebeten und die anderen müssen auch noch dankbar sein dafür. In der Regel sind solche Gremien (Vereinsvorstände, Kommissionen) geprägt von Verbindungen, die weit über die Gremiumsgrenzen hinausgehen, aber wer nur networken will, bleibt meist nicht lange, dazu gibt’s zu viel zu tun. Ehrenämter fressen laue Sommerabende und gemütliche Winternächte, sie treiben meine Mobiltelefonrechnung in schwindelnde Höhen und zerren an Freundschaften mit Nicht-Ehrenämtlern.
Der Hauptgrund für meine Ehrenämter sind meine guten Erfahrungen damit. Seit 25 Jahren.

  • Von 15 – 17 gab ich Mädchen Aufgabenhilfe. Ich sehe beide Frauen heute noch ab und zu.
  • Von 20 – 21 half ich zwei Ferien lang in einem Behindertenheim in den USA (habe sogar Schulden für das Flugticket gemacht).
  • Mit 21 war ich Initiantin einer Interessegemeinschaft „Bücherfest“, welches immerhin einmal zustande kam.
  • Mit 22 war ich quartierpolitisch engagiert und von da an vier Jahre Kassierin, d.h. im Vortand der Sektion meiner Partei.
  • Von 26 bis 28 war ich immer noch in diesem Vorstand – in der Funktion der Stellvertretung aller anderen Funktionen.
  • Von 30 bis 35 war ich bei mitten unter uns.
  • Von 36 bis 40 war ich in politischen Arbeitsgruppen oder Wahlteams und im Vorstand des Vereins meines Quartiers sowie in Arbeitsgruppe und Reformkommission für das neue Berufbild mit neuem Qualifikationsverfahren.
  • Heute betreue ich zwei Websites von Vereinen und die Mailingliste eines weiteren. Zudem sitze ich in einer Gruppe, die für mehr Kultur an Mittelschulen sorgen soll.
  • 6 Gedanken zu „25 Jahre Ehrenamtliches“

    1. Noga – ja, er ist um einiges höher, was sicher auch damit zu tun hat, dass wir eine direkte Demokratie sind. Aber die genauen Zahlen habe ich gerade nicht, obwohl ich weiss, dass es sie gibt. Vermutlich beim Bundesamt für Statistik.

    2. Ich denke nicht, dass es hauptsächlich mit direkter Demokratie zu tun, sondern damit, dass wir in der Schweiz viel mehr Ressourcen – finanzielle und persönliche – haben als die meisten Deutschen. Ich kenne Deutsche, die in der Schweiz mit einer minimalen deutschen Rente (oder Vorruhestand) leben müssen. Ich kenne Deutsche, die in Deutschland einem Beruf nachgehen, mit dem sie ihre Familie nur knapp ernähren können.
      Diejenigen, die dann Freiwilligenarbeit leisten, tun das aus einer idealistischen Tradition heraus, sei diese sozialistisch oder christlich geleitet. In deutschen Verlagen wird aus schweizer Optik zu Hungerlöhnen gearbeitet, Überstunden und Einsätze in der „Freizeit“ sind selbstverständlich. Auch das ist Freiwilligenarbeit.
      Ich denke, das soziale Umfeld ist wichtig. Orte, Gemeinschaften, wo Hilfe als Selbsthilfe selbstverständlich ist. Menschen, die nur den Zahl-oder-Stirb-Kapitalismus (Clubs, Vergnügungs- und Unterhaltungs-Industrie-Freizeit) kennen, werden kaum je etwas freiwillig und ohne Bezahlung tun.

    3. Ja, das ist wohl naheligend, dass wir in der Schweiz mehr Zeit haben, weil mehr Wohlstand ist.
      Allerdings habe ich in der Freiwilligenarbeit meistens mit Leuten zu tun, die bereits in dem Beruf über die bezahlte Zeit hinaus arbeiten und auch in der Familie und im Freundeskreis mehr tun als andere. Es sind eben überhaupt nicht die besonders aktiv, die viel Zeit hätten, sondern die, die sowieso schon viel machen. Auch habe ich in der Freiwilligenarbeit kaum mit Leuten zu tun, die sich als Sozialisten oder bekennende Christen bezeichnen. Und wenn doch, dann eher letzteres.

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