Aus dem Reisenotizbuch [10]

12. April 2007 09:00
Kurzer Abstecher ins John Wesley Powell River History Museum, in welches auch das örtliche Visitor Center integriert ist. Wir haben in dieser Landschaft Entscheidungsschwierigkeiten und brauchen Hilfe – alles ist es wert, gesehen zu werden.
Die Leute hier scheinen vom Binnentourismus, von den Uranminen und von Transportunternehmungen zu leben. Die Mormoninnen kochen, backen, kandieren und machen ein. Es gibt unzählige Plätze, wo man wundervoll frisch essen kann. (Wie vielerorts, wo Frauen nichts zu sagen haben und ihre Zeit zwischen den Niederkünften in der Küche und im Garten zubringen.) Die Rotbrüstchen, die ich aus der Schweiz nur einzeln kenne, hüpfen hier auf dem Parkplatz als Schar um meine Beine, während ich vor der Museumstür sitze und schreibe.
Der alte Museumswärter („Welcome to our very quiet museum!“) hat darum gebeten, uns als mindestens vier Besucher ins Gästebuch einzutragen und uns dann eine Rundreise auf eigene Faust durch (im? am?) San Rafael Swell empfohlen. Ich möchte zuerst einen Wasser- und einen zusätzlichen Benzinkanister auftreiben und füllen, aber ich werde daran erinnert, dass das hier nicht die afghanische Wüste und ein Notruf in unserem Mietauto eingebaut sei. Er würde sich beim geringsten Problem selbst auslösen und Signale an einen Satelliten senden – extra eingerichtet für bescheuerte Touristen in Not.
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12. April 2007 13:00
Goblin Valley. Wir folgen dem Pfeil ohne Ahnung, was uns wartet. Vor dem nächsten Abgrund tut sich ein Gnomental auf. Ein unendlicher, unvergleichlicher, unvergesslicher Spielplatz.
Goblin Valley
[Wer klickt, dem wird gewunken.]
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12. April 2007 17:00
Welcome to (snowy) Monticello. Die OPEN-Fahnen des Campingplatzes hängen schlapp unter der Last des nassen Schnees, es ist 32 Grad Fahrenheit. Wir checken ein in ein altgedientes Motel, wo man das Auto direkt vor dem Zimmerfenster abstellt und zuoberst auf der Telefonliste die Nummer des Sheriffs steht.
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12. April 2007 18:00
Wir suchen Essen. Was uns das Fräulein aus dem GPS empfiehlt, ist windschief und für alle Ewigkeit verriegelt. Wir finden „Wagon Wheel Pizza“ mit einem Pizzabäcker wie der junge Giancarlo Giannini und einem fulminanten Ofen im Hintergrund. Man merkt, dass hier in der Saison viel läuft, aber heute sind wir die einzigen.

All gave some
Some gave all

Steht am Eingang von Monticellos verschneitem Veteran Momorial Park. Mich überkommt ein Gefühl von Filmreife. Amerika als dicker, humorvoller doch überraschend wendiger Drehbuchautor. Ein bisschen gar von sich selbst eingenommen, aber gelassen genug, um jeden Plot den Gegebenheiten anzupassen.

2 Gedanken zu „Aus dem Reisenotizbuch [10]“

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