Ausgeliefert

Ich weiss ja, weshalb ich nicht bei Amazon kaufe. Mich enttäuschte schon oft, dass Amazon als Bude von netten Jungs, die ganz fein programmieren können, rüberkommt. Vor allem bei belesenen Konsumenten, die es sich sonst auch leisten, bedacht einzukaufen.
Seit zwei Tagen reagieren Leute auf diesen Film. Viele sind überrascht, schockiert, ich wurde oft darauf angesprochen. Warum erstaunt es nach dreissig Jahren Globalisierung immer noch? Angemessene Preise sind keine Garantie für akzeptable Arbeitsbedingungen. Aber derart billig ist eine Garantie für miserable Arbeitsbedingungen unter Überwachung, sonst bringt ein Mensch diese Leistung nicht. Ein Unternehmen wie Amazon kann mit guten Ideen und grenzwertiger Taktik Kosten sparen. Aber nicht genug für kostenlose Lieferungen in die ganze Welt. Und weil es immer Ausgelieferte gibt, für die schlimmste Arbeitsbedingungen weniger schlimm sind als gar kein Einkommen, werden uns solche Angebote immer unterbreitet werden. Und dann müssen wir nachdenken. Abwägen kann dauern. Empören geht schneller (wieder weg).
Meine Prognose ist, dass Amazon das problemlos verträgt, höchstens ein paar Fäden ziehen muss. Ich glaube, dass sie sich nur in einer Sache wirklich vertan haben: Rechtsradikale bei ihrer Security. Das wäre Aldi nie passiert.

6 Gedanken zu „Ausgeliefert“

  1. Ich habe nur zwei Mal bei a.mazon gekauft: Einmal um dort rezensieren zu können und einmal war es zeitlich nicht anders zu machen. Es sind ja nicht nur die Arbeitsbedingungen bei a.mazon selber, sondern auch die bei den Packetzustellungsdiensten.
    Wer in der Großstadt lebt, hat eine ausreichend große Buchladendichte um anders an den Lesestoff heranzukommen. Ich überlege noch, ob ich künftig Sendungen für Nachbarn mit dem Absender a.mazon nicht mehr annehme. Damit wäre dann auch der zeitliche Vorteil nicht mehr gegeben.

  2. Tja, v.a. fragt auch kaum jemand, ob man solche Arbeitsplätze als Gesellschaft überhaupt will. Viele der wundersam geschaffenen Arbeitsplätze der letzten Jahre sind solche Jobs wie die bei Amazon.
    Ich bestelle schon lange nicht mehr dort, nachdem ich vor Jahren erfahren habe, wie auch Programmierer dort zuweilen behandelt werden.
    Buchhandel und Verlage sollten in meiner Traumwelt KMU sein/bleiben. Es gibt Bereiche, die nur verlieren ab einer bestimmten Wachstumsstufe.

  3. Die Empörung ist gross. Aber wie lange hält sie an? Der 0815-Durchschnitts-Konsument ist ein bequemer Mensch, der möglichst seinen A.. nicht lupfen will und wie weiland Herr Nationalrat Noser und seine Familie am Sonntagabend vor der Kiste hockt. Er ist kaum mehr vom stationären Buchhandel zurück zu gewinnen. Der stationäre Buchhandel kann den bewussten Konsumenten behalten und betreuen, wenn diese(r) z.B. weiss, woraus sich Buchpreise zusammen setzen, wenn er/sie den Aufwand anerkennt, den der Buchhandel zuweilen betreiben muss.
    Die Traum-Buchhandlung ist für neugierige LeserInnen gemacht, die Lust auf alle möglichen Welten und Einsichten und Aussichten haben.

  4. Ich finde das hat aber was von Apple, welches ebenfalls im Fokus steht, seine Produkte in China zu menschenunwürdigen Konditionen herzustellen. Das stimmt natürlich, nur trifft dies ebenso auch auf alle anderen Computer-Hersteller zu.
    Die Frage ist nur, ob das Problem dadurch gelöst wird, dass man da immer nur die prominenten Hersteller/Dienstleister an den Pranger bringt?

  5. Joaquin, das ist bloss, weil das hier ein Buchhandelsblog ist und ich seit Jahren Buch-Käuferinnen und Buch-Käufern zu sagen versuche, dass amazon ein Multi mit geringem Coolnessfaktor ist. Aus purem Eigeninteresse, weil ich gerne möchte, dass Städte Buchhandlungen haben.

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