Präambel

Entgegen landläufiger Meinungen (Bauchentscheid, Fehlinformation, Vermischung, vage, diffuse Ängste) bin ich überzeugt, dass die Mehrheit das Abstimmungsresultat der Anti-Minarett-Initiative bewusst herbeigeführt hat, weil sie sich vom Ausschluss der Muslime, deren Unsichtbarkeit und eine putzigere, schönere, schweizerischere Schweiz verspricht und dass diese Mehrheit auch noch weitergehenderen Massnahmen gegen die Freiheit und Rechte muslimischer Bürgerinnen und Bürger zustimmen würde.
Andererseits habe ich während dem Abstimmungskampf auch die Erfahrung gemacht, dass viele die Bundesverfassung nicht kennen und demnach schlecht ermessen können, was es für uns alle bedeutet, hier einen diskriminierenden Artikel aufzunehmen. Deswegen und wegen des heutigen Welt-Aids-Tages eröffne ich den Dezember in diesem Blog mit der Präambel zu unserer Verfassung, über deren Wortlaut wir vor zehn Jahren letztmals abgestimmt haben. Auf dass sie bekannter werde.
***
Im Namen Gottes des Allmächtigen!
Das Schweizervolk und die Kantone,
in der Verantwortung gegenüber der Schöpfung,
im Bestreben, den Bund zu erneuern, um Freiheit und Demokratie, Unabhängigkeit und Frieden in Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt zu stärken,
im Willen, in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung ihre Vielfalt in der Einheit zu leben,
im Bewusstsein der gemeinsamen Errungenschaften und der Verantwortung gegenüber den künftigen Generationen,
gewiss, dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen,
geben sich folgende Verfassung
***

4 Gedanken zu „Präambel“

  1. Jo Lang, Nationalrat Zug, schreibt heute sehr eindrücklich im TAGESANZEIGER, dass jetzt nicht eine Muslim-Debatte von Nöten ist, sondern eine Demokratie-Debatte.
    Was bedeutet „direkte Demokratie“? Was bedeutet ein Volksentscheid? Wie setzen wir im 21. Jahrhundert die 220-Jahre alten Forderungen der französischen Revolution FREIHEIT und MENSCHENRECHTE um?
    In Zeiten der Krise, des Werte- und Strukturwandels, setzen Stammtische, Populisten und manipulierbare Massen auf Feindbilder. Im 19. und 20. Jahrhundert waren es die Juden. Heute sind es die Muslime…

Schreibe einen Kommentar zu Beato Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.