Spenden?

Die UNO hat nur 74% des nötigen Geldes für Hilfe im Sudan, 53% für jene in den palästinensischen Gebieten, 37% für Haiti und nur 9% für Simbabwe oder 5% für die Philippinen. [Quelle: Swissinfo ]

Die hie und da gehegten Befürchtungen sind nicht von der Hand zu weisen.
Aber mich irritieren einige Kommentare in der Presse. Zuerst hiess es da, jetzt können wir nichts als spenden. Dann, als die 100 Millionen der Glückskette zusammen waren, hiess es, das war ja ganz leicht, schliesslich ist es eine „politisch korrekte“ Katastrophe. Jetzt, da 140 Millionen zusammengekommen sind, wird gefragt, ob die Leute denn jegliche Verhältnismässigkeit verloren und keine Ahnung von Afrika hätten? „Tsunami“ scheint eine neue Masseinheit geworden zu sein. Für den Welthunger „täglich ein Tsunami“ (oder war es stündlich?), für die Toten im Kongo der letzten sechs Jahre, „das entspricht alle fünf Monate einem Tsunami“.
Hunger ist oft ein Folgeproblem von Konflikten. Und es ist sehr viel schwieriger für Opfer von Konflikten zu spenden, als für Menschen in einer für jeden fassbaren Naturkatastrophe. Ich hätte mir gewünscht, (und wer weiss, vielleicht geht ja mein Wunsch noch in Erfüllung oder er ist schon von mir unbemerkt in Erfüllung gegangen,) dass jemand wirklich gut über die Hilfsbereitschaft als Markstein schreibt. Über den Eckpfeiler, der Solidarität in unserer globalen Gesellschaft werden sollte.
Ich hätte mir gewünscht, dass jemand recherchiert, wie die multilaterale Zusammenarbeit es schwer hat, ihr Anliegen im Palament durchzubringen. Wie die bilaterale Zusammenarbeit gekürzt wird. Wie die langfristigen Konflikte aus den Medien verschwinden, weil niemand mehr Zeit und Geld für die Recherchen hat und der Platz in den meist gelesenen Medien muss sich auch nach der Lifestyle-Werbung richten.
Wenn wir unsere Bereitschaft transformieren können, wenn wir dadurch ein ein besseres Verständnis für Nachhaltigkeit (Sustainability) bekommen, anstatt den Begriff lächerlich zu machen, weil er scheinbar überstrapaziert worden ist – das wäre ein Erfolg. Möge der weltweite Grundkurs in Seismografik und Tsunamiforschung überleiten in einen Grundkurs über Armut als Grundproblem, über ihre konfliktreichen Folgen und die Massenvernichtungswaffe Hunger, die aus und für Krieg gemacht ist.
(Und was ist eigentlich mit Jean Ziegler? Ich war perplex, dass man ihn auch ausgezeichnet hat, das fand ich echt nett. Nachdem er Jahre als Schiessbudenfigur von Interview zu Interview gereicht worden ist. Als ein Leierkasten, der immer und überall über den Welthunger leiert und krakhaft Komplotte gegen die Armen wittert.)

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