Tischgespräch [3]

Mutter:
Wie fandest du eigentlich deine Hebstferien?
Kind:
Die waren in Ordnung.
Mutter:
Was war das Schönste?
Kind:
Das Sportlager. Doch. Aber wenn du nicht 2 bis 5 Kollegen findest, bist du verloren. — Und es war sehr teuer!
Mutter:
Fidest du?
Kind:
Ja, doch es war eben auch sehr gut. Aber 250.— Fr. ist sehr viel Geld!
Vater:
Du musst es genau umgekehrt betrachten. 250.— Fr. reicht nicht für das, was du dort bekommen hast.
Kind:
Und wer bezahlt dann den Rest?
Vater:
Alle Erwachsenen. Mit ihren Steuern. Auch die, die keine Kinder haben und die, die ihre Kinder nicht ins Sportlager schicken. Deshalb ist es besonders dumm, immer über das Steuern zahlen herzuziehen.
Kind:
Aha. Weisst du denn, ob deine Steuern jetzt für Frühstück oder für die Betten gebraucht wurden?
Mutter:
Nein, ich weiss nicht, wofür gerade meine Steuern gebraucht werden. Ich weiss aber, wo grundsätzlich Steuern gebraucht werden, weil es sonst das Angebot gar nicht geben würde. Eben zum Beispiel bei deinem Sportlager. Und beim Theater. Da könnte ja niemand mehr hingehen, wenn die Theaterleute für einen Platz 400.— Fr. verlangen müssten.
Kind:
Ihr könnt also nicht bestimmen, wofür eure Steuern gebraucht werden?
Vater:
Nein, nicht direkt.
Mutter:
Manchmal würde ich schon gerne hinschreiben: „bitte nicht für Panzerabwehrminen verwenden.“ Aber das geht nicht. Denn die, die Panzerabwehrminen wichtig finden, würden dann schreiben „bitte nicht für Junkies verwenden“ oder so. Das hebt sich alles auf.
Kind:
Ah klar, sonst würde jeder etwas hinschreiben, weil jeder etwas will und etwas nicht. Und so könnten die bei den Steuern ja gar nicht richtig arbeiten bei dem Durcheinander.
Mutter:
Yep. Und über die grossen Ausgaben und über die Richtung, wie der Staat sein Geld brauchen soll, können wir ja abstimmen.
Kind:
Da verliert ihr aber auch!
Mutter:
So ist es. Doch ob Abstimmen oder Steuern zahlen: es nicht zu tun ist keine Alternative.

3 Gedanken zu „Tischgespräch [3]“

  1. Steuern, wie sie dem Kind vorschweben, gibt es in einigen Ländern. In Osteuropa ist die Ein-Prozentsteuer verbreitet. Die Idee ist, die Steuerzahler über 1% ihrer Steuern selbst entscheiden zu lassen, welche gemeinnützige Institution sie unterstützen möchten.
    Italien kennt die Mandatssteuer: Wenn man aus der Kirche austritt, spart man zwar keine Steuern mehr, aber man kann sagen, welcher Organisation man die „Kirchensteuer“ zukommen lassen möchte.
    Eine solche Steuer dürfte die Steuermoral nachhaltig stärken.

  2. Danke, so ähnlich (nur ohne das Schweizer Detail der Abstimmung) versuche ich das regelmäßig meinen Mitbürgern zu erklären, wenn sie mal wieder über „den Staat“ schimpfen, der ihnen Steuern abverlangt. Meist beginne ich mit: „Also, ich zahle gern Steuern.“ Doch Ihr Kind scheint das besser zu kapieren als meine Gesprächspartner.

  3. @Christoph: interessant, wusste und kannte ich gar nicht.
    @kaltmamsell: Stimmt, mit dem Kind kann man vernünftig reden. Aber vielleicht ist es auch nur eine Frage der Indoktrination, der es seit zehn Jahren ausgesetzt ist.

Schreibe einen Kommentar zu Christoph Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.