Volksschule III

Ich wollte es lange nicht eingestehen, aber inzwischen bin ich zur Überzeugung gelangt, dass viele Repräsentantinnen und Repräsentaten der Volksschule meine Auffassung von Pädagogik und Bildung nicht teilen. Ich weiss sehr wohl, dass es auch andere gibt, nur leider ist die Trefferquote bei mir mit einem einzigen Kind sehr klein. Selber schuld.
Ich rede hier nicht von riesigen Gemeinsamkeiten und Visionen, sondern vom kleinsten gemeinsamen Nenner. Wie zum Beispiel, dass Ziele im Leitbild ernst genommen werden. Eben Ziele sind, nach denen man gemeinsam strebt und nicht Zeilen, die man unter den Tisch kehren kann.
Pädagogik ist Erziehungslehre und zu jeder Lehre gehört die Erfahrung, die andere schon gemacht haben.
Sicher, ich wohne in einem „schwierigen“ Quartier, aber ist das ein Grund, die Leitgedanken zu vernachlässigen? Eher das Gegenteil. Maria Montessori, Rudolf Steiner und Janusz Korczak haben mit Kindern aus der Unterschicht oder gar aus Elendsvierteln gelernt und genau in dieser Arbeit die Richtlinien für ihre Pädagogik gefunden. Und über diese Richtlinien werden heute Tausende von Seminar- und Doktorarbeiten verfasst.
Indes, alles Gesagte und Geschriebene, alles noch so logisch Durchdachte ist nicht das Wegweisende, und Korczaks Bedeutung liegt nicht darin, dass er es gesagt und aufgezeichnet, obwohl bei ihm Wort und Schrift sich durch ein Höchstmass an menschenmöglicher Empathie auszeichnen, sondern darin, dass er dem Gesagten und Geschriebenen nachgekommen ist mit der Tat.
Werner Licharz in: Janusz Korczak – Zeugnisse einer lebendigen Paedagogik (ich glaube, das ist ein Aufsatz im vergriffenen Titel: „Mehr als ein pädagogisches Credo,“ aber ganz sicher bin ich nicht.)
Ich könnte meine Ungehaltenheit gegenüber der Volksschule des Kindes vielleicht so ausdrücken: Bildung ist ein Menschenrecht. Ein Mensch, dessen Beruf es ist zu lehren, braucht also eine Haltung zum Lehren. Und diese Haltung können wir nur teilweise in Kursen vermitteln oder vermittelt bekommen. Diese Haltung müssen wir uns erarbeiten, genau wie der Arzt, der heute noch in Thailand Leichen identifiziert. Man kann ihm Stategien und Instrumentarien beibringen, aber die Haltung muss er sich erarbeiten. Und damit muss er in guten Zeiten anfangen.
Wenn es gut geht, bedeutet das nicht, dass man nichts machen kann.
Und wenn es schlecht geht, bedeutet das nicht, dass man nichts machen kann.

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