9 Gedanken zu „Zuckererbsen für jedermann“

  1. Danke, Marian! Ich warte – vorsichtig – erst mal den 22. Juni ab. Auch Frage zwei scheint noch andere zu beschäftigen (3. Abschnitt). Mich macht das Titelbild ganz kirre, es gibt halt Führer, die mag ich nicht ansehen.

  2. Munteres In-den-Schlagzeilen bleiben. Damit ist allen gedient. Warum man Handke den verdammten Preis nicht vor 15 Jahren gegeben hat, wo er noch auf ein Werk von literarischem Wert (wenn auch nicht mein Geschmack) blicken konnte, kann mir auch kein Mensch erklären. Die Frau Löffler und der Herr Lefèbvre sassen weissgott schon in genügend Jurys.

  3. Tanja,
    Ein Blogger hat etwas gemacht, was normalerweise nur Juristen machen: er hat in die Bestimmungen zur Preisverleihung geschaut – und aus denen ergibt sich – jedenfalls für mich – eindeutig, dass der Heinrich-Heine-Preis eben kein Literaturpreis ist.
    Das macht die Preisverleihung an Handke für mich ja gerade zum Skandalon, und es macht die Ablehnung dieser Entscheidung noch einfacher. Das Beste, was ich zu dem Thema gelesen habe, war der Blog-Eintrag von Caroline Fetscher, die Handke ziemlich überzeugend auseinander nimmt und auf deren Urteil ich mich einfach mal verlasse.
    Dieses zur Verteidigung Handkes vorgebrachte Argument, mensch müsste erst alle pro-serbischen Pamphlete Handkes samt nachgeschobener Korrekturen, Entschuldigungen und Klarstellungen gelesen haben, um sich ein Urteil zu bilden, finde ich behämmert. Und dass die FAZ so zu ihm hält, finde ich sehr, sehr befremdlich.
    Es ist schon schlimm genug, dass so viele Blogger und Journalisten Ayaan Hirsi Ali als neuen Voltaire feiern und dass jeder bildungsferne Rassist meint, seine dumpfen Parolen unter Berufung auf Kurt Tucholsky als Satire ausgeben zu dürfen. Aber geschichtsklitterndes Renegatentum auch noch mit einem nur alle zwei Jahre vergebenen, hoch dotierten Preis ehren? No, no, never.
    Mit der gleichen Begründung hätte man den Preis auch an David Irving vergeben können; der sitzt für die Äusserungen sogar im Knast.
    Frau Löffler ist für mich übrigens ein willkommener Indikator, für welche Seite eines Konfliktes ich mich guten Gewissens entscheiden kann, ohne Sachkenntnis zu besitzen: immer die, gegen die sich Frau Löffler richtet ;-).
    (Wenn mir der Thesenpapierverfassungswürgegriff meiner Partei mal Zeit lässt, werde ich vielleicht dazu noch einen eigenen Eintrag schreiben und dabei auf diesen Kommentar zurück greifen.)

  4. Lieber Marian, das ist ja ein neuer Aspekt, ich habe den Heine-Preis wirklich für einen Schreib-Preis gehalten und war bis anhin auch mit der Wahl meistens sehr zufrieden. Sehr interessant auch das Transatlanticforum, das du verlinkst. Bei Caroline Fetschers Handke-„Analyse“ habe ich im Zusammenhang mit den Kommentaren in einem anderen Posting eingelesen, sie ist wirklich eine Kennerin.
    „Thesenpapierverfassungswürgegriff“ ist hoffentlich nicht zu lang, um es in meinen Wortschatz zu schaffen 🙂

  5. Das Newsletter des Schweizer Buchhandels meldet in der heutigen Ausgabe:

    Es ist schön gestaltet und adelt sowohl den Suhrkamp Verlag als auch den derzeit heftig angefeindeten Autor Peter Handke: In einer Blitzaktion hat sich der Verlag mit einer ganzseitigen Anzeige in der Süddeutschen Zeitung deutlich und unmissverständlich hinter den Hausautor gestellt – allerdings ist nicht der Hickhack um den Heinrich-Heine-Preis der Auslöser für die Anzeige gewesen (höchstens einer der Gründe, das Manifest beschleunigt herzustellen), sondern das Erscheinen von Handkes erstem Buch im Frankfurter Verlag vor 40 Jahren. Wer die Anzeige nicht gesehen hat und das schöne Motiv im Zusammenhang mit einer Aktion/Schaufenster für Peter Handke dennoch in seiner Buchhandlung aufhängen möchte, meldet sich per E- Mail bei schutzbach@suhrkamp.de
    «Es gibt noch Bücher zu lesen jenseits der Zeitungen»: Die Überschrift zur Handke-Anzeige stammt aus der Feder von Handke-Lektor Raimund Fellinger. Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz gab auf Grund des guten Echos einer Anzeige in der Frankfurter Allgemeine Zeitung (die eine Woche zuvor geschaltet worden war und die Überschrift «Neue lesenswerte Bücher bei Suhrkamp» trägt) grünes Licht zur raschen Umsetzung der Handke-Anzeige. Daran mitgewirkt haben Handke-Lektor Raimund Fellinger und Suhrkamp-Werbeleiterin Anya Schutzbach (Text), für die Gestaltung zuständig war ebenfalls Anya Schutzbach; umgesetzt wurde die Idee von Jutta Schneider unter Mitarbeit von Katharina Paktor, Eva Brandt, Claudia Happ und Johannes Kranz.

  6. Was mit Handke abläuft, ist Autoren-PR der miesesten Sorte. Iris Radisch hat einen sehr zutreffenden Kommentar in der neuesten ZEIT geschrieben:

    … Selbst die Jury hat erstaunlicherweise eingeräumt, bei der Preisvergabe die Statuten des Preises nicht berücksichtigt zu haben.
    Dennoch gab es weit und breit nichts als Hohn für den Düsseldorfer Stadtrat, der sich dieser Jury zu erwehren suchte. Er wurde verspottet als dreiste, illiterate Spießertruppe mit unaussprechlichen Doppelnamen, der ein Urteil über das entfesselte Denken großer Männer nicht zustünde. Der große Dichter Botho Strauß ging sogar so weit, die kleine Meinung solcher Leute mit den abschreckendsten, hier nicht weiter zu verbreitenden Vokabeln aus dem Wörterbuch des Herrenmenschen niederzumachen. Und fand damit Beifall. Nicht nur beim Preisträger, sondern auch beim Oberbürgermeister der Heine-Stadt
    (…)
    Eine verrückte Welt ist das, in der man Kritik unter Hinweis auf die Tiefen einer poetischen Weltsicht der Lächerlichkeit preisgeben, unterbinden, gar bestrafen will. In der ein demokratisch eingesetztes Entscheidungsorgan seines Amtes nicht walten soll wegen der nur Eingeweihten zugänglichen Dunkelheit eines dichterischen Werks. In welchem Jahrhundert leben wir, wenn derartiger Unsinn sich breit macht?

    Man könnte den Eindruck gewinnen, Handke solle hingerichtet oder zu 30 Jahren Haft in Guantanamo verurteilt werden. Und dabei haben doch nur alle Fraktionen des Düsseldorfer Stadtrats entschieden, dass Handke nicht 50 TEURO und einen bis dato wertvollen Preis erhalten soll – und zwar, weil er die Vergabekriterien nicht erfüllt. Punkt.
    Während Aung San Suu Kyi „another unhappy birthday“ im Hausarrest feiern musste, ohne, dass das breiten Raum in der Berichterstattung eingenommen hätte, wird um diesen eitlen Fatzke ein solcher Wind gemacht und er darf in DIN A 4 – Grösse versonnen aus einem Zugfenster schauen (auch in der ZEIT). Dabei ist er frei und reich und kommt zu Wort und wird verehrt, verteidigt, gefeiert.
    Es ist einfach eine Schande.
    (Es gibt übrigens keine Unterbürgermeister. Nur eine Bürgermeisterin. Ab einer bestimmten Grösse heissen in D die Stadtoberhäupter OB. Ausser in Berlin.)

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