Im Frühling vor 175 Jahren

Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute,
Klinge, kleines Frühlingslied,
King hinaus ins Weite.
Kling hinaus, bis an das Haus,
Wo die Blumen spriessen,
Wenn du eine Rose schaust,
Sag, ich lass sie grüssen.

Heinrich Heine, 1831
Muss man von einem Gedicht den Hintergrund kennen? Nein, man muss nicht, aber es kann – frei nach Reich-Ranicki – auch nicht schaden.
Wie kann einer, der zuvor nur leidend und ironisch über die Liebe geschrieben hatte, plötzlich so versöhnt dichten?
Wegen des Umzugs. Heinrich Heine hat sich just in jenem Frühling entschieden nach Frankreich zu gehen; nicht länger ein Ausgestossner, sondern nur noch ein Ausländer zu sein.
Er braucht sie nicht mehr zu besitzen, die Blume, er hat keinen Plan. Er schickt lediglich ein Lied aus, das frei ist zu verklingen oder anzukommen bei einer Rose – und nur als Gruss. So ist hier alles offen, auch der Dichter.
Publiziert in:
Marcel Reich-Ranicki
Ein Jüngling liebt ein Mädchen
Deutsche Gedichte und ihre Interpretationen
Insel Verlag 2001

2 Gedanken zu „Im Frühling vor 175 Jahren“

  1. war das jetzt vor oder nach der steuererklärung?!
    nervensäge, gell – meine schwägerin hat ihre heute übrigens auch abgeschlossen und danach bei uns im garten die schlechte laune ersäuft (im sirup n.b.). gar nicht einmal so ein übler tag heute, oder?

  2. Das war vorher, letzte Nacht um 2, in Erwartung eines strahlenden Frühlingstages, der ja netterweise auch angekommen ist. Die Sonne schien schön und ziemlich gerade durch die Fenster im 12. Stock und auf meine Steuererklärung, welche schon abgeschickt ist. Danke der Nachfrage, nervt nicht.

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