Kommentarfunktion

Bloggerinnen und Blogger sind meisterhaft im Reflektieren. Ich kenne, nach einem halben Leben Buchhandel, das Autoren-, Juroren- und Medien-Business aus der Nähe und ziehe den Hut im Vergleich –
vor der Blogosphäre.
Zur Kommentarfunktion habe ich keine nennenswerte Meinung, aber analytisches Interesse. Deshalb lese ich viel von dem, was darüber geschrieben wird und habe auch eine schöne Sammlung mit Beispielen vom Umgang mit Kommentaren.

Nicht ganz so exzessiv, aber ja, natürlich kommentiere ich auch und garantiert nicht immer wahnsinnig geistreich. Was damit zusammenhängt, dass ich Weblogs als eine Spielart der Kommunikation ansehe, als eine Publikation, die Diskussionen fördert oder sogar verlangt.

Sagt Anke in ihrem aktuellen, differenzierten Eintrag zum Genre.
Die Entwicklung der Kommentarfunktion in einem Weblog unterscheidet sich gemäss meiner Beobachtung nicht wesentlich von der Entwicklung des Kommentierens ganz allgemein. Klar verhält sich die Menge proportional zur Hürde, die überwunden werden muss, bis ein Kommentar platziert ist, es gibt weniger Leserbriefe als Blogkommentare. Aber der Ton – qui fait la musique – hängt immer ab vom Dirigenten. Bei Anke herrscht ein freundschaftlicher Ton, beim Don treibt neben Dankbarkeit die Freude über fulminante Einträge und Platzverweise die Leserschaft an, bei den Freunden der offenen Gesellschaft ist das kurze Abschmettern eher üblich, was Anmerkungen offenbar hemmt. Lyssa behält mit ihrer Art, Newbies und Oldies ernst zu nehmen, ohne sich zu viel gefallen zu lassen, ein Riesenpublikum im Griff, und bei taberna kritika sind „gesuchte“ Diskussionen über einzelne Wörter nichts Negatives, im Gegenteil. Der Pnosblogger und Esther kontern fundiert und (be)halten in der Regel das letzte Wort. Lanu hat ihre Leser dank Drahtseil-Nerven und Blog-Wechsel soweit gebracht, sich nur zum Thema zu äussern, während die Blogger vom runden Leder auch 45 61 Kommentare locker zum amüsantesten Leseerlebnis des Tages machen.
Es ist immer eine Frage des Umgangs mit Sprache. Selbst dort, wo er fehlt.

9 Gedanken zu „Kommentarfunktion“

  1. Vielen Dank, so eine Kathegorisierung ging mir auch im Kopf rum.
    Manchmal werden Kommentarfelder zum kreativen Spielplatz; in manchen Blogs traue ich mich gar nicht erst kommentieren, weil die Qualität der Kommentare einschüchtern hoch ist, hier zum Beispiel:
    http://elektrosmog.antville.org/stories/1062609/
    Anderer Blogs Kommentarecken sind Treffpunkte für den Freundeskreis des Autors und haben so gut wie nie etwas mit dem Eintrag zu tun, zum Beispiel hier:
    http://www.spackonauten.org/aktuell/

  2. Für mich ist meine unentschiedene Haltung gegenüber der Kommentarfunktion eine der Haupthürden, ein eigenes Blog zu beginnen.
    Aus der Sicht eines Kommentators, der ich nunmal seit nicht allzu langer Zeit bin, sind mir naturgemäß die Blogs am liebsten, deren Betreiber auf meine (meist zu langen, aber immer geistreichen) Kommentare eingehen ;-).
    Am schlimmsten finde ich bloggende Politikerinnen und Politiker, die nicht auf Kommentare eingehen, unabhängig davon, ob dort berechtigte oder unberechtigte Kritik geübt wird. Richtig niedlich war in dem Zusammenhang einmal Herr Bütikofer von den (deutschen) Grünen, der sich nach einigen sehr kritischen Kommentaren zu einem seiner Einträge mit der Einleitung zu Wort meldete: „Ich möchte hier auch nochmal was sagen“. Ganz so, als ob seine PR-Berater ihm eingeschärft hätten, sich niemals in die Kommentare zu eigenen Einträgen zu verirren.

  3. kaltmamsell,
    sehr schöne Beispiele!
    Dieser Thread regt mich gerade zur Entwicklung eines neuen Berufsbildes an: „comment management“. Sollte unbedingt als Unterabteilung im Bereich „corporate weblog management“ gelehrt werden.

  4. Kaltmamsell, ja, dieser Kommentar war mir auch aufgefallen, Kleinkunst wie ich sie so gerne lese! Blogs, in deren Kommentarfelder sich Freunde treffen, sind manchmal schwer zugänglich aber manchmal auch witzig, doch als Outsiderin zu kommentieren, trau ich mich dann fast nie.
    Marian: Ich habe zuerst zwei Jahre Blogs gelesen, dann viele Runden kollektiv gebloggt und dann erst selber angefangen. Eigentlich mehr wegen der Such- als wegen der Kommentarfunktion. Die Suchfunktion hat schon etwas bestechend Ordentliches, aber den Nachteil, dass ich sie immer öfter auch in meinen Notizheften erwarte.
    Bloggende Politikerinnen und Politiker sind für mich bis jetzt auch nicht lesenswert. Das erstaunt mich aber nicht, denn die arbeiten ganz anders als Büromenschen.

  5. Ich lese auch schon seit zwei Jahren Blogs. Allerdings mehr amerikanische und chinesische. Das lässt die Hemmschwelle bei mir eher höher werden mit der Zeit.
    Ausserdem sitze ich meistens bei nahezu allen Themen zwischen allen Stühlen. Wenn ich also wirklich über die Themen bloggen würde, die mich interessieren, würde ich meistens von mindestens zwei Seiten Kommentare ernten. Die Alternative wäre, über China auf deutsch zu bloggen. Das interessiert in der deutschen Blogosphäre keine Sau und die chinesischen Zensoren können nicht gut genug Deutsch.
    Andererseits: Eh‘ ich hier weiter dein Blog zuschwalle, sollte ich mir vielleicht doch einen Ruck geben.

  6. Du kannst gerne hier kommentieren, soviel du möchtest.
    IMHO: In Deutsch über China? Unbedingt! Eine ausgezeichnete Idee, mir fällt nichts ein, was im Moment auf fruchtbareren Boden fallen würde. Klingt ironisch, aber ich meine das wirklich ernst und kenne mindestens zwei treue Leser in spe und rechne mich selber dazu.

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