Wie ich alltäglich lese

Morgens um 7:00, wenn die Familie aus dem Haus ist, lese ich eine halbe bis eine Stunde. Ein Buch. Also im Idealfall, wenn ich nicht gerade meine Bluse bügeln oder die Fossilen des Frühstücks allein abräumen und –waschen muss. (Ich beginne Zeit meines Erwerbslebens möglichst nicht vor 8:30 mit dem Arbeiten, erstens weil ich es vorher schlecht kann und zweitens weil ich nie einen Job hatte, der um 18:00 fertig war.)
Danach begebe ich mich möglichst in ein Verkehrsmittel, welches ich nicht selber steuern muss, damit ich zwanzig bis dreissig Minuten habe, um die Tageszeitung zu lesen. Im Sommer nehme ich zwar oft das Velo, aber das geht dann so schnell, dass ich die Zeit für die Zeitung leicht reinhole.
Verteilt auf zwei Pausen am Mittag und Nachmittag lese ich eine halbe Stunde Blogs. Wenn das nicht geht, dann schiebe ich diese halbe Stunde am Abend ein oder nehme mir am nächsten Tag eine ganze Stunde, anstatt selber zu bloggen.
Vor und nach dem Nachtessen lesen wir en famille, aber gestaffelt, weil ja jemand kochen, jemand Tisch decken und entdecken und jemand abwaschen muss. Ich lese dann meistens Zeitschriften oder Wochenzeitungen und wenn nicht das, ein Sachbuch, eine Studie, ein Dossier oder auch RTFM. Abonniert haben wir mehr, als ich auswendig aufzählen und je komplett konsumieren kann: WoZ, BILANZ, Frauenzeitung, BRAVO, NZZ am Sonntag, iX, Sinn und Form, kult, DER SPIEGEL, Zoetrope All-Story, Eine Welt, Der Schweizer Buchhandel, FLUIDE GLACIAL. Dazu kommen etliche Blätter, die wir bekommen, weil wir irgendwo Mitglied sind oder da wohnen, wo wir wohnen: links.ch, m, MigrosMagazin, Mieten & Wohnen, WulcheChratzer und BümplizWoche. Was uns sonst noch zugeschickt wird, weil wir einmal jemandem gespendet haben oder Opfer der Mauscheleinen im Adresshandel geworden sind, liest niemand von uns. Die Branchenzeitschriften, die von der Schule abonniert sind, lese ich während der Arbeitszeit; die didaktischen oder pädagosischen Inhalts vernachlässige ich (aus Zeitgründen und manchmal auch aus Desinteresse).
Wenn ich am Abend Sitzungen habe, was relativ häufig vorkommt, steht mir mit der Anreisezeit wieder Lesezeit zur Verfügung. Und wenn ich meinen Lesestoff mal vergesse, gehe ich in die Buchhandlung und kaufe ein Buch, weil ich mir ohne unfertig vorkomme.
Sobald ich mit meinen Abendarbeiten daheim oder auswärts fertig bin, gehe ich ins Bett und lese da noch eine Stunde. Falls ich die Lektüre bis zu einem bestimmten Termin beendet haben muss oder das Buch mich unverhofft packt, lese ich einfach bis zur letzten Seite.

4 Gedanken zu „Wie ich alltäglich lese“

  1. „…weil du dir ohne unfertig vorkommst“, köstlich. Ich muss unbedingt Ohrenschmuck tragen, sonst fühl ich mich auch unfertig. Das bildet natürlich um einiges weniger 😉
    Wünsch dir ganz viel Lesezeit!

  2. Liest Du auch in mehreren Büchern gleichzeitig, die dann aufgeklappt und umgekehrt herumliegen und warten, bis sie wieder dran sind (Bücherzappen), oder bist Du so diszipliniert, eines nach dem anderen zu lesen? Jedenfalls ist schon klar: Fernseher braucht’s in diesem Haushalt auch keinen! 😉

  3. Tisha, das mit dem Ohrschmuck ist noch nicht erwiesen…
    LisaRosa, also TV läge zeitlich nicht drin. (Ich muss immer lachen, wenn die Leute es merkwürdig finden, dass ich sage, ich hätte keine Zeit zum fernsehen, während sie es eher normal finden, wenn jemand sagt, er hätte keine Zeit zum Lesen. Nu – jedem, wie es ihm beliebt.)
    Ja, ich lese parallel, ständig. Nur zwei Romane gleichzeitig kommen eher selten vor, da bleibe ich meistens dran.

  4. Deine Feststellung, dass man mit gutem Lesestoff keine Zeit zum Fernsehen hat, kann ich gut nachvollziehen. Wobei sich das Spektrum von „gut“ bei mir in den letzten Monaten aus verschiedenen Gründen einerseits verengt, andererseits geöffnet hat:
    Spiegel, WoZ, Bilanz sowie diverse Foto-und-was-weiss-ich-noch-für-Special-Interest-Magazine bleiben jetzt am Kiosk liegen. Mir fehlt einfach die Lust, die ganzen Informationshappen der Printmedien verdauen zu müssen.
    Dafür liegen plötzlich harte Brocken wie „Das Schweizer Russland- und Russenbild vor der Oktoberrevolution“ aber auch leicht Bekömmliches wie „Johanna Romanowa“ neben meinem Lieblingslesesessel.
    Vielleicht werde ich einfach alt ?!? (Schmunzeln)
    Jürg

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