Im soeben produzierten Pegasus 102 geht es um Besuche in der Schule und auch darum zu zeigen, wie unkompliziert das ablaufen kann, wenn es eine Gewohnheit ist. Ich habe auch etwas Persönliches über meine Unterrichtsbesuche bei den Kolleginnen und Kollegen geschrieben (ab S. 8). Auf dem Papier sind solche Recht und Pflicht der Abteilungsleiterin, aber in Tat und Wahrheit mache ich es einfach gern und kreige auch selber gern Visite. Und manchmal nehmen mich die Klassen und ihre Lehrer mit ins Theater oder auf eine Schulreise.
Kategorie: Zusammenarbeit
Kommunikation, soziale Interaktion
Workshops, workshops
Heute wieder Workshop.
Der vierte innerhalb einer Woche.
Froh, das mit viel elektronischer Infrastrutkur machen zu können.
Schreibe, während ich x Dokumente auf mein Notebook transferiere.
Mehr am Wochenende.
Notiz in kollegialen Zeiten
Wir haben in der Schule meistens ein gutes Klima untereinander, in der Regel gelingt uns eine Kollegialität, die ihren Namen verdient, aber nicht permanent beim Namen genannt werden muss. Aber eben halt nicht immer. Deswegen sei hier und heute notiert, dass ich einige kollegial gesehen perfekten Schulwochen hinter mir habe, die letzten Freitag ein in jeder Hinsicht bekömmliches Weihnachtsessen mit über hundert Kolleginnen und Kollegen krönte. Heute war ich zusammen mit dem Mann privat bei einem Lehrerkollegen eingeladen und habe es erneut sehr genossen. Wir redeten ein wenig über die Schule, ein wenig über das Leben, ein wenig über das Essen und ein wenig über die Welt, schauten in die Nacht hinaus auf das beleuchtete Schloss und den schwarzen See, in dem sich die Weihnachtsdekoration des Berner Oberlandes spiegelte.
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Panta rhei
Seit gestern habe ich – beruflich – sechzig Karten zum Jahresende geschrieben. Und das richtig gern. Die heurige Jahresendkarte meines Arbeitgebers kam dem sehr nahe, was ich gemacht hätte, wenn ich selber hätte wählen können. Entstanden war sie aus einem Wettbewerb für alle Lernenden unserer Schule. Ich fand den ersten Preis von 700 Sfr zwar attraktiv, aber mit fünfzig Einsendungen hätte ich nicht gerechnet. Das ist ein schönes Ergebnis für eine kaufmännische Schule, in der diese Art Kreativität wahrlich ein Schattendasein fristet. Alle fünfzig Einsendungen bleiben noch bis Weihnachten ausgestellt, die drei besten wurden prämiert.
Aber ich schreibe grundsätzlich gerne Weihnachts- und Neujahrswünsche, weil ich dann einen guten Grund habe, mein Berufsjahr und die Menschen darin Revue passieren zu lassen. (Bei anderen Arbeitsstellen musste ich jeweils Jahresberichte schreiben. Erst kostete mich das Überwindung, heute fehlt es mir fast.) Ich klicke bei der Gelegenheit also mit Elan durch meine Agenda 2010, schaue, mit welchen amtlichen Stellen ich viel zu tun gehabt habe, wem ich besonders oft begegnet bin oder mit wem ich in einer Arbeitsgruppe oder Kommission war. Und ich sehe in meiner Weihnachtskarten-Datei, wem ich im Vorjahr geschrieben habe und kann daraus ableiteten, mit wem ich ein Jahr keinen Kontakt hatte. So ist das:
Alles fliesst.
Die erste Schulwoche
Die Neuen sind sehr nett. Allein schon der Umstand, dass sie in diesen Zeiten Buchhändlerin und Buchhändler werden wollen, macht sie mir natürlich sympathisch.
Die Herausforderungen der ersten Schulwoche sind daher rein organisatorischer Natur. Hufeisen-Bestuhlungen, die über die Ferien wieder zu Reihen geworden sind, Arztzeugnisse für Einschränkungen aller Art verarbeiten, Gesuche für späteren Eintritt in den Unterricht aufgrund langer Schulwege ausfüllen lassen und genehmigen, Azubis beruhigen, die Fächern zugeteilt sind, die sie schon in einer anderen Ausbildung abgeschlossen haben – solche Sachen halt. Prä-Internet hat die Klärung dieser Angelegenheiten das ganze erste Quartal in Anspruch genommen, heute dauert es noch zwei, drei Wochen. Aus chronistischen Gründen nachfolgend ein paar Links zu den Informationen, die wir zu Schulbeginn geben:
Der Normalfall
Was ich heute Nachmittag gemacht habe, anstatt wie geplant meinen Unterricht vorzubereiten und Übungen zu korrigieren:
Dies als Einblick in die Realität derer, die neben ihrer Lehrtätigkeit auch noch eine Leitungsfunktion in einer Schule haben. So sehr ich mich bemühe, die Arbeit für den Unterricht muss ich meistens nachts machen.
Stundenplanung
halte ich für die anspruchsvollste Planung im Schulalltag. Wer denkt, das sei eine rein logistische Übung, irrt. Denn bei der Stundenplanung kommt alles zusammen: Alle Reformen, alle örtlichen, zeitlichen und personellen Herausforderungen. Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des Stundenplans muss von Veränderungen in Lehrplänen bis zum Einsatzplan der Putzequipe alles überlegt sein.
Bei uns läuft es so, dass die Abteilungsleiter die Kriterien festsetzen, nach welchen geplant werden muss. Danach setzen sie zusammen mit dem „Stundenplaner“ (einer Stabsstelle) die Prioritäten in ihrem Kriterienkatalog.
In die Berufsfachschule kommen die Lernenden ja nur zwei Tage in der Woche und teils von weit her. Ich achte natürlich darauf, die Schultage pro Lehrjahr so festzusetzen, dass sie für die Lehrfirmen stimmen, vor allem weil viele Lehrfirmen ja Lernende in allen Lehrjahren haben. Denn gut und gern ausbilden tut nur, wer erträgliche Rahmenbedingungen hat. Uneingeschränkt entgegenkommen kann ich den Ausbildungsbetrieben aber nie, weil ich ja die Auslastung im Schulhaus bedenken muss.
Die Lektionen von Fachlehrpersonen, die nur kleine Unterrichtspensen haben, muss der Stundenplaner zwingend so platzieren, dass es mit ihrer anderen Anstellung aufgeht, sonst kriege ich diese Leute nicht. Wenn also jemand alle drei Lehrjahre nur eine Wochenlektion unterrichtet, stehen wir bereits im Zielkonflikt zu einer guten Verteilung der Schultage (für Azubis, Lehrfirmen und Schulanlage).
Und ich habe es als Abteilungsleiterin noch einfach, denn meine Abteilung ist klein. Und ich kenne die Buchhandlungen gut genug, dass ich schon im Winter einschätzen kann, wie viele Lehrverhältnisse es auf den kommenden Sommer geben wird und wie viele Klassen ich dann haben werde. In anderen Abteilungen schwitzt man Blut, weil manchmal noch im Juni noch eine neue Klasse eröffnet werden muss, die ihrerseits Lehrpersonen, Unterrichtszimmer, Turnhallen und PCs braucht.
Das hier Erwähnte ist natürlich nur die Spitze des Eisbergs. Aber der Eisberg ist für Nicht-Stundenplaner auch uninteressant. Das merkte ich immer dann besonders gut, wenn ich auf Klagen, der Stundenplan sei schlecht, erklärend antworte. Deswegen beschränke ich mich inzwischen darauf zu wiederholen, dass jeder durchgedrückte Einzelwunsch den Stundenplan verschlechtert. Manchmal den von einzelnen anderen, manchmal sogar den Gesamtstundenplan. Aber auch das Umgekehrte ist wahr:
Jeder Verzicht auf Stundenplanwünsche verbessert den Stundenplan für alle.
Ablaufplanung in Prosa
Soweit ich weiss, machen die meisten Schulen Informationsanlässe. So auch wir. Seit drei Jahren obliegt die Organsation unserer jährlichen Einladung mir. Wir empfangen Buchhänderinnen und Buchhändler aus der Deutschschweiz, die etwas mit Azubis oder Ausbildung zu tun haben. Ich wollte schon länger eine Checkliste dafür erstellen, aber die Vermutung, der Prozess würde genau definiert und genormt (unsere Schule ist ISO-zertifiziert), hat mich abgehalten.
Gestern hatte ich wieder so einen Informationsanlass und da habe ich mir doch vorgenommen, den Ablauf einmal aufzuschreiben. Schliesslich sollen Stellvertretungen und Nachfolgen das Rad nur neu erfinden, wenn sie Lust dazu haben. Weil Checklisten in Prosa zwar länger, aber machmal klarer sind, kann ich das ja ebensogut bloggen. „Ablaufplanung in Prosa“ weiterlesen
Der Lyrik auf den Versen
„Der Lyrik auf den Versen“ ist ein Rubrik in unserer Schulzeitung, in der ein geschätzer Kollege Gedichte interpretiert. Auch der schöne Titel stammt aus seiner Feder.
Als Steinerschülerin kann ich glaubwürdig versichern, mit Goethe-Interpretationen umfassend bedient worden zu sein. Auch dachte ich bisher, klassische Lyrik ganz passabel deuten zu können. Das denke ich jetzt nicht mehr.
Das Heidenröslein.
Das Veilchen.
„Der Lyrik auf den Versen“ weiterlesen
Unterrichtsbesuche
Es gibt vier Sorten Unterrichtsbesuche, die ich mache:
Das Erste mache ich kaum mehr. Ich kann das nur mit Lehrpersonen, die nicht in meiner Abteilung arbeiten, sonst kritisieren die ja viel zu zurückhaltend. Es steht auf meiner „Do-To“-Liste, aber ich habe ein Koordinations- und Zeitproblem.
Das Zweite mache ich verteilt auf die Zeit zwischen Neujahr und Frühling. Ich bin in der glücklichen Lage, nur so viele Mitarbeitergespräche führen zu müssen, wie ich noch seriös vor- und nachbereiten wie auch dokumentieren kann.
Das Dritte gehört zu meinem Alltag. Es ist für mich selbstverständlich, dass ich die Lehrerinnen und Lehrer meiner Abteilung alle (paar) Jahre besuche, sonst fehlt mir völlig die Grundlage. (Für die, die es noch nicht wissen: Lehrer sind ziemlich unterschiedlich.) Ich öffne mein Schulzimmer auch selber gern, aber bis jetzt kommen fast nur Leute aus Lehrbetrieben in meinen Unterricht, selten Kollegen.
Das Vierte mache ich besonders gern. Allerdings sind Schulstunden, denen man auf Einladung anderer Schulen hin zuschaut, immer besonders gut vorbereitet und lassen einen vor Neid erblassen. (Ich jedenfalls habe meistens das Gefühl, dass die anderen Schulen besser unterrichten, besser eingerichtet wind und besser kommunizieren.)
Aber was ich eigentlich notieren wollte:
Heute war ich bei einem „meiner“ Handelslehrer im Unterricht und es war genial: Die richtige Dosis an Ernst, die richtige Prise Witz, alles wunderbar an der Tafel und am Projektor entwickelt (ich wünschte, ich könnte so schön schreiben!), gute Aktivierung, hohe Konzetration in der Klasse, gute Beispiele und immer verknüpft mit dem, was bereits durchgenommen worden ist.
Und das in dem Fach, das die Azubis des Buchhandels seit Generationen mehrheitlich als „doof“ bezeichnen: Buchhaltung.