Schau-Schule

Ich diskutiere ständig mit anderen Lehrerinnen und Lehrern. Einerseits wiel’s zum Job gehört, andererseits weil ich das gerne mache. Schule gibt viel zu reden, weil viele dran beteiligt sind. Ich habe meine Meinung im Laufe der Jahre verschiedentlich revidiert.
In zwei Bereichen tue ich mich schwer: Unterrichtsbesuch und Eltern-, bzw. Lehrmeisterabend. Hier herrscht die Ansicht vor, man „solle keine Show machen“. Sondern so auftreten, wie man halt sonst auch immer auftrete.
Das finde ich überhaupt nicht! Wann alles geben, wenn nicht zu so einem Anlass? Wenn eine Vorgesetzte, ein Beirat, eine Delegierte des Kantons oder wer auch immer eine Probelektion von mir besucht, dann reisse ich mir ein Bein aus. Wenn die Ausbildungsverantwortlichen meiner Einladung folgen, dann ist es doch selbstverständlich, dass ich mein Bestes tue und nicht bloss Normalität abbilde.
Es wäre toll, man müsste keine Show machen, es wäre schön, wenn der Unterricht immer so gut wäre wie in der Probelektion und alle so überzeugend und nett wie am Lehrmeisterabend. Aber jeder versteht, dass Alltag auch anders aussehen kann.
Sicher, viele Kolleginnen und Kollegen, die sagen, sie machten bei solchen Gelegenheiten „sicher keinen Zirkus“, verhalten sich ja dann trotzdem anders, als an normalen Schul- und Arbeitstagen. Zum Glück.
Wenn eine Mutter nämlich an einen Elternabend kommt, bei schlechter Luft auf einem zu kleinen Stuhl im zu engen Kreis sitzt, miserable Kopien kriegt und geduzt wird („ich begrüsse euch zum Elternabend der 2. Klasse…“) sieht sie nicht in erster Linie Authentizität, sondern bloss, dass sich die Schule nicht einmal mehr bemüht.

Berufsbildung ist mir nie langweilig

Was ich an Meetings mit Menschen aus der Berufsbildung so schätze, ist zum einen die gegenseitige Motivation. Und mag das Wort noch so abgehalftert sein, für Anlässe wie den heutigen passt es genau. Man klopft einander zwar schon ein wenig auf die Schulter, aber alle wissen, dass das erst der Anfang war, dass nun geburtenschwache Jahrgänge kommen und Frimen um Lernende buhlen werden, dass die Volksschule uns weder Integration noch Begabtenförderung wird abnehmen können und dass noch tausend gute Ideen ihrer Verwirklichung harren. Das spornt an.
Zum anderen erfreue ich mich an solchen Tagungen gerne der Eintracht. Leute, die mir weit entfernt sind, Branchen, denen ich politisch misstrauisch gegenüber stehe oder gar Berufe, von denen ich kaum wusste, dass es sie gibt: alles interessiert mich. Vielleicht haben die etwas Neues versucht, was auf den eigenen Beruf, die eigene Schule oder Abschlussprüfung übertragbar wäre. Vielleicht haben sie eine Krise überwunden oder eine Lernplattform getestet, ein neues Modell für die Frauenförderung entwickelt oder sie erzählen einfach nur mit loderneder Leidenschaft davon, wie die Arbeit an Flügelhinterkanten (betrifft alle Klappen und Ruder wie ich seit heute weiss) in den Lehrplan integriert wird.

Ratschläge verklemmen

Es gab ein paar harte Übungen an diesem Wochenende. Zwei Halbtage haben wir uns allein mit dem Bereich „Erhebung von Anliegen“ befasst;

  • Systemischer Kontext (mit wem zusammen sitz ich hier fest?)
  • Formulierung von Anliegen (positiv, keine Wertung)
  • Schlüsselsituationen (Beispiele ohne Interpretation)
  • Inneren Situation (wie geht’s mir hier?)
  • Wer das alles weiss, kann ca. 1/10 des Klassenklimas beeinflussen. Immerhin.
    Das klingt nach Lehrerfortbildung und das war Lehrerfortbildung in Reinkultur, samt Kreisen und Gruppenarbeiten, Präsentationen und Theater.
    Für mich waren die „Hebammengespräche“ eine Hard-Core-Übung. Das ging so: Ein Kollege hatte ein Anliegen und ich gab keinen Ratschlag! Ich sollte ihm bloss helfen, sein Anliegen so lange auszuformulieren, bis er so genau wusste, was in einer bestimmten Situation sein Problem war und selbst seine eigene Lösung fand.
    Alle hier mitlesenden Lehrerinnen und Lehrer wissen, dass die meisten von uns endlos viele Tipps geben und erhalten. Die Wirkung von mündlichen Tipps aus dem Lehrerzimmer ist allerdings selten auszumachen. Weil im Bereich „gutes Lernklima“ gibt es nur sehr wenig, was auf viele übertragbar ist. Dreinschlagen nützt bei keinem nachhaltig, positive Formulierungen helfen hingegen allen gegen Widerstände. Aber sonst sind Ratschläge fürs Schulzimmer schlecht übertragbar und wenn, dann bestimmt nicht schnell.
    Ich habe mich also den halben Sonntag abgemüht, auf Anliegen einzugehen ohne Ratschläge zu erteilen. „Ratschläge sind Schläge“ – das war im so genannten Workshop tabu. Meine neue Erfahrung ist: man kann das trainieren. Im Alltag heisst das: Gesprächszeit zwischen Kollegen erhöhen und konkrete Tipps reduzieren bringt passendere Lösungen für alle. (Ob das nun ein Forschungsergebnis oder ein verkappter Ratschlag ist, vermag ich nicht zu beurteilen.)

    Umfrage bei Ehemaligen

    Lehrerinnen und Lehrer arbeiten vielleicht nicht alle gleich, aber Ähnlichkeiten gibt es entweder weil etwas gut ist oder weil es einfach alle so machen. Ich dachte zum Beispiel, ich könne mich dieser blöden Planung mit Kalenderwochen entziehen – aber mitnichten. Das geht nicht im Schulwesen. Ich halt jetzt auch.
    Das Wochende der Kalenderwoche 46 ist reserviert für eine Umfrage. Ich schicke allen, die die Lehre vergangenen Juni abgeschlossen haben, ein Wie-geht-es-denn-so?-E-Mail. Darin frage ich auch Konkretes. Und das geb ich dann dem Jahrgang, der nächsten Juni abschliessen wird, weiter. Zu dem Zweck mache ich mit meiner Kollegin einen Perspektive-Halbtag im Februar (ich berichtete).
    Weil niemand von mir eine lückenlose Erhebung erwartet und weil ich mich nicht langweilen mag, stelle ich nicht immer genau die gleichen Fragen. Heuer habe ich gefragt:
    1. Ihre momentane Arbeits- und Lernsituation?
    2. Wie und warum sind Sie dort hingekommen? (Umwege, Anfragen?)
    3. Gefällt es Ihnen? Zukunftspläne?
    Innerhalb weniger Stunden hatte ich bereits acht Antworten. Jemand schrieb aus Amerika, zwei aus England, alle hatten beeindruckend konkrete Pläne für die Zukunft, zwei auf mehrere Jahre hinaus. Fast alle machen bereits eine Weiterbildung oder planen eine solche: Fremdsprache, Berufsmaturität, Detailhandelsspezialistin.
    Klar versuche ich im Voraus zu erraten, was die Lernenden ungefähr machen. Von vielen weiss ich es, weil wir sowieso in der Branche den Kontakt pflegen. Doch dieses Jahr hatte ich erstmals ein Reply von jemandem, der unverzüglich aus der „Mailingliste“ gelöscht werden wollte. Ich gebe gerne zu, dass ich ein wenig beleidigt war. Üblicherweise antworten Ehemalige die der Meinung sind, was sie täten ginge mich nichts an, einfach nicht und kriegen natürlich nie wieder eine Anfrage. Doch mehrheitlich melden sie sich wohl wissend, wie froh sie selber um diese konkreten Perspektiven gewesen sind.

    Eine gute Handvoll

    Neulich in der Mensa fragte mich die Kollegin, nachdem sie mir von ihrem Kind, seiner Betreuung und dem erneut anstehenden Schwangerschaftsurlaub erzählt hatte: „Und, wie machst du das eigentlich?“
    Die Gretchenfrage heutzutage, die Antworten gehören zum modernen Mütterrepertoire:

    Ach, irgendwie geht es immer.

    (Vortragsweise: betont normal)

    Ach, weisst du, es ist nie einfach, allen gerecht zu werden! Man soll ja ein aufgeschlossenes, glückliches, allgemein gebildetes aber bloss nicht neurotisches Kind aufziehen, um welches man sich angemessen kümmert, aber auf jeden Fall ohne ein Helicopterparent zu sein und – mit Verlaub – ohne den Partner zu vernachlässigen und ganz sicher auch ohne dass die Arbeit oder die Weiterbildung – „le-bens-langes Lernen!“ – irgendwie zu kurz kämen. Von den Verwandten und Freunden, die einen um gotteswillen mögen mögen, garnichtmalzureden.

    (Vortragsweise: sehr schnell)

    Ach, das ist bloss einen Frage der Organisation. Und der eigenen Einstellung.

    (Vortragsweise: langsam)
    Leider war die Kollegin angesichts ihres zweiten Kindes und dem sich verdoppelnden Planungsbedarf beharrlicher und ich somit gezwungen zuzugeben:
    Früher, vor dem Familienleben, habe ich das gemacht, was ich auch ordentlich konnte. Heute könnte ich nach den früheren Kriterien nur noch eine gute Handvoll Dinge tun:

  • Buchhandel unterrichten
  • Komische Kinder integrieren
  • Sitzungen vorbereiten, leiten, protokollieren, nachbearbeiten sofern in Deutsch
  • Saubere Aufträge für Grafiker, Buchbinder und Drucker formulieren
  • Bücher verkaufen
  • Putzen
  • Die Kollegin, eine ausgesprochen gebildete Gymnasiallehrerin, fand das gar nicht so übel. Kochen könne sie auch nur noch im Bereich von höchstens zwei Herdplatten.

    Zentrale Fragen

    Heute, nach einem langen Sitzungstag in Zürich, bin ich auf dem Nachhauseweg beim Stauffacher in Bern eingekehrt, um zum Ausklang einige Bücher zu kaufen (den neuen König, den neuen DeLillo, den neu entdeckten Schalamow).
    Und da treff‘ ich meinen Chef. Ich meine Ex-Chef. Eigentlich wär‘ ich jetzt sein Chef. Aber sowas funktioniert ja nie. Das weiss jeder.
    Und er gratuliert mir zur neusten Ausgabe unserer Schulzeitung Pegasus, die er 85 Nummern zuvor aus der Taufe gehoben hatte. Besonders zufrieden ist er mit dem Interview (ab S. 4) mit einem unserer Kulturkundelehrer.

    Das hätte ich dir, ich meine euch beiden – nicht dass du das jetzt falsch verstehst – gar nicht so zugetraut… auf diesem Niveau. Zentrale Fragen, die das gestellt werden, zentrale Fragen für die Bildung.

    Das mag übertrieben sein für ein so kleines Interview. Aber freuen tut es mich.

    Bio-Fächer

    Vor einem Monat hatte ich meine erste Abteilungskonferenz. Im Neustart-Modus nach den Sommerferien ist nicht viel Zeit und Aufmerksamkeit für so etwas zu erwarten und ich hielt das Vorstellen meiner Person angesichts dessen für sekundär. Doch ich weiss langsam, dass es nachhaltig unklug ist, überhaupt nichts zu den eigenen Qualifikationen und Zielen zu sagen. Einen Neubeginn kann man nicht nachholen. No second chance for a first impression – abgedroschen zwar aber immer noch wahr.
    Ich beschloss also eine flexible Lösung, die sowohl für zwei wie auch für zehn Minuten etwas hergeben sollte. Ich habe einzelne, möglichst vielseitige Zettel zu meinen Berufsjahren geschrieben. Die habe ich in chronologischer Reihenfolge in ein Memo-Pocket-Moleskine gesteckt. Dieses Pocket liess ich herumgehen und wer wollte zog einen Zettel und las ihn vor. Zeit hatte ich dafür letztendlich drei Minuten.
    Umso bemerkenswerter, dass bis heute Reaktionen kommen. Jemand fand, das wäre nicht nötig gewesen, relevant sei nicht was ich gemacht habe, sondern was ich mache. Jemand anderes fragte, ob ich das Ding noch hätte und er vielleicht wieder einmal einen Zettel ziehen dürfte? Wieder jemand lobte die Idee vom didaktischen Gesichtspunkt aus und einer meinte charmant, es hätte noch länger so weitergehen können. Dazu werde ich auch ganz konkret auf die einzelnen Ereignisse angesprochen, die in diesen drei Minuten vorgelesen worden sind.
    Einblick in den Bio-Fächer So ca. jeder vierte Zettel
    Es ist mit Sitzungen und Konferenzen einfach genau gleich wie mit dem Unterricht und ich leide oft an der schlechten Verbreitung dieser Erkenntnis: Gute Vorbereitung bringt gute Ergebnisse.

    Hochhinaus

    Die letzen drei Tage haben wir unsere neues Schulhaus eingeweiht. Auch wenn die Buchhändlerinnen und Buchhändler noch in den „alten“ Gebäuden unterrichtet werden, so hat dieser Wechsel auch für uns positive Folgen. Ich bekomme jetzt sofort ein PC-Zimmer für 24 Lernende und einen ruhigen Raum für eine stillende Schülerin – einfach, weil wir mehr davon haben.
    Bei dem „Bildungsturm“ handelt es sich um ein hohes, weithin sichtbares Gebäude Berns; um das ehemalige „Swisscomgebäude“. Guter Werbung und sauberem PR ist zu verdanken, dass die Pressekonferenz ein bisschen Echo fand. (Schulen sind ja sonst vorwiegend auf schlechte Presse abonniert.) Alphornbläser und Jodlerinnen auf dem Dach, Akrobatinnen, die an der Aussenseite emporkletterten, Liftboys als Reiseführer, Schauspieler für die Unterhaltung und für Kreti und Pleti offener Unterricht zeigten Wirkung.
    Unsere Schule ist teilweise privat, was zusammen mit dem Risiko auch mehr Freiheit bringt. Wenn wir wollen und es uns leisten können, drehen wir auf. Rein städtische oder kantonale Schulen haben diese Möglichkeiten nicht.
    Es waren schöne Tage. Ich mag diese Kundenkontakte an Messen und Einweihungen sehr, weil sie so gut gelaunt daherkommen. Wenn ausnahmsweise geklagt wird, kann ich das leicht gerade biegen, weil ich die Leute ja live sehe und nicht am Telefon habe oder ich per E-Mail erklären muss.
    Trotzdem bin ich jetzt erschöpft. Alle Ausbildungsrichtungen würdig zu vertreten, die ich nicht aus dem Alltag kenne (Drogistinnen, die kaufmännischen Profile, die Berufsmatura), erforderte Vorbereitung. Am Anfang war ich etwas unsicher, aber als mich die Eltern angehender Büroassistentinnen fragten, in welchem Fach ich diese denn unterrichten würde, war ich beruhigt.
    Im Geschäftsbericht sind einige meiner Schülerinnen abgebildet (S. 8) und ich bin als Buchhändlerin zu Wort gekommen (S. 9), was mich freut. Diese Gelegenheiten, den Buchhandel als fortschrittliche und unverzichtbare Branche zu vertreten, ist ein wesentlicher Teil meiner beruflichen Motivation.
    Für unsere Schule und uns Lehrerinnen hoffe ich, dass es bald wieder eine offene Tür gibt, es war genial! Ich habe die einzelnen Fächer und Lehrgänge in kürzerster Zeit näher kennen gelernt, als es via Lehrerzimmer, Arbeitsgruppen und Konferenzen je möglich gewesen ist.
    Für Beschreibungen bin ich leider zu hundemüde, aber ich mag noch vier (vergrösserbare) Bilder zu posten.

  • Das Erste: Der Bildungsturm von alten Schulhaus aus gesehen.
  • Das Zweite und Dritte: Sprüche im Raum der Grundbildung.
  • Das Vierte: Ausblick aus dem neuen Turm.
  • Der Bildungsturm mit Jodlerin und Alphornbläser

    Infocorner Grundbildung zum Ersten

    Infocorner Grundbildung zum Zweiten

    Überblick

    Gemütslage

    Es ist die helle Freude, engagierte Leute im Team zu haben. (Vielleicht hiesse es „engagierte Lehrende im Kollegium zu haben“ – ich bin unsicher, da wir uns rhetorisch in einer permanenten Übergangsphase befinden. Wie die meisten Schulen des 21. Jahrhunderts.)
    Eigentlich spielt die Hierarchie überhaupt keine Rolle, Engagement und Professionalität nützen immer (deshalb auch der Mittelpunkt unserers Leitbildes). Trotzdem ist es besonders überraschend, wenn man einer neuen Lehrerin bloss ein klitzekleines Textverarbeitungs-Lektiönchen anbieten kann und sie von der ersten Minute an Mut und gute Ideen hat.
    Anstatt „Vorstellungsrunde“ machte sie „Gemütslage“:
    Stimmungsmache
    Am Anfang verteilte sie jeder Lernenden drei rote Punkte. Diese passend zu vergeben brauchte mehr Zeit als erwartet, die Lernenden nahmen die Befragung sehr ernst. Deswegen liess sie am Ende der Stunde nur noch einen grünen Punkt pro Person kleben.
    Resulatat nach ihrer ersten Lektion: 22 Gemütslagen, davon 19 positiv besetzt!
    Hach! Als ich dieses Fach erstmals besuchte und zu Ländler auf die Hermes einhackte, hatte meine Lehrerin nicht den geringsten Gedanken an meine Existenz, geschweige denn an meine Gemütslage verschwendet. Sie hat ihre Nägel lackiert. Genau wie jedes darauf folgende Mal.

    Poulet oder Omlett?

    Die Studentin aus Ungarn ist wunderschön, das muss zuallererst gesagt sein.
    Gleichzeitig ist der Beitrag aufschlussreich, weil er zeigt, dass Lehrerinnen und Lehrer sich selber die gleichen negativen Noten geben wie sie ihnen Presse und Gesellschaft verpassen.

  • Die Schulleitung bringt an: Wir wollen erreichen, dass in allen Klassen mindestens einmal im Jahr hospitiert wird.
  • Die Lehrpersonen hören: Wir möchten die Lehrpersonen mindestens einmal jährlich „zerlegen“.
  • Die Qualitätssicherungsstelle verfügt: Mindestens eine Unterrichtsbefragung pro Azubi-Ausbildung, die Unterlagen bleiben bei der Lehrperson und den Lernenden.
  • Die Lehrpersonen befürchten: Nun werden sich die Klassen rächen, überall das Schlechteste ankreuzen; alles landet beim Chef auf dem Schreibtisch.
  • Die Harmonisierungsstelle verlangt: Wir müssen unsere Prüfung schweizweit vereinheitlichen.
  • Die Lehrpersonen schrecken auf: Nun werden meine Schülerinnen und Schüler sicher alle durchfallen.
  • Ich – kleine Abteilungsleiterin – frage meinen Vorgesetzten, ob wir über die Ziele und Folgen der neuen Qualifikationsgespräche noch informiert würden?
  • Er antwortet: Sanktionen würden besprochen. (Dabei hatte ich eher an Lohnerhöhungen gedacht, wir sind seit der Abschaffung des Beamtenstatus normale Angestellte und erst noch ziemlich gute.)
  • Aber es gilt: No News is Good News.

    Der teacher schreibt im Kommentar des erwähnten Beitrags:

    Ehrlich, es ist erstaunlich, wie gut diese Rückmeldungen tun. So merke ich auch, dass wir uns im Lehrkörper viel zu wenig gegenseitig ermuntern. Dort erzähle ich diese Geschichten gar nicht mehr, weil sie niemanden interessieren oder Neid erwecken (könnten).

    Das ist auch so etwas! Ich bin ja wahrlich niemand, der Missgunst aus der Welt zu schaffen vermöchte. Aber mich stört, wie rasch bei uns gute Noten von Klassen in einzelnen Fächern unter Generalverdacht geraten. Der Lehrer benote zu gnädig, korrigiere zu schlecht, frage immer das Gleiche. Dass ein Lehrer einfach engagiert unterrichten und individuell fördern könnte, ist in der Regel nicht der erste, sondern der letzte Gedanke.
    Wenn ich in zehn Jahren Schule etwas gelernt habe, dann ist es, dass die Quelle des miesen Images dieses Berufes nicht zu ermitteln ist. Wer hat angefangen? Unser Publikum oder wir selber?
    Keine Frage ist hingegen, wer die Imagekorrektur vornehmen muss.