Tagwerk

Ich habe diese Ferien sehr viel korrigiert. Und vorbereitet. Und die Grobplanung gemacht, für sechs Klassen, bis zum Sommer. Das Kind hat mir heute alle Unterrichtsdaten in die sechs Semesterpläne eingefüllt, samt Auffahrt und Ostermontag und Schulkonferenz und was sonst noch so an Spezialitäten anfällt. Zuverlässig und kostengünstig für CHF 3.—pro Semesterplan.
Ich habe derweil im Forum für den Buchhandel online gestellt, was mir sinnvoll schien. Erstens die Unterlagen zu unserem diesjährigen Perspektivenachmittag, der für das dritte Lehrjahr wichtig ist. Denn diese jungen Leute haben wirklich Anlass zur Sorge, und es hilft bestimmt nicht, wenn wir so tun, als würden sowieso alle sofort eine Stelle finden. Zweitens habe ich (m)eine Aktion zum „Nixenkuss“, einer Neuerscheinung im marebuchverlag, angekündigt. Der Verlag liefert uns Leseexemplare für zwei ganze Klassen, damit diese vor Erscheinen schon darüber diskutieren und Verkaufsargumente finden können. Ziel wäre eine klassische Win-Win-Situation. Ich bin gespannt auf meinen Animationsanteil, ich habe das noch nie gemacht. Traumhaft, wenn ich nur anschubsen müsste.
Natürlich konnte ich es mir nicht verkneifen, auch ein bisschen Blogs zu lesen, was sich, wie meist, als vernünftig erwiesen hat. Meine Favoritin unter den Analysen zum letzten Jahr ist die von Chuzpe.
Mir gefällt, dass die Best-Off-Einträge in der Blogosphäre gedämpfter daherkommen als 2004. Auch das Auflisten von kleinen Ärgernissen, wie Mitmenschen, die unten an der Rolltreppe stehen bleiben, scheint inzwischen démodé. Ebenso die Smilies, die gesetzt werden, weil manche ihre eigenen Frechheiten nicht zu verteidigen wissen und denen, die sich wehren, nichts entgegnen können als: „Also wirklich! Das war doch mit Smiiiiiliiiiiie!“
Ich hatte heute wirklich eine nostalgische, anregende und sanftmütige Reise durch die Blogwelt und alles in allem einen guten Start ins Jahr. Es bleiben sogar noch ein paar Stunden Zeit für den gebeutelten Haushalt. Was will ich mehr.
UPDATE: Zum Wäschefalten scrupedas Vortrag über Buckminster Fuller angesehen. Was brauch‘ ich TV, wenn’s Blogs gibt? Höxtens für die WM.

kritzelig

Die erste Bloggerin meines Lebens, die Frau Buschheuer, wünscht sich zum 40. nichts als weitergelesen zu werden. Ein Wunsch mit bestechender Logik drin, wie ihn andere der Schreiberzunft oft schmerzlich vermissen lassen, ja, gar negieren und auch noch stolz drauf sind.
Oder vielleicht auch bloss unsicher, wie viele, die etwas schreiben, in die grosse weite Welt hinaus, lauter kleine Hänschens, der Goldklumpen am Ende ein Mühlstein von Glück, jawohl, das wünsch‘ ich der Frau Else.
Und ihren Wunsch kann ich auch machen. Und weitersagen. Zum Beispiel den Text über Schönschreiben in der DDR, vor gut einem Jahr in kult erschienen. Über das Bedürfnis nach der eigenen Schrift und das phasenweise unbändige Verlangen, mikroskopisch klein zu schreiben. Über das Handwerk.

Corporate Blogging und Zeugs

Ich habe heute lange mit einem Journalisten über das Bloggen in der Schweiz telefoniert. Und ich habe ihm noch einige Links versprochen, voilà:
Fair Blogging und die Bloglist bei blog.ch, gemacht und gewartet von Matthias Gutfeldt, der sich auskennt in der Schweizer Blogosphäre.
Neben dem MügaBlog gibt es noch andere, die Corporate Blogging betreiben, InVisible schon sehr lange in Englisch und neu (noch selten) in Deutsch. Ebenfalls schon eine Weile und mit vielen Ausrufezeichen bloggen Zürichs Güne. Führend punkto Kommentarenzahl und Satire ist Zum Runden Leder vom Bund.
Aber ich weiss, dass ich nichts weiss, ist alles immer nur ein kleiner Ausschnitt, selbst in der kleinen Schweiz.
Telefonnotizen davon und dazu

no high speed internet

I am really tired of Westerners (yesterday, on this blog it was a Canadian – CANADIAN!) chastizing me about not being Arab enough, not fighting Israel enough, not pushing for the Arab cause enough.
What in the world is that?
[Sorry for this storm of emotion, but I believe blogs are the place to publicly display righteous indignation.]
Who in the world is a Canadian to tell me such things?
Because he thinks I should be fighting for the Arab cause, I need to: live without electricity; live under constant bombardment; live with terrorism; live without running water; live in constant fear of violence from all around (remember, pan-Arabists love to fight each other, too).

Read more: Lebanese Political Journal (via scrupeda, thanks.)
****

So I say… lets try saying… we want Iran as a Jewish state and see what the regime in Iran can come up with! After all Jews… have been living in Iran for some 2000 years… perhaps the not so bright Mr. Mahmoud Ahmadinejad will now dress in a Rabbi suit to convince us… the regime in Iran has the winning card up their sleeve!

Read more: zaneirani

Khomeinis langer Schatten

Nachdem die deutsche Presse online wie offline die Demos zum Al-Quds-Tag eher desinteressiert kommentiert hat (und ich das gar nicht schlecht finde), empfehle ich folgenden Blog-Lauf:
Start bei Bessere Zeiten, via dortigen Kommentar zum passenden Eintrag bei classless und von dort zur History bei scrupeda.
Und wenn der Iran schon so viele Schlagzeilen generiert: Was macht eigentlich Shirin Ebadi, die Friedensnobelpreisträgerin 2003? Immer noch vorgeladen – ohne Angabe von Gründen, versteht sich – beim Revolutionsgericht?
Wie der Al-Quds-Tag und die Fatwa gegen Buchmenschen ist auch das Revolutionsgericht eine Erfindung Khomeinis. Das sind die, die in den Achzigerjahren im iranischen TV Mütter für die Todesstrafe ihrer missratenen aufständischen Söhne flehen liessen. Flugblätter verteilen hat gereicht dafür. Das kennen wir doch irgendwoher.
Wer weiss, was Ahmadinedschad noch einfällt. Im Moment ist er abgesehen von seiner Rhetorik noch ziemlich schlampig. Wie anders können wir uns sonst das erklären?
UPDATE: Repolitisiert das Internet (…) by eDeomokrat.

Kommentarfunktion

Bloggerinnen und Blogger sind meisterhaft im Reflektieren. Ich kenne, nach einem halben Leben Buchhandel, das Autoren-, Juroren- und Medien-Business aus der Nähe und ziehe den Hut im Vergleich –
vor der Blogosphäre.
Zur Kommentarfunktion habe ich keine nennenswerte Meinung, aber analytisches Interesse. Deshalb lese ich viel von dem, was darüber geschrieben wird und habe auch eine schöne Sammlung mit Beispielen vom Umgang mit Kommentaren.

Nicht ganz so exzessiv, aber ja, natürlich kommentiere ich auch und garantiert nicht immer wahnsinnig geistreich. Was damit zusammenhängt, dass ich Weblogs als eine Spielart der Kommunikation ansehe, als eine Publikation, die Diskussionen fördert oder sogar verlangt.

Sagt Anke in ihrem aktuellen, differenzierten Eintrag zum Genre.
Die Entwicklung der Kommentarfunktion in einem Weblog unterscheidet sich gemäss meiner Beobachtung nicht wesentlich von der Entwicklung des Kommentierens ganz allgemein. Klar verhält sich die Menge proportional zur Hürde, die überwunden werden muss, bis ein Kommentar platziert ist, es gibt weniger Leserbriefe als Blogkommentare. Aber der Ton – qui fait la musique – hängt immer ab vom Dirigenten. Bei Anke herrscht ein freundschaftlicher Ton, beim Don treibt neben Dankbarkeit die Freude über fulminante Einträge und Platzverweise die Leserschaft an, bei den Freunden der offenen Gesellschaft ist das kurze Abschmettern eher üblich, was Anmerkungen offenbar hemmt. Lyssa behält mit ihrer Art, Newbies und Oldies ernst zu nehmen, ohne sich zu viel gefallen zu lassen, ein Riesenpublikum im Griff, und bei taberna kritika sind „gesuchte“ Diskussionen über einzelne Wörter nichts Negatives, im Gegenteil. Der Pnosblogger und Esther kontern fundiert und (be)halten in der Regel das letzte Wort. Lanu hat ihre Leser dank Drahtseil-Nerven und Blog-Wechsel soweit gebracht, sich nur zum Thema zu äussern, während die Blogger vom runden Leder auch 45 61 Kommentare locker zum amüsantesten Leseerlebnis des Tages machen.
Es ist immer eine Frage des Umgangs mit Sprache. Selbst dort, wo er fehlt.

Die Userin

in mir ist in aller Regel sehr zufrieden. Meine Soft- und Hardware hat ein ausgesprochen gutes Preis- Leistungsverhältnis. Die allgemeine Unzfriedenheit mit den IT-Produkten ist für mich selten nachvollziehbar. Ich bekomme heute für wenig Geld Waren, so etwas von leistungsfähig und komplex, wie keine anderen im ganzen offiziellen Warenkorb.
Mit der IT ist es wie mit den Büchern: Hat immer verfügbar zu sein und ist doch stets zu teuer.
Aber der Grund meines nächtlichen Blogbeitrags sind eigentlich zwei Momentaufnahmen der Eintracht:
Lyssa wird im TV-Beitrag übers Bloggen zwar zitiert als eine, die sich mit Computern nicht auskenne. Doch sie hat einen ThinkPad, einen T, leider sehe ich nicht welchen, mir macht er einen neuen Eindruck. Mich freut diese Wahl und ich weiss aus Userin-Erfahrung von acht Jahren (ThinkPad), wie schnell sich das Ding amortisiert.
Und ein waschechter Entwickler konnte aufgrund meiner Laien-Vorlagen sein Inhaltsverzeichnisproblem lösen. Das ist cool.
Und Bloggen auch.

Tipp 3: IT-Potential

Die IT-Industrie ist für unser Land nicht nur deshalb so wichtig, weil der Sektor über 8 Prozent des BIP ausmacht und über 120’000 Personen beschäftigt (darunter Hunderte von Azubis, Anm. nja), sondern weil durch ihn die gesamte Wirtschaft, aber auch die öffentliche Hand von Grund auf trasformiert wird. Um die Bedeutung der Transformatoren (oder die Konsequenzen eines Mangels an solchen) angemessen darzustellen, enthält dieses Buch zehn Berichte aus und über IT-Unternehmen.

Das steht in der Einleitung des sehr aufschlussreichen neuen Titels von Xavier Comtesse: DARTFISH, LOGITECH, SWISSQUOTE UND CO. Diese Empfehlung gilt vor allem dem Herrn InVisible and Visible, der mich darum gebeten hat.
Und in diesem Zusammenhang möchte ich auch darauf hinweisen, dass Martin Rölls Beitrag aus dem Handbuch E-Learning zum Thema Einsatz von Weblogs jetzt online ist. Vielen Dank!