Warum dieses Medium?

Weil es zu mir passt.
Ich bin – gelinde gesagt – verzettelt. Zwischen:
Haushalt, Familie
und
Unterrichten, Buchhandel, IT
und
Marketing für alle drei
und
Weiterbildung für alle drei.
Klar ist mein Zuhause mein Zuhause. Aber auch das ist dynamisch, schliesslich sitzen die anderen Familienmitglieder nicht da und harren meiner. Darum ist es für mich wichtig vernetzt zu sein, überall kommunizieren und arbeiten zu können. In der Schule notiere ich rasch, was mir DIKisches wiederfahren ist, vor dem Kurs gucke ich, was wir zuletzt gemacht haben. Dies dank der rechts anklickbaren Kategorien, zu denen ich jeden Eintrag zuordne. Das Internet ist mein zweites Zuhause. Im Weblog formuliere und reflektiere ich. Halb ist es mein Suddelblock halb sind es öffentliche Statements. Ich bin gezwungen, mich zu besinnen, bevor ich schreibe.
Weil es zur Materie passt
Eine Dokumentation kann wissenschaftlich oder persönlich aber niemals objektiv sein. Schon die Themensetzung, die Auswahl und die Anordnung der Kapitel sind subjektiv. Eine Chronologie macht für das Dokumentieren eines Lernprozesses Sinn. Im Weblog ist der neuste Eintrag zuoberst. Was für einige gewöhnungsbedürftig sein mag, ist auf dem Web logisch. Neues zuerst, für das andere gibt es im Weblog die „Suche“ oder das Archiv nach Monaten geordnet. Dass Einträge kommentiert werden können, ist in Anbetracht der Ziele hochwillkommen, es ist sowohl praktisch für die Lehrbegleitung wie auch für die Lernenden, die Feedback geben wollen und sollen.
Weil das Medium die Message ist
Ich habe das Reglement, meinen Lehrplan, meinen Semesterplan und meinen Lektionenplan. Aber ich habe auch meine Schwerpunkte. Und Kommunikation gehört dazu. Die billige, schnelle, zum vernetzten Buchhandel passende, lokal unabhängige Kommunikation via Internet steht an erster Stelle. Die Lernenden meiner sechs Klassen kommen aus der ganzen deutschsprachigen Schweiz, bis aus dem Wallis. Ich brauche das Internet (gemeinsam mit den Lerndenen) im Unterricht, im Beruf und in den Zwischenräumen, die beides verbinden und verhindern, dass meine Arbeit intransparent wird. Punktuell darf meine Arbeit auch etwas chaotisch sein, viel Wertvolles wird aus dem Chaos geboren. Das Weblog bietet Struktur und Freiheit. Genau richtig.

Nachdenken über das Lehren

Der Buchtipp zum heutigen Unterricht war: Jürg Schüpbach, Nachdenken über das Lehren.
Daraus hat Theres die nachfolgenden „Petits Riens“ gelesen (Nr. 1 bis Nr. 13). Ich habe:
a) das durchgestrichen, von dem ich glaube, dass ich es „intus“ habe
b) das normal stehen lassen, bei dem ich mich verbessern kann
c) das fett angezeigt, was ich neu und bewusster machen will
1. Ankommen, nicht nur mit den Füssen: Konzentrieren Sie sich einen Augenblick auf sich selbst!
2. Die Höflichkeit der Könige: Rechtzeitig im Schulzimmer sein
3. Das erste Wort: Kontakt und Beziehung aufnehmen
4. Ordnung und Zimmergestaltung: Lernwirksame Äusserlichkeiten
5. Kein Zirkus, sondern Unterstützung des Lehrens und Lernens: Gute Medien und Geräte, die funktionieren
6. Zuerst kommt die Ouvertüre: Die Lektionenübersicht ermöglicht zielorientiertes Mitdenken
7. „Le ton qui fait la musique“: Die Stimme, das wichtigste Arbeitsinstrument des Lehrers
8. Mimik, Gestik, Körperhaltung: wir kommunizieren mit dem ganzen Körper
9. Unter anderem lebensnotwenig: Frische Luft!
10. Die Zeit fliesst – Carpe horam: Beachte die Zeit und nutze deine Stunde!
11. Ab und zu wichtig: „Zwischensichern“, damit das Gelernte nicht verloren geht.
12. Manchmal notwendig: Auf die Pannenspur wechseln oder ein „Time-Out“ auf der Reflexionsebene.
13. Drei Minuten vor dem Läuten: Bewusst abschliessen!
Ich bitte „meine“ Lernenden zu kommentieren, ob meine Einschätzung per heute stimmt.
UPDATE 23.10.2004: Nr. 11 „Zwischensichern“ ist nicht mehr durchgestrichen hier kann ich noch mehr machen.
UPDATE 27.10.2004: Nr. 8 ist nicht mehr herausgehoben, die Feedbacks sagen, ich hätte gut im Griff.
UPDATE 7.12.2004: Nr. 1 und Nr. 3 ist nicht mehr fett, hier ist es vorwärts gegangen und geht noch weiter.

Rollen rollen

+ Strukturierer + Darbieterinnen + Lernhelferinnen + Verhaltensmodelle + Beraterinnen + Sozialarbeiter + Gehinrforscherinnen + Handwerker + Arrangeurinnen + Lehrmeister + Allerskönner + Besserwisser + Mentorinnen + Motivatorinnen + Animateure + Kritikerinnen + Lehrmittelverwalter + Gesprächspartner + Beschützerinnen + Teamplayer + Dompteurinnen + Herrscher + Psychologinnen + Moderatorinnen + Problemlöser + Zensorinnen + Tröster + Gesprächsleiter + Protokollführerinnen + Urheberrechtsexperten + Urheberrechtsbanausinnen + Hüter + Normenvermittlerinnen + Ausbilder + Zahnkartenverwalterinnen + Alleinunterhalter + Belehrende + Lernstrateginnen + Gut-Zureder + Gesellschaftsagentinnen + Gitarrenstimmer + Schrankschlüsselverwalterinnen + Kopiervirtuosen + Leserinnen + Schreiberlinge + Kontolleure + Bändigerinnen + Hospitanten + Umsetzerinnen + Papierauffüller + Schadensmeldungsmacherinnen + Exkursionsleiter + Aufklärerinnen + Bastler + Sängerinnen + Aufsichthabende + Abfallentsorger + Türöffnerinnen + MasterEye-Einsatzleiter + Krankenpfleger + Beobachterinnen + Rechtfertiger + Erklärerinnen + Durchsetzerinnen + Argumentebeschaffer + Mit-Abwart-Tratscherinnen + Geburtstagskalenderherstellerinnen + Überzeugungstäter + Sänger
Wird viel leicht ergänzt. Vorschläge willkommen!
[Quelle: „Welche Rollen haben Lehrerinnen und Lehrer?“ frei nach der Einführung von Ursula.]

stimmt freundlich

Es gibt Lernende (wenige, zum Glück), die fehlen im Unterricht und ich verdächtige sie des Schwänzens. Die fragen meistens auch nicht nach, was gemacht worden ist, die erwarten Bringer-Information (mach‘ ich aber nicht, ausser sie sind im Spital oder in der Psychiatrie, kommt ja leider alles vor). Dann gibt es Lerndende, die nehmen sich meinen Einführungskurs („How To: Unterricht BVK“) zu Herzen und begreifen von Anfang an, dass man mich immer um Informationen bitten kann und mich per E-Mail am einfachsten erreicht. Das klingt dann so harmonisch:
Liebe Frau B
Sie haben keine Aufgaben. In der Lektion haben wir uns hauptsächlich mit der Folie attached
[Gesamtbuchhandel = Verlag/Zwischenbuchhandel/Sortimentsbuchhandel] beschäftigt.
Lassen Sie sich die Details von Ihren Kolleginnen erklären, das klappt sicher.
Ich freue mich, wenn es Ihnen besser geht!
Liebe Grüsse

—–Original Message five hours ago —-
Hallo Frau M
Ich möchte mich für meine Abwesenheit gestern entschuldigen. Ich hatte einen
Migräne-Anfall und musste nach Hause. Die Entschuldigung bringe ich Ihnen
nächste Woche vorbei.

Jetzt sollte ich noch wissen, was für Aufgaben wir auf nächste Woche haben.
Vielen Dank.

Herzliche Grüsse

Morgens um sieben

Unterrichtzeug einpacken (PC-Raum! Disketten!)
Dem Kind sein Schulzeug einpacken helfen (Flöte! Badezeug! Bibliotheksbücher!)
Mein Schulzeug für DIK 1 einpacken (Lerngeschichte ausdrucken!)
Mail von Kunde X beantworten (Leitbild korrigieren!)
Poverty-Report an Kunde Y weiterleiten
iPAQ synchronisieren
„Alles was Recht ist“; Online? (auf WKS-Site! Den Stiften heute zeigen! s.o.)

Uff. Erledigt.

Gummistiefel

Das Kind und ich wollten in die Stadt. Es regnete in Strömen und das Kind zog Gummistiefel an. Den Rechten links, den Linken rechts.
Ich fragte: „Warum, Kind, ziehst du die Stiefel verkehrt herum an?“
Das Kind antwortete: „Weil es egal ist.“
„Aber wenn es egal ist, kannst du sie doch ebenso gut richtig herum anziehen?“
„Weil es egal ist, lasse ich sie so.“
Also gingen wir zur Bushaltestelle. Auf dem Weg durch die Pfützen fragte ich: „Wollen wir zählen, Kind, wie viele Leute uns auf die verdrehten Stiefel aufmerksam machen?“ Das Kind zuckte mit den Schultern und meinte „also“.
Aber es war brav und zählte im Bus „eins, zwei, drei“ und vor der UBS „vier“ und vor der Heiliggeistkirche „fünf“ und zählte weiter beim Bell vorbei, über den Bärenplatz und vor dem Franz-Carl-Weber- Schaufenster war es schon bei zehn. Bis zum Zytgloggen zählte es „elf, fünfundvierzig, dreiundzwanzig“ und die Dame, die aus dem Laden des Penduliers trat, war genau die Hundertste. Wir passierten das Passbüro, den Kramgass-Comestibles und die Rathaus Apotheke und waren bei unserem Eintritt in die Gerechtigkeitsgasse schon bei einer Million.
Als wir die Tür zur Nummer 26 aufmachten sahen wir, dass Findus, Pippi und Lotte, die Prinzessin, und sogar der Mann vom Bärengraben und die Buchhändlerin ihre Stiefel verkehrt herum anhatten. Und wirklich, es war hier ganz egal.
[Diesen Text habe ich einmal auf die Bitte einer Klasse verfasst. Die Klasse wollte von mir ein typisches Erlebnis oder eine Anekdote aus meinem Leben. Sie hat daraus und aus den Erlebnissen anderer Lehrpersonen ein „Rätsel“ kreiert, das man auf S. 8 des Pegasus vom April 2004 nachlesen und auf S. 8 des Pegasus vom Juni 2004 auflösen kann.]

Weblogs 4 Beginners

Was Weblogs sind und können, dazu äussere ich mich ab und zu in der entsprechenden Rubrik des Blogs meiner Arbeitgeberin, der Münstergass-Buchhandlung. Dort finden sich auch viele erklärende Links. Was Weblogs als neues Genre für eine Bedeutung haben und was sonst so Nutzbringendes läuft in der Informationsgesellschaft, überlege ich zusammen mit meinen Branchenkolleginnen und -kollegen ebenfalls dort.
Wie Weblogs im Lehr- und Lernbereich (speziell an Universitäten) eingesetzt werden können, dazu hat der pfiffige Herr Röll eine ausgezeichnete Zusammenstellung gemacht.

Kolonialsprache Englisch?

Eine meiner Schülerinnen vertrat die Meinung, es sei kolonialistisch, dass sowohl das Internet wie auch die globalisierte Businesssprache Englisch sei (Englisch ist auch Messesprache in Frankfurt).
Im Buchhandel ist es wichtig, Meinungen gut zu reflektieren und auch in der Lage zu sein, damit hinter dem Berg zu halten. Dieses Thema beschäftigt uns immer wieder und es wäre spannend gewesen, auf die Diskussion einzusteigen. Aber die Zeit hat gefehlt und viele in der Klasse waren nicht interessiert.
So habe ich als Feedback einen Eintrag ins Blog „meiner“ Buchhandlung gemacht und ihr den Link geschickt. Sie hätte also die Möglichkeit gehabt, das wieder zu kommeniteren und konnte davon ausgehen, dass ich antworten würde. Sie hat sich jedoch nicht mehr geäussert, aber sie schien zufrieden, dass ich darauf eingegangen bin.
Und ich bin etwas stolz, dass ich ihr auch noch einen Buchtipp dazu „untergeschoben“ habe. Wer weiss, vielleicht kann sie das Büchlein einmal empfehlen. Einer Lehrerin zum Beispiel.

Ziel Praktikum Ziel

Worum geht es im praktischen Teil? In Prosa, frei nach Kursunterlagen:
Ich bin in der Lage, Unterricht zu beobachten und meine Wahnehmung zu formulieren. Wenn es gut läuft – und das glaube ich, dass es das wird – motiviert mich das Hospitieren, mein Lehr- und Lernverständnis und meinen Unterrichten zu thematisieren und zwar so, dass ich und andere es verstehen. Ein praktischer Pflichtteil ist ein immer ein Anstoss sich auszutauschen und Theorie und Praxis zu verknüpfen.
Als Übungs- und Praktikumslektionen gelten „systematisch reflektierte Lektionen“, wobei ich hier Interpretationsspielraum sehe. Die Reflexion ist kein Sololauf, sondern wird gemeinsam mit anderen durchgeführt oder basiert auf Rückmeldungen der Lernenden zum Unterricht.