Allan Guggenbühl, Anleitung zum Mobbing

Allan Guggenbühl, Anleitung zum Mobbing
Allan Guggenbühl
Anleitung zum Mobbing
Zytglogge 2008
978-3-7296-0754-5

Gute Zusammenarbeit ist nicht schwer. Jeder arbeitet seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten entsprechend, ist zuverlässig, verhält sich fair und ist bereit, die Fehler des anderen auszugleichen. Nur leider funktioniert der Mensch nicht so. Und darum geht es bei Guggenbühl ja immer.
Sein neues Buch hat zwar Ratgeberqualitäten, aber bestimmt nicht als „Anleitung zum Mobbing“. Das Buch zeigt besser als andere zum Thema, warum wir Mobbing nicht als Modewort abtun sondern uns gescheiter damit befassen sollten.
Guggenbühl schreibt gewohnt provokativ aber menschenfreundlich. Mir ist angenehm aufgefallen, dass er auf aktuelle Publikationen Bezug nimmt und für Erklärungen nicht alte, sondern neue Beispiele anführt.
Besonders gut und flüssig geschrieben sind die Kapitel zum Selbstbild. Laut Guggenbühl kommt keiner umhin, sich selbst zu täuschen, weil kein Mensch seine Schattenseiten ununterbrochen erträgt. Zusätzlich sind die Stärken und Schwächen, die wir uns selbst zuschreiben, Anpassungsleistung an die Gesellschaft und also Moden und Bezugsgruppen unterworfen. „Persönlichkeitspropaganda“ hilft uns, mit uns selber auszukommen und psychisch gesund zu bleiben. Doch lässt sich aus unserer Tendenz und Fähigkeit zur Selbsttäuschung auch ableiten, dass wir es nicht immer merken, wenn wir intrigieren. Steigende Sozialkompetenz und zunehmende Gewaltfreiheit führen gemäss Autor nicht zu weniger, sondern zu mehr Mobbing. Ein anderes Verhalten müssen wir uns in der Regel hart antrainieren.
Aber Guggenbühl pflegte seiner Leserschaft nie Illusionen zu machen. Er mahnte (zuweilen in der Wüste) immer, dass Gewalt und Intrigen zum Grundrepertoire menschlicher Verhaltensweisen gehören. In diesem Buch geht es erneut darum, dass wir alle verschiedene Seiten haben und uns im Perspektivenwechsel üben sollten. Dass Guggenbühl manchmal auch aus der Sicht des versierten Mobbers schreibt, mag den Verlag zum reisserischen Titel verleitet haben.
Ratgebend ist das Buch vor allem dank Guggenbühls breiter Erfahrung in Schulklassen, Lehrerkollegien, Firmen, Universitäten und Fachhochschulen. Seine Fälle sind überzeugend und nachvollziehbar und stimmten mich trotz aller Härte versöhnlich. Die Lektüre vermittelte mir, dass es an anderen Schulen, in anderen Betrieben oder gar in anderen Ländern auch nicht einfacher ist als hier und jetzt.

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