Hierhin habe ich heute E-Mails mit Anfragen geschickt. Das ist die Prüfungsbuchhandlung Futura, eine schönere Mini-Buchhandlung gibt’s in keinem Schulzimmer. Das Beantworten von Fragen per Mail gehört auch in diesen Teil der Lehrabschlussprüfung „Praktische Arbeiten im Betrieb“, die ich mit meinen Kolleginnen kommende Woche abnehmen werde.
Wie läuft das ab?
Die Kandidatinnen und Kandidaten richten vorgängig zusammen mit mir ein. Wir unterhalten uns laufend über die Geschäftsphilosophie, bei Futura zum Beispiel ist man „kultant, bis die Augen tränen“, wie das Jörg Winter zu nennen pflegt. Daneben kann jeder, der geprüft wird, drei Titel angeben, zu denen er befragt werden möchte.
Eine Prüfungsexpertin kommt einkaufen. Zuerst in einer Testsituation mit Freiwilligen und dann in der Prüfungssituation bei jedem. Sie tätigt ihren Einkauf genau nach Protokoll und zu einem grossen Teil auf die Arbeitsgebiete der Kandidatinnen und Kandiaten ausgerichtet. Zu den Spezialaufgaben gehören das Beanworten von Telefonanrufen, von E-Mails und die Reaktion auf Reklamationen. Nur mit guter Planung und durch sorgfältige Absprache zwischen der Expertin, die einkauft, und der Expertin die protokolliert, ist Chancengleichheit gewährleistet.
Wir werden oft gefragt, warum wir das nicht in den Lehrfirmen prüfen? Weil es logistisch und finanziell nicht machbar ist. Wir haben Lernende aus der ganzen Deutschschweiz. Unsere Branche verfügt nicht über genügend finanzielle Mittel und die Buchhändlerinnen und Buchhändler nicht über genügend Zeit, um die praktischen Prüfungen in nützlicher Frist am Lehrort zu Lehrort zu bewerkstelligen und das auch noch gut eingespielt und fair.
Wo auch immer, für nächste Woche heisst es Daumen drücken. Und noch weit darüber hinaus, ich wünsche allen von Herzen, dass sie eine gute Arbeitsstelle finden. Ich habe mich bemüht, die Lernenden gut zu coachen. Doch das Gefühl, dass ich noch mehr hätte tun können, gehört wohl einfach dazu.