Ich hatte schon oft Schülerinnen, die Lehrerin gewesen sind, bevor sie noch die Ausbildung im Buchhandel gemacht haben. Sie zu unterrichten ist immer ein wenig mit Bammel verbunden, weil man ja weiss, dass sie wissen, wie es sein müsste. Allerdings sind das auch die, die einem ab und zu ein positives Feed-back geben oder gar loben, wenn eine Stunde besonders gut gelungen ist.
Ich habe neulich eine Lehrerin-Buchhändlerin getroffen, die nun seit fünf Jahren in einer Buchhandlung arbeitet (zur Häfte des Gehalts, das sie als Lehrerin verdienen könnte). Sie ist im zweiten Beruf zufriedener, weil sie „mit der Arbeit fertig ist, wenn sie die Buchhandlung verlassen hat. Keine Elterngespräche, keine Korrekturen.“
Sie ist mir wieder eingefallen, als ich heute korrigiert habe (die schwarze Spielzeugpistole brauche ich für die Taubenvertreibung).
Bei mir war die Umstellung von der Buchhandlung auf die Schule gut, weil ich eben die Arbeit selber einteilen, erstmals im Leben zu Ladenöffnungs- und Bürozeiten ein privates Telefongespräch führen und das „Das-Kind-hat-Ferien-Problem“ eingermassen lösen konnte.
Ich sehe in beiden Arbeitssituationen gleich viel Vor- und Nachteile. Was ich aber nicht mehr zurück möchte, ist der Mix. Zehn Jahre lang jobbte ich sowohl als Buchhändlerin wie als Lehrerin, was fachlich ideal, aber organisatorisch anstrengend und pädagogisch herausfordernd war. Besonders dann, wenn ich meine Lernenden aus der Firma im Unterricht hatte, sie natürlich nie bevorzugen und benachteiligen sollte und immer höllisch aufpassen musste, dass ich sie nicht versehentlich über Prüfungsthemen vorabinformierte.
und ich glaube, den andern berufe-mix- also lehrer/in und autor/in, den gibt es häufiger als den schreibenden buchhändler/in. obwohl, ich kenne EINEN buchhändler aus mainz, der gedichte schreibt und veröffentlicht. und es gab mal eine sehr erfolgreiche kinderbuchautorin, die war schulleiterin und hatte selbst fünf kinder daheim (name weiß ich jetzt nicht, vielleicht irina korschunow?) – da frage ich mich immer, wie machen die das?
gruß von sonia
Ja, Schreiben und Unterrichten geht oft Hand in Hand, auch wenn viele Autoren nur noch aus finanziellen Gründen unterrichten.
Ich versuche mir die Fragen „wie machen die das?“ immer seltener zu stellen. Denn die Liste der Dinge, die wir nicht (leisten) können, wird immer unendlich viel länger sein. Mein Alter macht mich i.S. Multitasking müder, dafür stressen mich Probleme und Krisen weniger.
Ich habe auch zuerst studiert und meine Ausbildung zur Lehrerin abgeschlossen. Allerdings war das in Polen… Und obwohl ich in meinem Beruf vier Jahre lang gearbeitet hatte, konnte ich die Ausbildung in Deutschland nicht anerkennen lassen. Es hiess dann zwar, dass ich einen Bachelor of Arts habe, aber nicht unterrichten kann, weil Polen und Deutschland, später Schweiz, unterschiedliche Länder sind und ich noch mal das Selbe studieren sollte. Da habe ich mir gesagt, dass ich etwas Neues machen möchte und schloss in diesem Jahr meine Ausbildung zur Buchhändlerin ab. Und ich bereue es nicht!
Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, beides gleichzeitig zu machen – Unterrichten und Bücher verkaufen! Wenn man natürlich genug Zeit dafür hat 🙂
Grüsse von Bibliophilin