Gestern haben sich die Forums-Buchhändlerinnen und -Buchhändler aus Anlass der Buch08 in Basel getroffen. Ein bisschen Klatsch und Tratsch und der übliche Zynismus in der Debatte, wie lange die Welt den Buchhandel überhaupt noch braucht. Neu kommen die Witze darüber, wie lange noch gedruckt werden wird. Ein amüsanter Abend mit morbider Prise.
Und heut‘ Morgen war ich noch einmal in Basel an der Verleihung des ersten Schweizer Buchpreises. (Mein Kurzbericht im Forum für den Buchhandel.)
Buchpreise sind eine erfreuliche Entwicklung neuerer Zeit. Sie richten sich viel mehr nach dem Publikumsgeschmack als die literarischen Auszeichungen. Wir hatten diesbezüglich gegenüber der Film- und Musikwelt im internationalen Buchhandel ein Manko, dem lange Jahre fast nicht beizukommen war. Weil Angst vor Trivialität, Standesdünkel und eine – mit Verlaub – alte Generation den Literaturbetrieb dominierten.
Jetzt also ein letzes Aufbäumen eben dieser Generation: Adolf Muschg hat gestern Abend sein nominiertes Werk „Kinderhochzeit“ zurück gezogen. Wie es heisst aus persönlichen Gründen. Offensichtlich hat das Suhrkamp – für mich enttäuschend – nicht zu verhindern versucht oder vermocht. Dies, obwohl nicht der Autor, sondern der Verlag das Werk für den Wettbewerb einreicht.
Das bestätigt die überhebliche Seite Muschgs, die ihm manche vorher schon unterstellt haben. Es macht sich zudem schlecht, die ganzen Vorteile der Nominierung wie Werbung, Lesereisen und mediale Auftritte zu nutzen und einem anderen Autoren den Platz auf der Shortlist wegzuschnappen, nur um sich Stunden vor der Verleihung zu verdrücken.
Mag sein, dass dieser Eklat Buch und Autor morgen etwas mehr Presseplatz verschafft. Aber längerfristig ist Suhrkamp, Muschg und seinem Werk ein Bärendienst erwiesen. Denn genau diese Divenhaftigkeit wird bei publikumsorientierten Preisen nicht akzeptiert und bleibt negativ in Erinnerung. Gut so.
Aus gut informierten Quellen hört man, dass sich Muschg erst zurück gezogen bzw. den Rückzug angetreten hat, nachdem Pia Reinacher in der FAZ einen Artikel veröffentlichte, indem sie weissagte, dass eh nur zwei Titel im Endrennen um den Buchpreis wären. Muschg nahm das dann so zur Kenntnis, dass er quasi als Füller auf der Shortlist stehe, was ihn „natürlich“ kränkte. „Der Jahrmarkt der Eitelkeiten“ wird durch diese Art von Shortlist und Longlist und börsenähnlicher „Handlung“ von Büchern stark angefacht und emotionalisiert. Ich finde sein Verhalten auch unmöglich, aber als Reaktion verständlich. Er könnte allerdings als Old man ein bisschen mehr Abstand zu sich und diesen Eitelkeiten haben…
Ein einziger Artikel hat ihn dazu gebracht? Das mit dem Abstand ist schön gesagt, Ernesto.
Muschg hätte nach der Verleihung jeden Auftritt bekommen, um als „Old man“ zu punkten, nur nicht den als beleidigte Leberwurst oder Neidhammel.
Wenn sich jemand als Lückenfüller fühlen muss, dann ist es Frau Jardine, die man gewählt hat, um zwei Vorwürfe gleichzeitig aus dem Feld zu räumen: Fehlender Schweizer Verlag und fehlende Frau.
interessante interpretationen die man hier vernimmt, und ich dachte muschg wollte mit einer noblen geste quasi den ranicki machen, bzw. nicht als pausenclown jemandem den preis wegschnappen, der ihn möglicherweise mehr verdient hat.
ich denke dass muschg, angst hatte nicht zu gewinnen, und dann wäre das ja so, dass das aus seiner sicht triviale gewinnerbuch quasi besser wäre als seines. was ich unmöglich fand, ist dass der liebe herr muschg an sämtlichen werbeveranstaltungen und auf den plakaten des schweizerischen buchpreises war und das voll ausgenutzt hatte nur um dann sich für den preis zu gut zu fühlen, ebenso hat herr muschg mit seiner erst so spät abgesagten nomination einem anderen schriftsteller den platz weggenommenm, welcher es vielleicht dringender benötigt hätte als der schon sehr bekannte herr muschg, da ja jemand anderes anstelle von herr muschg nominiert worden wäre (vielleicht eine schweizer frau aus einem schweizer verlag, das wär doch was)
auf jedenfall ist mir dieser dünkel sehr sehr unsympathisch