Heute in der NZZ am Sonntag den ermutigenden Artikel „Café Einbahnstrasse und Buchladen Sanwei“, zur Renaissance der unabhängigen Buchhandlungen in Peking gelesen…
Vielleicht folgen Bern, Berlin, Paris, Rom, Wien, Vaduz – um nur die eigenen und benachbarten zu nennen – ja nach und werden dereinst auch wieder vermehrt als Treffpunkte frequentiert. Auch wenn die Abhängigkeit von Ketten natürlich eine andere ist als die Abhängigkeit von staatlichen Ketten, täte es dem Buch- und Verlagswesen und damit der neuen, anderen und vielleicht noch unentdeckten Literatur gut.
Zwar können diese Nischen-Läden mit den Absatzzahlen der grossen staatlichen Ketten oder dem wachsenden Internetbuchhandel nicht mithalten. Aber für die Kleinen ist der Verkauf von Büchern ohnehin nur ein Teil ihres Geschäfts. Einige Buchläden wie das «Café Einbahnstrasse» oder das «Denker-Café» rücken ihren Restaurantcharakter in den Vordergrund, um zu betonen, dass sie sich mehr als Treffpunkte denn als Buchvertriebe sehen. Andere existieren nur, weil sie bibliophile Gönner haben.
Das ist nicht weniger als die Renaissance einer alten Kultur: Schon vor hundert Jahren, als das Kaiserreich zerfiel und China seinen Weg in die Moderne suchte, waren Buchhandlungen ein wichtiger Umschlagplatz für Ideen über Reformen und Revolutionen. Da die Partei die Macht von Worten und Wissen kennt, versucht sie die Debatten heute nach Kräften zu steuern und zurechtzustutzen. Doch die Meinungsfreiheit findet trotzdem ihre Nischen. Das wichtigste Forum für offene Debatten und Kritik ist das Internet, aber die Online-Intellektuellen kommen zunehmend auch in der realen Welt zusammen, wobei Buchläden der bevorzugte Ort sind, weil sich in den oft angeschlossenen Cafés oder Teehäusern ohne grosses Aufsehen Veranstaltungen organisieren lassen.
Quelle für Text und Bild: NZZ am Sonntag von heute.