Von links nach rechts und von oben nach unten:
L – wie Ljubljana. Hier vom Schlossberg aus betrachtet. Die Burg darauf, von deren Zinnen aus ich dieses Foto gemcht habe, wurde erstmals 1144 erwähnt. Aber diverse Funde zeigen, dass dieser Hügel über Ljubljana bereits ca. 1200 v.Chr. besiedelt war. Von hier aus sahen wir hinunter auf den Teil der Flanierzone. Auf diesen Treppenstufen treffen sich abends die in- und auslädischen Jugendlichen zum Bier und Flirt.
J – wie Jože Plečnik, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts halb Ljubljana erbaute – von Kirchen über Stauwerke bis zum grossen Friedhof Žale mit seinem schmucken Eingangstor. Dort habe ich auch diese Rosen fotografiert, die die Leute zu Ostern auf die Gräber legten.
U – wie Ufer der Ljublianica, eine beschauliche Kulisse für eine gemütliche Stadt. Die Lujubljanica war seit Römerzeiten ein wichtiger Transportweg im Flussystem der Donau. Die Ljubljaner bemühen sich, ihr Ufer zum Erholungsgebiet und ihr Wasser sauberer zu machen, damit sie drin schwimmen können. Die Ljubljanica wird je nach Region unterschiedlich genannt, wesahlb man sie auch als „den Fluss der sieben Namen“ bezeichnet. Sogar die Argo soll auf der Ljubljanica geafahren sein. Im Detail habe ich ahber nicht verstanden, was uns der Boots- und Reiseführer (kernig, geschäftstüchtig, schnell, intelligent, vielseiteig, speckige Lederjacke und Kettenraucher – „thiis is of course a smoker friendly boat“) dazu erklärt hat. Dieses Foto habe ich von einer der Brücken am Dreibrückenplatz (Tromostovje – auch von Plečnik erbaut) aus gemacht.
B – wie Burg (Grad). Wie gesagt ist die Burg der Ort, von wo aus Touristen Ljubljana gerne betrachten. Die Stadtgemeinde hat sie erst 1905 gekauft, im 19. Jahrhundert war sie ein militärische Festung und ein Gefängnis und für die Bürger nicht zugänglich. Sie wurde danach jahrelang renoviert und ist heute ein Ausflugsziel, das die Erwartungen erfüllt: Kulisse für Erinnerungsfotos, Hindergrund für Hochzeiten und Informationen für Reisende über Land und Leute in kleinen Museumsräumen. Und in genau so einem habe ich auch das B-Bild gemacht.
L – wie Location. Wir waren im Zeppelinhostel, einer Jugendherberge, deren Website etwas einladender aussieht als die Realität dann ist. Das Foto zeigt den Ausblick aus meinem Zimmer, das gleich oberhalb der Slovenska Strasse und sehr zentral lag. Da ich nicht so geräuschempfindlich bin, haben mich weder die Papierwände noch der Hinterhof mit dem Privatclub, der jeden Morgen um 05:00 Hunderschaften von Betrunkenen ausspie oder die ewigen Sirenen (Ljubljana hat sehr viel Polizeipräsenz) gestört. Nur das Gurren der Tauben im Treppenhaus hat mir am Nerv gezerrt. Ich kann Tauben nicht leiden, nicht einmal in Venedig.
J – Julija Primic, die Muse des gemäss Reiseführer bedeutensten slovenischen Dichters France Prešeren. Der Prešerenplatz gilt als Hauptplatz der Stadt Ljubljana (originellerweise gestaltet von Plečnik) und scheint ein beliebter Treffpunkt zu sein. Auf dem Bild sieht man ihn nur theoretisch zwischen den Zinnen des Turmes auf dem Schlossberg hindurch. (Trotz freiem Personenverkehr in der EU habe ich nie eine/n Roma gesehen, auch nicht auf diesem Platz, auf dem sich sonst halb Europa zu treffen scheint.) Zurück zum Dichter: Seine Statue steht natürlich prominent auf auf dem Platz, dem er den Namen gab. Er blickt in Richtung Wolfova Strasse, wo Julija Primic gewohnt hat. Sie ist sowohl im Denkmal selber als auch an ihrem ehem. Wohnort mit eine Statue bzw. Büste verewigt. Gemäss einigen Quellen soll sich die lebenslustige Julija allerdings nie etwas aus Prešeren gemacht haben. Seine Inspiration durch sie hat ihn dennoch und bis heute erfolgreich gemacht: Seine Lyrik ist präsent, sein Konterfei schmückt die Interieurs der zahreichen Bibliotheken Ljubljanas und eine Strophe aus einem seiner Gedichte bildet die slowenischen Nationalhymne.
A – wie Argonauten. Gemäss der Legende fuhren Jason und die Argonauten auf ihrem Schiff Argo (das gstohlene Goldene Vlies im Gepäck) über das Schwarze Meer in die Donau und weiter in die Save hinauf bis zur Ljubljanica, wo sie auf ein breites Moor trafen, in dem ein Ungeheuer lebte. Jason kämpfte mit ihm und tötete es. Das soll der Drache von Ljubljana gewesen sein, der bis heute das Stadtwappen (in meinem Bild als Fahne) und die Drachenbrücke (Zmajski Most) ziert. Ob im guten Andenken oder erleichtert über seine Vernichtung konnte ich nicht ermitteln.
NA – wie Narodna in univerzitetna knjižnica. Das Foto zeigt die abgestellte Leuchtschrift eines verblichenen Kinos, es gibt jedoch auch neuere Kinos. Aber die Slowenen sind auch grosse Leser. Neben der beeindruckenden Nationalbibliothek hat Ljubljana auch viele Freihandbibliotheken, in welchen bis zum Ostersonntag reger Betrieb herrschte. Das sagten uns auch die Buchhändlerinnen, die wir kennen lernten: Die Leute in dem Land lesen gern, 70 Prozent der Einwohner sogar regelmässig Bücher. Aber sie zu überzeugen, diese Bücher zu kaufen, sei nicht ganz einfach. Das Ausleihen habe eine lange Tradition, weshalb die Bibliotheken zu den besten Kunden der Buchhandlung gehörten. Die Nationalbibliothek konnte ich nur von Aussen besichtigen, sie hatte über die Osterzeit geschlossen. Selbstverständndlich ist auch dieses monumentale Gebäude von Jože Plečnik, der sich sogar an der Inneneinrichtung beteiligt haben soll. Dafür hatten die Buchhandlungen bis Ostersamstag geöffnet, der Verlag Mladinska Knjiga, dem die meisten ljubljanischen Buchhandlugen gehören, hat für unsere Führung einen grossen Aufwand betrieben (wir sprachen mit sieben Abreilungs- oder Filiallterinnen und einem Verleger). Wir haben eine Menge gelernt.
2 Gedanken zu „Letters from Ljubjana“
Kommentare sind geschlossen.
sieht alles bekannt und gleichzeitig fremdartig aus….leer irgendwie…
Ja, die fehlenden Randständigen, die die meisten Hauptstädte haben, die wenigen Wohnzonen in der Stadt (die Leute wohnen am Stadtrand) und wohl auch die einheitliche Architektur und Gestaltung der Plätze lassen die Stadt eher unbelebt wirken.