Heute was das Couvert mit der Unterrichtsbeurteilung bei mir im Briefkasten. Denn ausser mir und zwei anderen darf niemand die Daten sehen (an die Informatiker, die irgendwo irgendwas sichern, denkt wiedermal keiner).
Was mich im Vorfeld immer stört, ist die ewige Erklärung meiner Vorgesetzten, es handle sich nicht um eine Beurteilung meiner Person, nein, nein, es gehe rein um die Beurteilung meines Unterrichts. Es wird nicht wahrer, indem man es wiederholt.
Kinder und Jugendliche beurteilen in erster Linie die Lehrpersonen, nicht den Erfolg des Unterrichts, hab ich auch gemacht, finde ich auch nicht schlimm. Es ist an der Lehrperson, die Brücke zu schlagen zwischen Vertrauen und guter Wissensvermittlung, sie muss offen und freundlich sein und trotztdem konsequent Anforderungen an das Hirn stellen.
Folgende 13 Fragen haben 26 meiner Schülerinnen und Schüler im 1. Lehrjahr beantwortet. Ich unterrichte sie in einer Lektion pro Woche in Betriebs- und Verkaufskunde.
[Antwortmöglichkeit: immer | oft | selten | nie | kann ich nicht beurteilen]
1. Die Lehrperson ist gut auf den Unterricht vorbereitet.
2. Der Unterricht ist abwechslungsreich.
3. Die Lehrperson zeigt uns, wie wir lernen und die Aufgaben lösen sollen.
4. Die Lehrperson bezieht alle Lernenden in den Unterricht ein.
5. Im Unterricht gibt es Gelegenheit für Übungen und Fragen.
6. Die Proben der Lehrperson entsprechen dem angekündigten Inhalt.
7. Die Lehrperson sorgt für ein gutes Lernklima während des Unterrichts.
8. Die Lehrperson geht auf Anregungen der Lernenden ein.
9. Die Lehrperson macht einen motivierten Eindruck.
10. Die Lehrperson ist fair.
11. Die Lehrperson zeigt den Nutzen des Stoffs auf.
12. Die Anweisungen und Erklärungen der Lehrperson sind verständlich.
13. Wenn die Lehrperson zusätzliche Unterlagen austeilt, sind diese nützlich.
Kurz zusammengefasst sind die Rückmeldungen postitiv,“immer“ überwiegt bei weitem. Der einzige Knackpunkt, der mich bei sämtlichen ersten Lehrjahren meiner Schulkarriere begleitet, ist die „Verständlichkeit“ meiner Answeisungen und Erklärungen. Da sagen nur 10 „immer“ und 16 „oft“. Zu meiner Erleichterung sagt niemand „selten“, das hatte ich auch schon – vielleicht habe ich mich ja doch verbessert. Die ergänzenden Bemerkungen der Lerndenden sind dieses Jahr hilfreich und ich bin zuversichtlich, dass wir nützliche neue Abmachungen werden treffen können.
Eine Premiere habe ich bei dieser Befragung erlebt: Auf zwei Lernende wirke ich selten motiviert. Das steht im krassen Gegensatz zu den übrigen Antworten und den Antworten der Vorjahre.
Die schon fast philosophische Frage lautet: Woran erkennt man die Motivation einer Lehrerin? Und erkennen alle Menschen das gleiche Verhalten als „motiviert“? Es wird interessant, mit den beiden – die nebeneinander sitzen – dieser Frage nachzugehen.