Auswertung

Hier folgt die Auswertung meines abendlichen Selbstversuches der vergangenen drei Tage:

  • WAS? 3x 30 echte und vollständige Buchtitel aufzählen (also unter Druck).
  • WIE? Laut vor mich hin gesagt, von Hand notiert, an drei Tagen zu gleichen Zeit (am Abend), jeder Titel nach Nr. 30 wurde gestrichen.
  • WARUM? Ich wollte sehen, woran ich mich erinnere und ob ich auch dann Muster erkenne, wenn ich nicht mehr weiss, was ich gedacht habe.
  • Zuerst einmal 1-30:

    Faust + Hundert Jahre Einsamkeit + Rationeller Lernen lernen + DUDEN + Reden ist immerhin Silber + Die Taliban + Wenn ich einmal gross bin + Maikäfer flieg + Das grosse Liederbuch + Michel in der Suppenschüssel + Persepolis + Bern Gesichter Geschichten + Heimat Marzili + Stadt Bern einst und heute + Schotts Sammelsurium + Angst macht krumm + Dummheit ist lernbar + Schule neu denken + Die schönsten Balladen + Der Sonne Licht + Maus + Küsse aus New York + In The Shadow Of No Towers + Little Lit + Verbrechen und Strafe + das Foucaultsche Pendel + der Name der Rose + Einführung in die Semiotik + Lesen ist Denken mit fremdem Gehirn

    Das sind alles Bücher, mit denen ich mich intensiv auseinandergesetzt habe. Der Beginn mit „Faust“ zeigt den Druck, der eine Art „Kick-Off“ mit voller Sicherheit nötig machte. Ich sehe Muster darin, wie ich vom einen auf das andere Buch gekommen bin, die Zusammenhänge sind für mich auch jetzt klar. Zuerst 2 Ur-Werke, dann das Kommunikations-Zeugs vor der Nase, dann ein eher unerklärlicher Sprung zu den Taliban, von da logisch weiter über Armut und Krieg zu Ungerers Liederbuch und nach einem Abstecher in die Kindheit, zu den Büchern, die ich gerade bestellt hatte oder die im Kurs erwähnt worden sind. Danach von DIK1 zur einenen Lernerfahrung („Der Sonne Licht“ war mein Lesebuch in der Unterschule) zum eigenen Geschmack (gleich vier Titel von Art Spiegelman) und zu Foucault der logisch weiter zu Eco führte und Eco zu Borges, denn beide haben über Bibliotheken geschrieben.
    Dann 31 – 60:

    Lehren kompakt + das Foucaultsche Pendel + der Name der Rose + Baudolino + Du bist so blass + der Palio der toten Reiter + Bis bald + Der Keiler + Die Asche meiner Mutter + der Vorleser + Stoffe I bis IV + Stiller + Homo Faber + Der Mensch erscheint im Holozän + Blätter aus dem Brotsack + Kindergeschichten + Das Deutsche als Männersprache + Der kleine Unterschied und seine grossen Folgen + Le und die Knotenmänner + Lene + Helene oder die Verletzung + das andere Geschlecht + aus Tagebüchern + Soll man de Sade verbrennen? + ein Zimmer für sich allein + die unendliche Leichtigkeit des Seins + das war der Hirbel + AnnaannA + Der Riese im Baum + Anna Göldin, letzte Hexe

    Hier wieder Start mit einem „sicheren“ Titel, der mich an DIK1 erinnert das wiederum an Evelyne, die das Foucaultsche Pendel (nicht gelsen) hat, dann weiter mit Eco zu anderen italienischen Autoren und schnell ein Sprung zu guten, weisshaarigen Erzählern. Von denen weiter zu den grossen Schweizern und bei Bichsels Kindergeschichten habe ich dann wohl gemerkt, dass da alles nur Männer waren. Darum folgt darauf eine Horde Frauen, die nur noch von der „Leichtigkeit des Seins“ und zwei Jugenbüchern unterbrochen werden und schliesslich mit „dem Riesen im Baum“ und „Anna Göldin“ bei der grossen Schweizerin und Schreiberin von Historischen Romanen endet, die da Eveline Hasler ist. 2x Eveline/Evelyne, genau. Und wieder alles Titel, die ich wirklich gut kenne, oft gelesen habe oder habe lesen müssen. Langzeitgedächtnis, no doubt.
    Und zuletzt 61-90:

    Lornac ist überall + Die Kinder aus Nummer 67 + Die Rote Zora + der Rote Seidenschal + Im Wind der Camargue + Zwischen Firn und Asphalt + Krankheit als Weg + Angst macht krumm + Dummheit ist lernbar + Schule neu denken + Der Papalagi + Steppenwolf + Damian + Narziss und Goldmund + Mord im Orientexpress + 16.50 ab Paddington + Paddington Bear + Little Nemo + Er war da und sass im Garten + Das Biest des Monsieur Racine + Schlaf gut, kleiner Bär + Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat + Bärenwunder + Peter, Ida und Minimum + Tom Sawyer + Huckelberry Finn + Cairo Jim und der Unterrock der Artemis + Wenn ich einmal gross bin + Das war der Hirbel + Kein Ort. Niergends.

    Start mit Titeln aus der Bibliothek, in der ich für 5.00/h Bücher eingeräumt habe, als ich ca. 14 Jahre alt war. Es sind teilweise von mir gelesene Titel und teilweise sehr oft ausgeliehene Titel, die ich entsprechend häufig einräumen musste. Ab Agatha Christie kommen dann wieder solche Bücher, die ich entweder besitze oder die mir seit langem wichtig sind, aber alle aus dem Kinder- und Jugendbuchbereich. Vermutlich bin ich vom bitter armen Kind „Wenn ich einemal gross bin“ über das Heimkind „Das war der Hirbel“ auf Christa Wolfs Kein Ort. Niergends gekommen, weil das ein Buch über Verlorenheit ist.
    Der Selbstversuch zeigt mir: Unter Leistungsdruck „dreissig Titel und kein falscher“ greife ich auf das Lanzeitgedächtnis zurück und auf das, was ich wirklich kenne. Denn die hundert Neuerscheinungen, die ich eben nicht gelesen oder nur angeschaut habe, sind nur oberflächlich in meinem Hirn, vielleicht mit einem Bild oder einer Rezension verbunden, aber nicht mit einem vollständigen Titel. Gerade unter Druck (neben Leistung auch Zeit und Kraft) sind Zusammenhänge mir unentbehrlich.
    Dass sich relativ wenige Titel wiederholt haben, bedeutet, dass ich recht viel richtig „erlesen“ habe, so, dass es eben bedeutsam für mich ist. Auch wenn ich das im Alltag nicht mehr direkt brauchen kann, sind diese Lektüren Teil eines Erfahrungsschatzes, den ich täglich nutzen kann.

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