Anne Frank Haus,
Die Geschichte der Anne Frank
Oetinger 2005
Das ist ein Buch wie ein kleines Museum, ein ausgezeichnetes Dokument für die Schule, mit einmaligen Faksimiles von Anne Franks Notizen und Zettelkasten. Und einer grossen Sammlung Fotos. Das schätze ich, wenn mir Bücher sorgfältig Menschen, Sachen und Sachverhalte erschliessen.
Wenn ich das Tagebuch der Anne Frank gelesen habe – und das waren seit meiner Kindheit etliche Male – so war ich jedes Mal überzeugt, dass jetzt die letzen Einträge nicht die letzten sein würden, dass niemand die Familien im Hinterhaus verraten würde, dass die Stecknadeln über das Vorrücken der Alliierten weiter in die Wand gesteckt würden, dass Anne und Margot dieses Mal überleben würden, dass es anders enden würde, als mit dem Nachwort voller Todesnachrichten.
Vielleicht hat sich mit der neuen „Geschichte der Anne Frank“ meine Hoffnung für immer zerstreut. In dem kleinen Buch werden die letzten Tage der einzelnen Menschen aus dem Hinterhaus parallel dargestellt und es steht klipp und klar, dass deren Ermordung kaum mehr Aufwand bedurfte. Die vielen Jahre, in denen nichts anderes mehr professionalisiert worden war als Vernichtung, hatten ihren Zweck erfüllt. Niemand in den Lagern war mehr auf das Überleben eingestellt. Als Anne und Margot Frank starben, war ihr Vater bereits sechs Wochen befreit. Er und nicht die Mutter und nicht die Kinder. Ein Zufall unter Millionen.
Otto Frank heiratete nach dem Krieg eine übrig Gebliebene, deren Mann und Kind ermordet worden waren. Er widmete sich Zeit seines Lebens dem Gedenken an das Versteck und an seine Familie. Nur einige wenige Stellen aus Annes Tagebuch wollte er erst nach seinem Tod (1980 in Basel) veröffentlicht haben.
Das Museum „Anne Frank Haus“, das diese Buch herausgegeben hat, vergisst nicht, daran zu erinnern, dass Anne Frank auch für alle anderen steht.
Vielleicht muss es ja so sein, dass eine Einzelperson wie Anne Frank mehr Anteilnahme erweckt als die Ungezählten, deren Bilder im Dunkeln geblieben sind. Müssten oder könnten wir die Leiden aller erleiden, könnten wir nicht leben.
– Primo Levi (der nicht leben konnte)
Über das Buch wollte ich auch mal schreiben, das ging aber leider dann unter. Ich werde in den nächsten Tagen einmal auf diesen Artikel hinweisen 🙂
Ich habe über Anne Frank ein Film geschaut, über das Tagebuch von ihr und ihr Leben und ich finde sehr interessant! Kann ich weiter empfehlen!