Ich glaube, um seine Eltern zu mögen, sollte man sie näher kennen. Ich kannte meinen Vater nicht besonders gut. Er war in meinem Leben entweder Gast oder Exkursionsleiter. Als Exkursionsleiter war er perfekt. Ich habe unbeschadet die halbe Welt bereist und meine erste Schnupperlehre im Alter von vier Jahren gemacht. Mein Vater hat gekellnert, auf dem Bau gearbeitet, als Pfleger in der Psychiatrie, als Assistent im Operationssaal und er hat alles transportiert, was man sich vorstellen kann: Konzertflügel für eine Umzugsfirma, totes und lebendiges Vieh als Chauffeur im Inland, Schokolade als Fernfahrer, Menschen im damals unverzichtbaren Sundecker. Mindestens einmal war ich überall dabei.
Von seiner Überzeugung, dass ein schweizerisches Kind nicht minder überlebensfähig sei denn ein indisches, also eigentlich ab dem zweiten Lebensjahr selbständig, wich mein Vater nie ab. Trotzdem kann ich mich an Fälle von Fürsorge erinnern. Lange vor den entsprechenden Empfehlungen setzte er mir bei heiklen Aktionen einen gelben Bauhelm auf. Und er tat einiges, um für mich einen genügend kurzen und wetterfesten Schlafsack aufzutreiben. (Man erinnert sich: Kinderschlafsäcke gab es in den Siebzigerjahren nur, um die Kinder an der Matratze zu befestigen.)
Ich kann nicht wie andere sagen, was ich von meinem Vater fürs Leben gelernt habe. Aber jedes Mal, wenn ich meinen Niederlassungsausweis brauche, fällt mir wieder etwas ein, was ich ohne ihn nicht erlebt hätte.
Sehr schöner Beitrag!
Pondicherry steht auch irgendwo in meinen Niederlassungspapieren. (Zu sagen ist, dass ich diesen Ort nie erreicht habe und erst einige Kilometer südlich, in der Gegend von Madras, heute Chennai, an den Golf von Bengalen gestossen bin;-)
Liebe Tanja
Vier Monate nach dem Anm.-Datum bin ich ja auf die Welt gekommen. So schön, dass du das hier fest hältst. Ich weiss einfach so vieles noch nicht.
Nach diesem Beitrag bin ich von meiner Idee der Tischkärtchen für euer Fest noch viel mehr überzeugt. Der Inder in unserem Block hat schon alle Namen übersetzt.
Ach, Schwester, man weiss eine Menge nicht, was vor der eigenen Geburt passiert ist. Aber irgendwie hägt es einem doch nach 😉