Es war eine Woche wie im Brief vom Erziehungsdirektor. Hart an der Grenze. Jemand weinte, einige waren frech, einige respektlos, einige äusserst widersprüchlich, der Chef winkte ständig nach mir, verzweifelt an seiner Maschine mit dem fremden Namen „PC“.
Jemand unglücklich und jemand glücklich schwanger. Eine Woche so schwer wie ein ganzes Quartal. Meine Bemühungen so wirkungslos wie die Bekämpfung der Desertifikation.
Gegenseitiges Lernen an eigenen Beispielen nach didaktisch lang erprobten Prinzipien. Zuerst Minutenzusammenfassung mit Rochade, danach Kleingruppen für Vertiefung. Und am Ende ist es allen gelungen, die Merkmale eines Verlags zu präsentieren, den sie noch am Vortag kaum gekannt hatten.
(Komplimente? Nein, im Gegenteil. Am Abend seitenlange kritische Auflistung zu Methode und Bewertung in der Mailbox.) Bei Ungehörigkeiten habe ich zum Fenster hinausgeschaut, von Zehn rückwärts gegen Null gezählt und das Lächeln wieder montiert.
Und ich habe in der Pause die Folienrolle zurückgedreht und versucht herauszufinden, warum dem beliebten Kollegen im Fach Herstellung immer alles gelang. Ich habe sein Lehrmittel aus dem Regal geholt und erneut festgestellt, wie gut es ist.
Er hat es ja auch selber geschrieben. Er kommt mit allen zurecht. Und seine Mailbox wird höchstens mit Schülerinnen-Charme gefüllt.
Morgen schliesse ich mich im Büro ein und mache virtuell und administrativ. Nichts mit Menschen.
Undankbare Tage, die Dich nicht verdienen. Tür zu und „Menschen müssen draußen bleiben“ tönt nach einer guten Ideen zum Luftholen.
Hi, hi, Desertifikation!
Dort wo du hin trittst, spriesst doch immer ein Gräslein;-)
Dann kann die zweite nur besser werden.
(Also, das stimmt natürlich nicht, aber man sollte es sich immer sagen.)
[Soeben aufgetaucht aus einer erfolgreichen Tagesübung in Reserviertheit.]
Gestern Nacht habe ich noch schwer bereut, nicht anonym zu sein und all die Ungerechtigkeiten ins Netz stellen zu können, um dafür aufbauende Worte zu ernten. Aber voilà, es geht auch so. Herzlichen Dank für die Ermunterungen.
Nun, gerade Herstellung bereitet künftigen Buchhändlerinnen und -händlern *immer* Schwierigkeiten: es ist technisch, teilweise recht abstrakt und in der Schule immer nur theoretisch. Erst der anschließende Besuch im Herstellungsbetrieb (bei uns immer Clausen & Bosse, Leck) zeigt, wie’s wirklich ist. Allerdings verstünde da unvorbereitet niemand, was in den einzelnen Maschinen vor sich geht …
Ich habe zu den Bereichen Satz, Repro, Druck, Einband, Papier und Typographie je ein Merkpapier zusammengestellt, das ganz konzentriert das enthält, von dem ich mir wünsche, dass die S es wissen (Blana-Extrakt + viel Kram drumrum; bei Interesse schick ’ne Mail). Die S lesen es auch nach dem Unterricht noch *sehr* oft, bis sie es drauf haben. Aber das dauert und ist auch nie einfach.
Dir viel Kraft!
Lieber Hanjo, nein, der Kollege Herstellungslehrer – dessen Stunde ich mittels Projektorfolien-Kurbeln rekonstruiert habe – ist eben top beliebt und bereitet überhaupt niemandem Schwierigekeiten, nicht einmal mir. Danke für die guten Wünsche!
Liebe Tanja,
ja den Kollegen kenne ich auch.
Immer ruhig, immer verbindlich, vertrauenswürdig.
Von Schülerinnen und Schülern und allen verfeindeten Gruppen im Kollegium gleichermassen geschätzt als Ansprechpartner.
Positioniert sich öffentlich nie.
Ist auf Referendare bestens vorbereitet. Umgarnt auch die eigene Ehefrau mit Freundlichkeit und Gesprächsfreude.
Hach.
Treibt aber auch nicht voran.
Huch.
Wollen wir das?
Aber sicher wollen wir das 😉 Nein, sooo perfekt ist er zum Glück auch wieder nicht.