Der Juni ist ein arbeitsreicher, belastender aber auch lustiger Monat. Ich habe permanent das Gefühl, etwas vergessen zu haben und leider stimmt das Gefühl. Zum Beispiel wusste ich neulich nicht mehr, bei welcher Ampelfarbe man über die Strasse geht. Ich war in Schulhausnähe und wollte mich entsprechend vorbildlich verhalten. Mir fielen nur die Amplen mit den Zahlen und der blinkenden Hand aus den USA ein. Aber das stehende rote und das gehende grüne Männchen sagte mir nichts mehr. Irgendwann kam ein anderer Lehrer und ich tat, was er tat.
Vorgestern hatte ich wieder einmal Gelegenheit, in Spezialgeschäften einzukaufen, ich konnte am frühen Abend in die Stadt. Ich hatte schon lange einen Zettel gemacht. Ich ging ins naheliegenste Geschäft für den Erwerb von zwei der notierten Gegenstände, kriegte die erwartete fachmännsiche Beratung und kaufte beide. Vor dem Laden nahm ich den Einkaufszettel wieder zur Hand. Leider wusste ich nicht mehr, was ich vor einer Minute gekauft hatte und demnach auch nicht weiter. Ich musste in die Tüte schauen: Velohelm und Veloschloss.
Passend zur Vergesslichkeit las ich das neue Buch Keller fehlt ein Wort, einen Débutroman von einem Schweizer, erschienen in einem österreichischen Verlag. Nach zwei Hirnschlägen sind Keller, dem Kommunikator von Berufes wegen, die Wörter entfallen, er kann weder sprechen noch schreiben. Mit seinem Arzt telefoniert er mit Klopfzeichen aufs Handymikro, seinem Sohn schreibt er einen Brief rührend fertig, den er begonnen hatte, als er noch gesund war, zu seiner Freundin wird eine Depressive, die sein Gebrabbel bestens versteht. Ohne mir Gedanken über den literarischen Wert des Werkes gemacht zu haben – was ja eigentlich bei einem neuen Schweizer Autoren Pflicht wäre – erlaube ich mir, das Buch wärmstens zu empfehlen. Mich hat es sehr berührt – aber vielleicht liegt’s am Juni.
Ich vergass letzthin unsere Währung… Zum Glück sind Noten wie Münzen angeschrieben.