In der Schweiz ist die Berufsbildung eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt. Das neue Berufsbildungsgesetz fordert auch von Buchhändlerinnen und Buchhändlern eine Berufsreform. Wie in jedem Unternehmen, liegt die Schwierigkeit darin, eine Vorstellung von der Zukunft zu bekommen, die mehr ist als ein Gefühl im Bauch. Denn häufiger als Zielharmonie kennen wir Buchmenschen (und nicht nur wir) den Zielkonflikt. Unsere Ziele werden also auch ein Beweis unserer Konsensfähigkeit, unseres Qualitätsbewusstseins und unserer Rechenschaft uns selber gegenüber sein. Und das ist neben einem harten Brocken auch ein langer Prozess.
Weil die „öffentliche Hand“ sich dessen bewusst ist, hat sie einen gut strukturierten und einhaltbaren Fahrplan entworfen, für den ich dankbar und auf den ich stolz bin. Letzteres sage ich vor allem mit Blick auf das verallgemeinernde ewig gestrige Beamten-Bashing.
Heute habe ich in diesem Zusammenhang ein aufschlussreiches Referat von Emil Wettstein gehört, aus dem mir neben etlichen Notizen zwei Leitlinien geblieben sind: „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (Grundsatz der Berufsbildung) und „schaut ins Welschland!“ (in die französischsprachige Schweiz), denn hier sei Innovation.
Kurz zusammengefasst für berufsfremde Mitlesende: Es gibt drei Berufsfachschulen, auf die sich jährlich ca. 110 Lernende des Buchhandels verteilen: Winterthur (deutsch), Bern (deutsch) und Lausanne (französisch). Alle müssen sich gemeinsam mit den Lernenden als „Kundschaft“ und den Leuten der Branche auf ein Berufsbild einigen. Die einzige Alternative dazu ist ein toter Beruf.
[Emil Wettstein fand, ein Weblog sei bereits ein Teil von „E-Learning“, ich selber weiss zu wenig über den Begriff, den man ja noch nicht so definitiv besetzt hat. Hier die beiden Einträge mit der grössten Resonanz von Lernenden: Müdigkeit und Petit Riens. Ich werde gelegentlich Politikverdrossenheit thematisieren, was vielleicht gerne kommentiert werden wird.]