Jedes Jahr, bevor die besten Fotos der Weltpresse gekürt werden, prämiere ich im stillen Kämmerlein die, die ich am besten fand. Ich habe zwei Schubladen mit einem ungeordnete Archiv und eine Linksammlung. Wer Bücher beurteilen will, muss nicht nur eine Ahnung von Textqualität sondern auch eine Vorstellung von Bildqualität haben.
Das beste Bild ist meistens ein bekanntes, jedenfalls für regelmässige News-Konsumenten und daher meistens keine grosse Überraschung. Bei den anderen prämierten Bildern gibt es ebenfalls Parallelen zu meiner privaten Vorauswahl, aber eher selten.
Ich finde die Wahl der Jury in der Regel sehr gut und habe – genau wie in jedem vorhergehenden Jahr – Fotos entdeckt, die von etwas erzählen, von dem ich keine Ahnung hatte.
Es sind unendlich viele Kriterien zu berücksichtigen. Eine Jury kann zwar eine Liste mit Favoriten führen, aber Pressefotografie bedeutet Aktualität. Viel Gutes würde ihr entgehen, würde sie allein auf bewährte Namen und Eurozentrismus setzen.
Heuer gibt es allerdings einen Fall, in welchem ich die Jury belehren möchte. Ein Ereignis hat sie unterschlagen, obwohl es – gerade für die Presselandschaft – ein sehr wichtiges war und ausgezeichnete Fotos davon gemacht worden sind. Ich habe mir einige aufbewahrt, schwarz-weiss und inzwischen schon fast ein Jahr alt und etwas vergilbt. Mein Pressefoto 2006 in der Kategorie „People in the News“ wäre dieses gewesen:
via Netzzeitung, (c) dpa.
Ja, es ist Italien. Nein, nicht der WM-Final. Sondern Prodis knappe Wahl. Und Berlusconis Abwahl.