Heute habe ich die neue EMMA aufgeschlagen und daraus hat überraschend Lyssa rausgeschaut. Der Artikel „Die Bloggerinnen kommen“ gibt Einblick in die Bloggerei und speziell die von Frauen. Die gezogenen Schlüsse werden Leserinnen wohl widersprüchlich finden, was bei diesem Thema schon mal ein guter Ansatz ist.
Interessant war, dass es offenbar über die Studie der Ruhr-Uni Bochum hinaus ein Thema ist, wie Frauen und wie Männer bloggen. Für mich persönlich ist Bloggen eher ein Gender-Ding. Wer schreibt wie ein Mann, ist ein Mann, wer schreibt wie eine Frau, ist eine Frau. Ich bin öfter mit meiner – ebenfalls bloggenden – Mutter über das Geschlecht eines neuen Blogs uneinig, was zu nachhaltigen Debatten führen kann, obwohl Beweise natürlich in aller Regel ausbleiben.
Lyssa wurde – Kollateralschaden der meisten Frauenerfolge – derart angegriffen, dass sie sich zu folgedem Urteil gezwungen sah:
Männer bloggen einfach lauter, aggressiver. Immer nach der Devise; viel Feind, viel Ehr.
(Ich hoffe, EMMA habe sie im Gegensatz zur Süddeutschen richtig zitiert.)
Ich bin wie gesagt nicht besonders sattelfest in Sachen Geschlechtsmerkmale im Internet. Doch wenn ich mir die Häme in Erinnerung rufe, die Lanu (von der ich jetzt einfach mal annehme, dass sie eine Frau ist) in der Dotcomtodgeschichte entgegenschlug, so scheint mir Lyssas Urteil nachvollziehbar. Die damaligen Entgleisungen wirkten auf mich ähnlich und männlich, aber eben www-männlich. Vielleicht bräuchte ich neben „Sex“ und „Gender“ auch noch ein „Virtual“, weil im Netz sowohl biolgoisches wie gefühltes Geschlecht nach Bedarf geändert und vom User verschieden gelesen werden kann.
Übringens ist diese EMMA auch sonst die Lektüre wert, besonders die heroische Titelgschichte über Ségolène Royal und die beiden Essays über die Kinderfrage von Iris Radisch („Der Preis war zu hoch“) und Annette Antons („Mein Leben als Mann“).
Nun, ich habe – allerdings eher im Tagebuchbereich des Bloggens auch genügend Zickenkriege mitbekommen, die alles andere als schön waren. Vorherrschend bleibt aber der Eindruck, virtuell zu sein – und damit anonym (ein Impressum oder nur ein Profil heben diese Anonymität auch nicht wirklich auf) – läßt Schreiber und Kommentatoren recht schnell sämtliche Hemmungen und Anstandsregeln, die im RL problemlos geachtet würden, vergessen. Gerade wenn es um sachliche Themen (oder besser : vermeintlich sachliche Themen) geht, wird ein aggressives Potential – gerade bei Männern – sichtbar, das Staunen macht. Derzeit beobachte ich auf Myspace einen sehr apodiktischen jungen Briten, religiös, stockkonservativ und vor allem in den Reaktionen auf Kommentare bisweilen recht ungemütlich. Und er findet auch immer wieder seine ebenso aggressiven Gegenspieler.
Ein anderes Ding ist die Blogosphäre : die definiert sich als eine abgeschlossene, hermetische Welt, bei der Grenzüberschreitungen – aus dem Journalismus oder auch in den Journalismus als Kampfansage gesehen werden. Und da auch die Blogosphäre mehrheitlich männlich dominiert ist – nicht aber unbedingt qualitativ – treten hier natürlich vermehrt die aggressiven männlichen Blogosphäre – Bewahrer in Aktion. Das hat was vom „kleinen gallischen Dorf“ gegen die „große, böse, römisch besetzte Welt“ da draußen, abzüglich der Komik und des Charmes des Originals. LG rollblau
dankschön für die emma`schen hinweise!
gruß von Lu
„Zwei von drei Webloggerinnen sind Frauen“. Steht in der EMMA. Den Satz verstehe ich nicht.
Und den Artikel über Ségo (Die Favoritin der Basis) werde ich vielleicht lesen – wenn ich mich über die Überschriften der anderen Artikel wieder abgeregt habe.
@Marian
Bei …innen sind Männer doch immer mitgemeint! Eine gebackene Berner-Beruhigungs-Bärin ist unterwegs;-)
1st Ima,
und woher weiss EMMA, dass 2 von 3 Bloggerinnen weiblich sind? Das weiss ja noch nichtmal ich – obwohl ich alle BloggerInnen-Statistikinnen lese.
Oh, ist ja seit einer halben Stunde Frauen-Tag. Wie passend.
Ohne die Blog – Statistiken zu kennen, halte ich das aber durchaus für gut geschätzt. Nur : Bloggen ist nicht gleich Bloggen. Mädchen und Frauen scheinen durchaus häufiger dazu zu neigen, ein öffentliches Pubertäts – oder Hausfrauentagebuch zu schreiben, als Jungen oder Männer zu ähnlich gelagerten Veröffentlichungen. Relevant wären einzig die Content – schaffenden Blogs, und hier vermute ich, auch wegen der unendlich vielen PC – und Technik – Themen, die Männer in der Überzahl und vor allem um vieles einflußreicher. Ein anderes Problem sehe ich auch in den in fast jeder Statistik mitgezählten Anzahl der abgestorbenen Blogs, die bei den diversen Anbietern begraben sind, aber dennoch aus wirtschaftlichen Gründen in deren Angaben weitererscheinen und auch immer abrufbar sind. Da sähe manche Community nämlich gleich um vieles kleiner aus – statt 25.000 evtl. 1500 einigermaßen regelmäßig geführte Blogs, wenn überhaupt (ich tendiere mal bei meinem Ex – Anbieter auf so um die zwei – fünfhundert). Also sind sämtliche Statistiken vollkommen unbrauchbar. LG rollblau
Mein zentrale Frage bleibt leider, wen EMMA und die Blog-Forerscherinnen meinen: Geschlecht oder Gender? Leider versagt die Statistik schon dort.
Marian, der Artikel über Ségo ist hauptsächlich sozio-psychologisch aufschlussreich. Ich lese auch Merkel und Calmy-Rey sehr gern bei EMMA -konsequentes Heldinnentum, fussend in der lebenslangen Erfahrung mit Aufstiegsschwierigkeiten als Frau.
Hach, rollblau, Myspace ist ja echt eine Klasse für sich. Ich kann damit ganz schlecht.