Ich schätze den Verlag „Beobachter“, der macht sorgfältig gut schweizerische und nützliche Ratgeber. Ich besitze selber einige und habe sie immer gerne empfohlen. Meine Eltern hatten die gleichnamige Zeitschrift aus diesem Verlag abonniert und – ähnlich wie Waschmittelmarken – bleibt man auch Medien aus dem Elternhaus in der Regel verbunden.
Vor zwei Jahren jedoch hatte ich eine unschöne Begegnung mit einem Beobachter-Journalisten. Der Mann wollte eine Story zum Thema Anlaufschwierigkeiten für Flüchtlinge aus dem Irak machen. Er brauchte Kontakte und Erfahrungsberichte via unsere Familie, eigentlich ein begrüssenswertes Anliegen. Allerdings entpuppte er sich als Thesenjournalist, die Schlagzeile war schon klar, ehe er überhaupt mit jemandem von uns gesprochen hatte und derart daneben, dass ich darauf verzichte, sie hier wiederzugeben. Deshalb haben wir nicht mitgeholfen. So wichtig informieren ist, verheizen geht nicht, das wird mit Flüchtlingen genug getan. Die Nachricht hat ihn auf dem falschen Fuss erwischt und er hat es nicht geschafft, höflich zu bleiben. Dennoch kein Grund, den „Beobachter“ in globo blöd zu finden.
Das ist mir wieder eingefallen, als ich gelesen habe, wer die „Goldene Feder 2005“ erhalten hat. Diesen Preis unterstützen zum Beispiel buch.ch und eben der „Beobachter“, welcher auch in der Jury sitzt. Dieses Jahr waren Texte zu Jugendgewalt gesucht, gewonnen hat einer der Täter im brutalsten Überfall seit ich Bern und Jugendliche kenne (und das ist mein ganzes Leben) mit dem Text „ohne die richtigen Freunde…“
Diese als Bekenntnis getarnte Rechtfertigung, diese als Perspektive verkleidete Anbiederung und Pseudo-Reflexion darf von mir aus geschrieben und gelesen werden. Aber prämiert, weil ach-so-authentisch? Mit einem Vorbildpreis, einem Jugendpreis? Weil das das Brauchbarste unter dem Eingereichten gewesen sein soll? Never ever.
Ist vielleicht schon ein Buch, eine Autobiografie oder gar ein Ratgeber in Planung?
Trostlos. Einfach nur trostlos.
Unglaublich trostlos und völlig daneben! Dieser Preis an den Täter P:G. kostet den „Beobachter“ einige AbonnentInnen.
ist möglich, muss dann mal in einem Kaffee die Leserbriefe lesen. Kaufen werde ich diese Zeitschrift eine Runde nicht mehr.