Danke, Daniel Keel.

Er war Buchhändler, deswegen haben Buchhändler seinen Verlag geliebt: Seine Auswahlkriterien waren für unsereins nachvollziehbar, seine Bücher verkäuflich. Wir mochten die Bücher, die er machte, wir mochten was er sagte und wie er es sagte, wir schätzten die visuelle Unverwechselbarkeit, die seine Frau Anna Keel dem Verlagsprogramm verschafft hat. Uns gefielen die Verlagsvorschauen, das Diogenes Magazin, die Leporellos mit den klassischen Spezialitäten.

Fuck Fiction - Belletristikwerbung 1971 von Diogenes

Vor ungefähr vierzig Jahren schrieb Daniel Keel eine Replik auf einen Essay, der den Untergang der (guten) Belletristik beklagte, die ich besonders gerne lese, wenn mir Twitter, die Digital Natives & Co. zum Hals raushängen. Loriot illustrierte ca. 1973 den Diogenes-Belletristikprospekt entsprechend. (Will ich morgen in der Schule, d.h. in der Diogenes Verlagsgeschichte in meinem Büro-Büchergestell raussuchen, werde kommentieren.)
Hier geht einer, der seine Autoren pflegte, mit ihnen früh frühstückte oder spät nachtesste, der Papier und Schriften bewusst auswählte, der nur originalgetreue Umschläge tolerierte und bei miesem Druck ohne mit der Wimper zu zucken 20’000 davon wieder einstampfen liess – bref: Einer, der verlegte. R.I.P.

Und wer länger Zeit hat, dem möchte ich das Verlagsportrait des Schweizer Fernsehens ans Herz legen. Es zeigt eine Buchbranche, die ihren Weg mit Witz und auch ein bisschen willkürlich bahnt, immer geprägt von schrägen Freunden von Dürrenmatt bis Loriot. Es zeigt, weshalb Zeichner oder Autoren dem Verlag treu blieben, auch wenn sie längst irgendwo anders lebten und arbeiteten und zig andere Angebote hatten (z.B. Tomi Ungerer). Freundschaften sind auch meiner Erfahrung nach der Hauptgrund, weshalb so viele der Büchergilde erhalten bleiben auch wenn’s da existenziell schwierig bleibt.

2 Gedanken zu „Danke, Daniel Keel.“

  1. Der erwähnte Artikel erschien am 9. Oktober 1971 in der FAZ als Antwort auf einen Essay von Heinz Bohrer über die „prekäre Situation der Belletristik“. Die Loriot-Vignette zierte ein „Diogenes Aufklärungsblatt“ zum angeblichen Sachbuchtrend im Jahre 1973.
    Quelle: Diogenes, Eine illustrierte Verlagschronik 1952-2002 mit Bibliographie. Aufgezeichnet von Daniel Kampa, erschienen im Diogenes Veralg 2003.

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