Für eine Projektarbeit zum Thema „Schulbildung früher und heute“ im Fach „Wirtschaft, Recht, Gesellschaft“ haben drei Lernende der Abschlussklasse mich (und viele andere) befragt. Sie wollten wissen
Ich gebe mir bei solchen Antworten immer Mühe, weil ich ja weiss, dass meine Kollegen vom anderen Fach mein Zitat lesen werden und es mir sehr peinlich wäre, wenn ich Mist erzählte. Was ich nun meine, geantwortet zu haben:
Die Reform unserer Berufsbildung ist in meinen Augen für die Schule und die Branche ein Gewinn. Ob ihnen der Beruf attraktiv erscheint, werden aber bis ans Ende aller Tage die zukünftigen Azubis entscheiden, indem sie den Beruf wählen oder eben nicht.
Ich habe in den letzten Jahren viele Veränderungen festgestellt, aber dass die Lernenden „dümmer“ werden gehört definitiv nicht dazu, auch wenn man das immer mal wieder liest. Die Abhängigkeit von Elektronik und speziell vom Internet und einigen wenigen Playern darin, macht mir aber schon Sorgen. Wie und warum sollen Jugendliche genau und vorausschauend arbeiten lernen, wenn sie heute mit E-Monokultur, Geschwindigkeit und Oberflächlichkeit besser beraten sind? Vielleicht ist es einfach der Lauf der Zeit, dass die Arbeit im Detail gar nicht mehr gefragt ist. Es ist kein objektiver Eindruck und eine Statistik habe ich auch nicht, aber ich sehe es gut in den mündlichen Arbeiten wie Vorträgen mit Präsentation: Der Inhalt ist häufig etwas wacklig, aber die Referiernden sprechen frei und lebendig und die Präsentationen sind meist viel besser und zweckmässiger als das, was ich von (längst) Ausgelernten zu Gesicht bekomme.
Was nun in der fertigen Arbeit steht:
Frau M. ist mit dem neuen System (der Ausbildung zur Buchhändlerin, sic.) zufrieden. Sie findet es zeitgemäss und der heutigen Gesellschaft angepasst.
Sie hat aber im Allgemeinen Angst davor, dass die Menschen durch das Internet sehr beeinflussbar werden. Zudem wird alles schneller, dafür weniger genau. Dies sei jedoch der Lauf der Zeit. Aber es gäbe auch Verbesserungen in den Schulen, zum Beispiel die immer besser werdenden Präsentationen der Schüler.
(Ich weiss, alle Lehrpersonen kennen das Staunen bei der Wiedergabe dessen, was sie gesagt haben. Aber meistens kommt das einem ja nur selber zu Ohren und Augen und nicht den Kollegen. Ich finde meine Antwort hier im Zitat ziemlich altbacken und leicht frustriert. Aber vielleicht habe ich ja wirklich so geklungen und vielleicht bin ich einfach alt. Aber sicher nicht frustriert von meinen erwachsenen Azubis, die ich seit einem Jahrzehnt nicht mehr „Schüler“ nenne.)
Nachtrag 24. Juni 2010: Inzwischen habe ich die ganze Arbeit gelesen und sie hat mir einige neue Erkenntnisse gebracht. Die Aussagen der befragten Lehrpersonen zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind ziemlich unterschiedlich.