Letzte Woche begann die Verhandlung für die jugendlichen Täter im schlimmsten Raubüberfall, den diese Stadt wohl je erlebt hat und von dem ich an anderer Stelle schon kurz berichtet habe.
In Bern gibt es eine ausgesprochene Leserbrief-Kultur. Schulklassen, Eltern, Angestellte, Seniorinnen, Zugewanderte, Ausgewanderte, die irgendwo mitlesen: zu solchen Ereignissen äussern sich verschiedenste Menschen. In der Folge der täglichen Berichterstattung erschienen also vergangene Woche besonders viele Statements. Auch die Schulklasse des Opfers hat einen ausgezeichneten Brief verfasst.
Und ich stelle fest, dass die so geäusserte Meinung, ob von Jugendlichen oder älteren Menschen, ob von Männern oder Frauen, recht eindeutig ist. Einerseits macht mir das Sorgen, weil die vehementen Äusserungen ja auch ein wenig an Lynchjustiz erinnern und ich eigentlich dankbar bin, dass wir Fachleute haben, die es sich nicht leicht machen. Andererseits bin ich überzeugt, dass das Gesetz allen Menschen dienen soll.
Sich nicht von Volkes Stimme leiten lassen, appelliert die Verteidigung an das Kreisgericht, „nicht einfach aufgeben und wegsperren,“ ist die Einstellung von Kriminologin und Psychologen. „Zuchthaus“ ist die Forderung der Bürgerinnen und Bürger.
Sehr repräsentativ finde ich die Leserbriefe aus dem gestrigen „Bund“. Die Leserbriefschreiber schreiben nicht irgend etwas, die haben nachgedacht und eigene Erfahrungen eingebracht. Und weil das hier auch mein Archiv ist, habe ich diese sicherheitshalber noch gescannt.
Am 4. Juli wird das Urteil eröffnet.