bin ich heute von jemandem gefragt worden, der gar nicht weiss, dass ich Buchhändlerin bin. Ich konnte die Feindschaft der Unterlegenen (Amazon hat den Webshop mit Millionen perfekt digitalisierten Buchdaten eröffnet, für die Bezos nie bezahlt hat) nicht ins Feld führen.
Ich musste mich auf die banalen Argumente einer urbanen Konsumentin beschränken: Ich kaufe nie bei Amazon,
Who cares??
das geklöne hört sich ähnlich der musikindustrie an, die keine cds mehr verkauft. und dabei tonnenweise marktchancen übersieht.
adapt or die.
aka evolution.
I do. I care.
Ich kaufe über Amazon, gelegentlich.
Bisher allerdings hauptsächlich vergriffene Bücher und dort dann beim Amazon-Partner meiner Wahl, wenn er dann das Buch hat. Und dann ist es mir auch egal, ob der in Neuseeland sitzt oder nicht.
Ich weiss nicht, was ich machen würde, wenn ich nicht im Buchhandel tätig wäre… Vermutlich würde ich mehr bei Amazon bestellen, den Katalog und das Empfehlungssystem liebe ich. Was mir fehlte war, auf der Partnerseite die Angabe Landes bei den Partnern; ich weiss ja nicht, welche Bücherinsel jetzt gemeint ist.
Ansonsten: a) Amazon bietet Ausbildungsstellen an, b) Das kann ich nicht nachvollziehen, ausser für Schweizer Verlager und auch da nur bedingt. Wer druckt eigentlich im grösseren Stil noch in der CH?, c) Da mag ich dir recht geben, aber wer es sich leisten kann, macht das auch
@roman: Das ist eine andere Geschichte. Die Musikindustrie ging/geht nicht am Internetvertrieb zugrunde. Sie haben es nur verpasst, dem Kunden das Produkt in einer Form zu verkaufen wie er es gewünscht hat. Einzelne Stücke zu einem „günstigen“ Preis als Download.
Ich kaufe nicht nur bei amazon (habe hohe Stoffabhängigkeit und kann mir darum nur gebrauchte Bücher leisten) und ich verkaufe auch (zuweilen die eben gerade gelesenen Bücher, aber auch uralte.) Mit dem Verkauf kann ich mir zu einem gewissen Prozentsatz den Neukauf gebrauchter Bücher refinanzieren – womit ich für mich auch im Bereich des Holzmediums eine Art Lehrmittelfreiheit erreiche. Prima System! Tut mir Leid, dass es den Buchhändler auf die Dauer überflüssig macht. Aber so ist gesellschafltlicher Wandel. Oder würden wir von heute aus gesehen für den Erhalt des Einzelwebstuhls (Hauptmann: Die Weber) kämpfen, um die Industrialisierung aufhalten zu wollen? No. Ganz anders: Was müssen wir tun, um die Menschen, die Buchhändler sind oder werden wollen neu zu orientieren? Was kann ein Buchhändler besonders (außer kaufen/verkaufen – was vielleicht nicht mehr nötig ist?): Beraten! Diese Beratungskompetenz (in Sachen des sinnvollen Zusammenbringens von Text und Leser) wird doch trotzdem irgendwo irgendwie verwandelt weiterhin eine nützliche Kompetenz sein?
Lisa Rosa, wir Buchhändler/innen haben bis jetzt überhaupt keine Probleme, Stellen zu kriegen. Unsere Arbeitslosenzahlen liegen in der Schweiz weit unter der durchschnittlichen Arbeitslosigkeit. Für irgend etwas schienen wir immer kompetent zu sein, da mache ich mir wenig Sorgen.
joerg: Welche Ausbildungsstellen bietet Amazon an? Ich hatte letztmals vor einem halben Jahr Gelegenheit, mit einem Amazon-Mitarbeiter (De) zu sprechen und er hat mir versichert, dass es keine Azubis gebe.
Um die Buchhändler/innen geht es doch auch gar nicht. Die sind erst einmal egal. Es geht um die Buchhandlungen, die verschwinden, und ob wir das wollen.
Ich habe es im eigenen Viertel mitbekommen, wie alteingesessene Buchhändler schließen mussten. Sicherlich nicht nur wegen Amazon, aber die bequemen Bestellmöglichkeiten im Internet waren sicher einer der Gründe. Meines Erachtens machen es sich die regionalen Händler jedoch viel zu einfach: Der Internet ist nicht in erster Linie Gefahr, sondern Chance. Wer hindert den regionalen Buchhandel daran, schneller und umweltfreundlicher als Amazon in der Region zu liefern? Im oben verlinkten Blog habe ich meine Gedanken dazu geschrieben.