Ich mag didaktische Herausforderungen. Morgen beginnt der Einführungskurs für 44 neue Lernende im Buchhandel. Wir haben wieder welche aus dem Wallis dabei und ich bin dann wirklich froh, wenn die Züge durch den neuen Tunnel brausen und die Armen eine Stunde Anreisezeit sparen.
Mein Part im Einführungskurs ist die erste Stunde mit den Themen:
Berührugnspunkte gibt es wenig. Das Arbeitsbuch (heute eher ein Ordner) im Lehrbetrieb muss geführt werden, während in der Schule das Führen von Ordnern freiwillig ist und diese auch nicht korrigiert werden (ausser Semesterarbeiten natürlich). Ich habe schon Leute erlebt, die ihre ganze Lehrzeit überhaupt nichts dokumentiert haben, weder in der Buchhandlung noch in der Schule und die Prüfung trotzdem geschafft haben, aus Stegreif und Praxis halt. Dokumentation ist nicht gerade eine Stärke des Buchhandels.
Aber so kann ich ja keine Greenhorn-Stunde anfangen.
Ich habe mir gedacht, ich bewege die jungen Leute ein wenig. Man stelle sich vor: Die sind zwischen 16 und 25 Jahre alt und sehen auf dem Programm, dass irgend eine Abteilungsleiterin die Einführung zur Einführung zur Einführung macht. Gäääääähn.
Nun habe ich einen Postenlauf kreiert, damit die Einführung in die Schule nicht theoretisch, sondern praktisch passiert. Das Organigramm kann ich so kaum erklären, aber das ist wirklich nicht wichtig. Die Aufgabe wird sein, verschiedene Dinge herauszufinden und das versteckte Ziel natürlich, dass sie sich rasch die wichtigsten Bezeichnungen und Orte merken können. Zum Beispiel so:
Für das andere Thema habe ich mir Arbeitsordner von frisch gebackenen Buchhändlerinnen geliehen und einzelne Seiten daraus kopiert. Die habe ich ganz klein zusammengefaltet und in Umschläge gesteckt. Die Umschläge hatte ich zuvor aus Verlagsplakaten gebastelt, bei denen die Wiedererkennungschancen gut stehen (Narnia, Harry Potter). Ich habe auch noch ein paar Kopien aus meinem eigenen Arbeitsbuch darunter gemischt, damit sie sehen, wie grün ich damals gewesen bin.
Die vier Umschläge werden dann unter den 44 verteilt (ich erkläre anschliessend weshalb), die Zettel werden individuell gezogen und aufgefaltet. Meine Fragen werden sein: Worum geht es auf dieser Seite des Arbeitsbuches? Was hat die Buchhändlerin sich hier aufgeschrieben? Und warum?
(Bei 44 Leuten darf man nicht alles in einem Stapel herumreichen, das dauert ewig bis der Letzte sein Blatt hat. Man muss pro Reihe oder Gruppe austeilen oder – noch besser – die Arbeitsplätze schon im Voraus samt allem Material bereit machen. Dann setzen sich die Zuhörerinnen und Zühörer nämlich auch gerade richtig hin und kleben nicht in den hintersten Reihen. Wenn es viel Material ist, sind Mäppchen zu empfehlen. Dann lesen sie nicht alles, während man redet, weil sie die Blätter nicht aus dem Mäppchen rausnehmen.)
Mal sehen. Vielleicht ist das, was ich für diese Stunde vorbereitet habe, zu schwierig oder zu leicht oder zu kurz oder zu lang. Hauptsache nicht langweilig.
Kommt gut, gerade weil unerwartet. Viel Glück!
Tönt spannend. Ich bin schon sehr gespannt was die Neuen nächste Woche vom Einführungskurs erzählen und wie sie vorallem die Sache mit dem Arbeitsbuch und dem Postenlauf gefunden haben.
ah, wie schnell die zeit vergeht….
Evelyne: Ich denke, du hast mehrheitlich recht. Es ist meiner Meinung nach gut gelaufen.
@all: Was ich nicht bedacht hatte, ist, dass sich die Leute über die gefundenen Posten, bzw. die beantworteten Fragen würden unterhalten wollen. War zeitlich nicht eingerechnet.
Es gibt natürlich am Ende des Kurses einen Beurteilungsbogen, ich werde ja sehen, was sie über meine Einführung schreiben. Und ich weiss ja zum Glück aus meinem Lehrerinnenleben schon, dass es immer etwas zu verbessern gibt.