8. April 2007 9:20
Auf dem Highway 101 feiert eine Frau allein Ostern. Mit der rechten Hand hält sie das Steuer und in der Linken hat sie einen Osterhasen. Während wir überholen schaue ich zu, wie sie ihm den Kopf abbeisst. Wunderbarer Ausblick auf San Luis Beach.
**
8. April 2007 9:45
Abstecher nach Pismo Beach. Im Pismo Coast Village sind es eine Million Camper die Ostern machen: Sie dekorieren die Wohnwagen, stellen den Grill bereit und da jede Familie mehrere davon besitzt, ist es ein Jammer, dass ich seine Mehrzahl nicht kenne. Daneben werden italienische und mexikanische Flaggen gehisst, das Sternenbanner ist ohnehin omnipräsent.
Auch ein „Rock’n Roll Dinner“ könnten wir in einem umgebauten Zugwagen der Pionierzeit einnehmen oder uns den rüstigen Rentner im „Duna Vista Senior Park“ anschliessen, die ebenfalls offen sind für alle. Aber wir fahren weiter, den unendlichen Erdbeerfeldern von Mr. Hayashi entlang. „Hayashi“ heisse Wäldchen, sagt der Mann.
**
8. April 2007 10:25
Die California 1 South ist gesäumt von riesigen Ranchs, schimmernd braune Pferde grasen in Blumenwiesen, alles sieht aus wie die Titelseite eines Mädchenromans. „$ 1000 fine for littering“ steht am Strassenrand. Geschwindigkeit 65 Meilen, Sound: Drive On.
**
8. April 2007 10:35
Wir durchqueren die Vanderburg Air Force Base. Eine Stadt mit schnurgeraden Rasenrändern, Strässchen, Gärten und Kindergärten, Dienst- und Befehlswegen. Sieht alles ganz genau so aus wie in Wohin die Krähen fliegen.
**
8. April 2007 11:30
Vor Santa Barbara wird es wieder freakiger, bunte Campingplätze rechts, links Ranchs mit wohlklingenden spanischen Namen, vor uns das Corvette-Treffen, hinter uns der Oldtimer-Ausflug. Die Easy Riders lauschen am Strassenrand der Osterpredigt ihres Ober-Easy-Riders. Der Eukalyptus wird immer dichter. Der Mann erklärt, er sei einst aus Australien importiert worden und inzwischen eine Plage.
**
8. April 2007 11:40
Santa Barbara, mit „ca. 89’000“ Einwohnern gemäss Ortstafel. Sound: I’m So Lonsome, I Could Cry. Johnny Cash und Nick Cave singen Hank Williams. Bewölkt und Nieselregen.
Santa Barbara hat wenig von den bekannten Warenhaus- oder Restaurant-Ketten, wir passieren weder Starbucks noch Borders noch McDonald’s. Das seien alles Intellectos hier, meint der Mann, die hätten sich halt immer gegen MacDonald’s gewehrt, aber dann doch nicht genug in der unbhängigen Beiz konsumiert, weswegen sie nun halt zugepflastert seien mit mexikanischen Taco-Schüppen und Liquor-Shops für erfolglose Schriftsteller, die sich hier günstig zu Tode sauften.
Das liebliche „Summerland“ hat eine prespitorianische (?) Kirche deren österliches Motto auf einer grossen Tafel im Rasen davor steht: „He goes before you“.
Die Menschen hier fahren Prius und lächeln selig, wenn man ihnen den Vortritt abschneidet.
Hoffentlich ist das Reisetagebuch noch lange nicht zu Ende. Ein Genuss für eine Amerika-Muffelin (oder ist die weibliche Form von Muffel evtl. Muffin?), welche die Gegend nur aus Büchern kennt.
Danke sehr. Da die Reisenotizen so gut aufgenommen werden, blogge ich etwas mehr, als ursprünglich geplant, ca. einen Drittel der Notizen. Aber ich kann nicht mehr alles gut lesen und muss ein bisschen raten.