Am Dienstag war ich an einer sehr schönen Abdankung. Es braucht viel, dass alles stimmt, aber manchmal gelingt es. Es sang ein Chor, in dem die Verstorbene auch gesungen hatte, der Witwer reihte sich ein. Die Musiker unter den Familienmitgliedern begleiteten uns bei weiteren Liedern, das Trostlied war leicht zu lernen und wurde von allen gut aufgenommen und gern wiederholt. Die Leute, die über die Verstobene sprachen taten dies mit Respekt und Witz; die Trauergemeinde lahcte viel.
Am Mittwoch feierten wir unter Frauen den Geburtstag einer Freundin auf dem Land. Ich brauchte etwas lange, um anzukommen, denn ich verfuhr mich völlig, es ist wenig angeschrieben auf dem Land in der Schweiz. Eine Bauersfrau in einem Weiler riet mir dringend umzukehren, obwohl mein Ziel wohl nur noch wenige Kilometer Luftlinie entfernt hinter dem Wald lag. Sie sei seit jeher hier, nehme aber auch immer den längeren Weg über die Hauptstrasse, wenn man sich einmal im Forst verirre, sei man eine Nacht damit „vertöörlet“ wieder rauszukommen.
Und heute besuchte ich seit langem wieder einmal eine Lesung. Ich hatte die Biografie über Mani Matter im Sommer mit Begeisterung gelesen. Und ich war überrascht und beeindruckt, wie gut die Vielfalt Matters Wesens und Schaffens auch in dieser musikalischen Lesung zur Geltung kam. Wir sassen auf roten Holzklappstühlen, wie ich in den Siebzigerjahren einen in meinem Zimmer hatte, und unterhielten uns prächtig mit dem Autoren und dem alten Troubadouren. Danach räumte das Publikum gemeinsam die Stühle weg, damit das Buchhändler-Ehepaar den Apéro auftischen konnte. Es war ein erbaulicher, origineller Abend – ich bin froh, sind unabhängige Buchhandlungen noch nicht ganz verschwunden, nur sie machen das möglich.