Ich stehe im Regen.
Aus prügeltechnischen Gründen hole ich diese Woche das Kind von der Schule ab. Und wie immer, wenn ich solcherlei mache, fühle ich mich unpassend und unmütterlich. Bei uns gibt es nicht viele superelterliche Eltern, was mir einerseits gefällt, aber was natürlich auch mühsam ist, zum Beispiel wenn man den Elternrat besetzen und sich am Elternabend oder am Elterngespräch ziegen sollte. Da fühlen sich nämlich eine Menge nicht angesprochen. Viele arbeiten Tag und Nacht (und oft dunkelgrau), viele Kinder leben bei Verwandten oder in Fortsetzungsfamilien, manche Kinder haben fünf oder sechs Geschwister. Aber die echten Schuleltern, die übrigbleiben, die sind waschecht. Bloss zwei Mal zehn Minuten mit anderen echten Müttern auf dem Pausenplatz in der Pfütze stehen und schon habe ich einen Katalog von Unterlassungssünden im Kopf. Und sollte ich jemals richtig Lust auf Zwietracht verspüren, brauche ich mich nur bei Schulschluss auf den Pausenplatz zu stellen und die Million Klagen über Räumlichkeiten, andere Eltern, andere Eltern anderer Nationalitäten, andere Kinder, andere Kinder anderer Nationaliäten und sämtliche Lehrpersonen (ausser den Pensionierten, die waren gut) zu supporten. Aber wenn ich keine Lust habe darauf und wortkarg werde, dann stehe ich halt doppelt im Regen.
There is no such thing as bad weather – only bad clothing.