Persönlich habe ich so viele und schöne Weihnachtswünsche bekommen und danke allen sehr dafür.
Was mich aber zunehmend beelendet, sind die Texte der Weihnachtskarten und -mailings im pädagogischen Bereich. Sicher gibt es Ausnahmen, aber häufig sind diese Wünsche einfach platt. Lange wurden ja die Saint-Exupery-Zitate verwendet, und das hat mich manchmal auch genervt, weil ich einfach finde, für Lehrer oder von Lehrern könnte auch eigens etwas geschrieben werden. Aber Seit-Exupery war immerhin gut übersetzbar und er eignete sich für Schulstuben, Leherzimmer und Fortbildungsveranstaltungen gleichermassen.
Seit 2010 werden zunehmend chinesische Weisheiten verschickt. Letztes Jahr ist mir mehrfach und in verschiedener Übersetzung die altchinesische Lehre über den Umgang mit Veränderungen untergekommen. Sinngemäss: Wenn der Wind der Veränderung weht, errichten die Klugen Windmühlen und die Deppen Mauern. Dieses Jahr scheinen Abwandlungen von „der Weg ist das Ziel“ beliebt. Man liess uns Lehrpersonen mehrfach ein Zitat von Zhuangtsi oder Dschuang Dsi angedeihen, das besagt, dass ein Weg sich dadurch bildet, dass er begangen wird. Oder dass der Weg entsteht, indem er gegangen wird – alles eine Frage der Übersetzung aus einer anderen Kultur, Sprache und Schrift.
Wenn innerhalb des Bildungskuchens (zu dem ich auch gehöre, deshalb regt es mich ja auf) Lust, Zeit oder Personal fehlen, um selber etwas zu schreiben, wäre eine originalsprachige Twittererin mindestens so zitierwürdig wie ein verblichener Chinese.