Lebensläufe

Jeder macht eine Laufbahn, Karriereplanung oder Nichtplanung spielt keine Rolle, die eigene Biografie ist wie das Wasser, sie gräbt sich durch.
Ich bin mir zwar meiner Kindheit bewusst, aber meines Erwachsenenlebens kaum. Und denke ich an die Nachrufe, die ich so auf Beerdigungen höre, ist das ziemlich üblich. Die Pfarrer und Pfarrinnen reden über Kindheit und Jugend und dann kommt noch etwas Beruf und Charakter, in aller Regel sind die Prioritäten zu Gunsten der Jugendzeit unausgewogen.
So ist es bei mir schon zu Lebzeiten, ich bin mir meiner Laufbahn als Erwachsene nicht sonderlich bewusst. Heute Mittag zum Beispiel war ich erstaunt, wie sehr ich mich über die Afrikadebatte von Bush und Blair aufregen konnte, ich war noch nie in Afrika, ich kenne niemanden da und schrieb mich dennoch in Rage. Herzblut ist dick, die Themen, für welche ich es vergossen habe, vergesse ich nicht so leicht.
Ich habe vor 14 Jahren in der Münstergass-Buchhandlung die Abteilung DOCUDISP gegründet, die Entwicklungsprojekte mit Informationen beliefert. Auch wenn ich seit 2001 nicht mehr dort arbeite, lese ich immer noch alles zum Thema mit besonderer Aufmerksamkeit. Während ich mir die Gesichtszüge ehemaliger Freunde auch mit grösster Anstrengung kaum noch vorstellen kann, bleibt berufliches Engagement bei mir ganz selbstverständlich hängen. Und Bücher, die mich in dem Zusammenhang beeindruckt haben, lese ich wieder, auch die Fortsetzungen, denn es geht ja immer alles weiter.
Wie auch mein Lebenslauf. Ich war ein einziges Mal beim Berufsberater, am Ende der Schulzeit. Er empfahl mir nach Gespräch und Test einen Beruf, den ich verabscheute. Er war überzeugt, dass ich nicht Buchhändlerin werden sollte, nein, lesen könne ich so oder so. Viel geeigneter fand er Lehrerin.

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