Das Gurkenglas

Beim Projekt „Kugellager“ im letzten Kurs ist Manuela vis-à-vis von mir gelandet. Sie hat mir ein Lernerlebnis so authentisch geschildert, dass ich die ganze Woche über immer wieder daran gedacht habe.
Manuela war in der dritten Klasse und hatte einen Lehrer ohne jede natürliche Autorität. Weil es ihm nicht gelang Ruhe in die Klasse zu bringen, brachte er eines Tages ein leeres (Saure-) Gurkenglas mit, welches er auf dem Lehrerpult deponierte. Er erklärte, dass es still werden sollte, sobald er mit dem Stift ans Glas schlage. Nun brauchte er aber diese Methode derart oft, dass sie völlig inflationär wurde, die Drittklässlerinnen und Drittklässler nicht mehr beeindruckte und bald schon keine Wirkung mehr zeigte. Was ihn nicht davon abhielt, sie weiterhin zu praktizieren und einfach umso länger und fester gegen das Gurkenglas zu hauen. Bis es – man ahnt’s – eines besonders lauten Tages in tausend Stücke sprang. Diese Autoritätsbemühungen so in Scherben zu sehen war bildhaft genug, um bis heute fest in Manuelas Gedächtnis verankert zu sein. Und sollte sie es einmal kurz vergessen, braucht sie nur ein Glas mit sauren Gurken zu sehen und weiss: „So nicht!“.
Ich finde das eine wunderschöne Geschichte. Sie erinnert mich sehr an die Rede „Niemals Gewalt!“ von Astrid Lindgren aus dem Jahre 1978, die aktueller nicht sein könnte. Lesen.

3 Gedanken zu „Das Gurkenglas“

  1. Das klingt wirklich nicht gelungen, dieser Versuch.
    Aber Stifte sind so eine Sache…
    Es erinnert mich daran, wie unser Deutschlehrer in der siebten Klasse immer mit dem Tisch auf das Pult geklopft hat, wenn wir Fehler beim Lesen gemacht haben – mit dem Erfolg, dass dann über die Hälfte der Klasse zu stottern anfing 😉

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