Unsere Schule hat eine vergleichsweise lange Tradition im Bereich Befragungen zur Unterrichtsgüte. (Trotzdem würde ich nicht zu behaupten wagen, die Lernenden seien bei uns zufriedener als anderswo.)
Auch Lehrbetriebe werden übrigens regelmässig befragt und hier haben wir uns gerade wieder verbessert. Das hat mich sehr gefreut. Unzufriedene Azubis möchte ich natürlich auch nicht, aber mit Aubildungsbetrieben arbeite ich über Jahre zusammen und gute gemeinsame Erfahrungen helfen uns in schwierigen Situationen enorm. Dazu kommt, dass ich in meinen Abteilungen nur wenig offizielle Ansprechspartner habe, weil die Verantwortung für die Ausbildung, die in den Filialen passiert, zentralisiert ist. Befragungen fördern die Kommunikation zwischen den zahlreichen involvierten Stellen, weil sie sich ja auf eine Antwort einigen müssen.
Zurück zu den Befragungen der Lernenden: Standardisierte Befragungen zum Unterricht, die wirklich der Verbesserung dienen, sind nicht einfach. Nach reiflicher Überlegung (und vielen Sitzungen) haben wir Änderungen vorgenommen: Die erste Befragung, die Azubis bei uns erleben, ist neu früher und geschieht durch die Abteilungsleiter und die Abteilungsleiterin (bin die einzige Frau). Die zweite Befragung durch die Lehrperson, welche ein geeignets Instrument zur Verfügung gestellt bekommt, aber auch eine andere Form wählen könnte. Die dritte Befragung („Lehrabgängerbefragung“) bleibt im Wesentlichen gleich und geschieht durch die Bereichsleitung am Ende der Lehrzeit.
Im Moment läuft die erste Befragung, welche wir 100-Tage-Befragung nennen. Das heisst, dass ich und meine Abteilungsleiterkollegen jede Klasse des ersten Lehrjahres besuchen und diesen neuen Klassen die gleichen vier Fragen stellen. Eine Frage zum Unterricht, eine zu den Lehrpersonen, eine zur Organisation und Infrastruktur und eine allgemeine, die darauf abziehlt, herauszufinden, ob die Azubis von allen Stellen ernst genommen werden. Ich zitiere die Fragen hier jetzt nicht, weil’s halt doch irgendwie Interna ist (wobei ja nichts intern bleibt, was 200 Lehrpersonen wissen). Während der Befragung machen sich die Abteilungsleiter Notizen und tragen später im Büro die relevanten Stichworte in ein Excelsheet ein. Wir treffen unmittelbar kurz- und langfristige Massnahmen und halten die Statusmeldung pro Klasse à jour. Weil das von unserem Sekretariat logisch benannt und elektronisch archiviert wird, können wir während der ganzen Lehrzeit eines Jahrgangs gut darauf zurückgreifen.
Ich stelle diese Fragen gern, sie sind offen und sinnvoll, wir haben sie gemeinsam erarbeitet. (Es ist ja immer blöd, wenn man Zeugs fragen muss, das man nie freiwillig fragte.) Nach ersten Erfahrungen erscheint mir die Art der Befragung tauglich, Probleme früher zu erkennen und schneller zu lösen, auch abteilungsübergreifend. Aber sicher wissen wir das erst in ein paar Jahren.